Vattenfall finanziell angeschlagen – Vier Milliarden Euro in den Sand gesetzt

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Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe und 2.000 Arbeitsplätze sollen gestrichen werden. Vattenfall ist finanziell angeschlagen. Foto: Dirk Seifert

Die schwedische “Dagens Industri” berichtet über Milliarden-Verluste des Vattenfall-Konzerns. Seit 2009, so DI, musste Vattenfall 34 Milliarden SK (schwedische Kronen, das sind umgerechnet rund 4 Mrd. Euro) an Verlustabschreibungen vornehmen. Vor diesem Hintergrund hat Vattenfall angekündigt, europaweit insgesamt rund 2.000 Arbeitsplätze abzubauen.

Nach dem Bericht soll Vattenfall rund 200 Milliarden SK (knapp 24 Mrd. Euro) für Akquisitionen außerhalb Schwedens investiert haben. Viele dieser Investitionen wurden mit Verlusten beendet. So soll die Übernahme des niederländischen Strom-Unternehmens Nuon 104 Milliarden SK (rund 12 Mrd. Euro) gekostet haben. Das gilt – wie das Handelsblatt schreibt – als völlig überteuert und hatte zur Folge, dass Vattenfall bisher 15 Mrd. SK (ca. 1,78 Mrd. Euro) als Verlust abschrieben musste

Die Abschaltung der maroden Atomkraftwerke Brunsbüttel und Krümmel soll demnach mit 10 Mrd. SK (ca. 1,18 Mrd. Euro) zu Buche schlagen. Gegen diese Stilllegung klagt Vattenfall vor dem Bundesverfassungsgericht und vor dem Weltbank-Gericht in Washington: Dort verlangt der Konzern über 3,5 Mrd. Euro als Schadensersatz!

Weitere 5 Mrd. SK (rund 600 Mio. Euro) an Verlusten habe der Verkauf eines deutschen Stromunternehmens eingebracht. Zusätzliche Verluste hätten Fehlinvestitionen in dänische Kraftwerke, in Polen und in Liberia erbracht.

Gegenüber der DI sagte der Analyst der Swedbank, Ingvar Matsson: „Es besteht das definitive Risiko, dass Vattenfall gezwungen wird weitere Abschreibungen  zu tätigen. Der gesamte Strommarkt steht unter großem Druck durch den Strompreisverfall. Und Vattenfall wird nicht damit rechnen können, dass es zu einer raschen Verbesserung der Situation auf dem Markt kommt“.

Auch in Zukunft dürfte es für Vattenfall nicht leichter werden. Spätestens 2014 soll in Hamburg-Moorburg ein 1.600 MW Steinkohlekraftwerk in Betrieb gehen. Schon bei Baubeginn war die Wirtschaftlichkeit dieser Investition zumindest fraglich. Inzwischen hat sich durch Bauverzögerungen (Betriebsbeginn war für 2012 vorgesehen), das Scheitern für die Auskopplung von Fernwärme sowie hohe Umweltauflagen und dem damit verbundenen Bau eines Kühlturms die Wirtschaftlichkeit drastisch verschlechtert.

Statt wie geplant rund 1,7 Mrd. Euro soll das Kraftwerk Moorburg nun etwa 2,8 Mrd. Euro kosten, wie Die Welt neulich berichtete. Angesichts des schon heute bestehenden Strom-Überangebots dürfte der Betrieb dieses Kraftwerks für Vattenfall eine weitere schwere Belastungsprobe darstellen.

Schon jetzt schlagen die gesunkenen Strompreise massiv auf die Bilanzen von Vattenfall – wie auch die anderen Stromerzeuger – durch. Hinzu kommt, dass Vattenfall sowohl in Hamburg als auch in Berlin künftig die Lizenz für den Betrieb der Stromnetze (und in Hamburg auch das Fernwärmenetz) verlieren könnte. In Hamburg entscheiden die BürgerInnen per Volksentscheid im September 2013 über die vollständige Überführung der Energienetze in die öffentliche Hand. In Berlin läuft derzeit ein Volksbegehren an, mit dem Ziel Vattenfall das Stromnetz abzunehmen, es in städtische Hände zu legen und außerdem neue Stadtwerke für Berlin zu gründen.

Dirk Seifert

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