Atommüll-Lager im Schacht Konrad verzögert sich: Sicherheitsprobleme nehmen kein Ende
Die Inbetriebnahme des für die dauerhafte Lagerung von leicht- und mittelradioaktiven Atommüll vorgesehenen Schacht Konrad in Salzgitter wird sich offenbar weiter verzögern. Bei dem derzeit laufenden Vorbereitungen für die Einlagerung des Atommülls zeigen sich immer wieder große Probleme, die immer wieder zu Verzögerungen führten. Nachdem der Beginn für den Probebetrieb auf 2019 verschoben werden musste, ist nun ein Verzögerung von zwei weiteren Jahren bis zum Jahr 2021 wahrscheinlich. Das melden Medien mit Bezug auf Berichten von DPA und dem NDR.
Der NDR berichtet: „Die DBE, die Schacht Konrad baut, hatte die schlechte Botschaft: Bei einem der zwei Schächte gebe es große Probleme. Der Aufwand, diesen Schacht zu sanieren, sei wesentlich größer als gedacht.“
Der Stern erläutert weiter: „Zunächst hatte der Fund des Minerals Ettringit im Schachtmauerwerk Sorgen bereitet – das soll aber nun kein Grund für mögliche neue Verzögerungen sein. Probleme bereite jetzt vor allem „der teils geringe Verfüllungsgrad von Mauerwerksfugen an der Schachtwand“, heißt es in einem Sachstandssbericht von Anfang März. 75-prozentiger Gesellschafter der DBE ist die Gesellschaft für Nukleartransporte (GNS), hinter der sich vor allem die Atomwirtschaft verbirgt.“
Die Taz spricht davon, das die DBE „einen erheblichen Mehraufwand für die Sanierung von mindestens einem der beiden alten Schächte des früheren Eisenerzbergwerks festgestellt“ hat. Mindestens! Möglicherweise könnte es also auch noch in dem zweiten Schacht zu Problemen kommen. Jetzt sollen weitere Prüfungen erfolgen.
Offiziell ist der Schacht Konrad ein genehmigtes Endlager. Aber wie in Gorleben hat es für Konrad niemals eine vergleichende Standortprüfung gegeben und auch hier ist in vielen Fällen aus politischen Gründen in das Genehmigungsverfahren eingegriffen worden. Das hat dazu geführt, so KritikerInnen, dass auch im Schacht Konrad erhebliche Sicherheitsrisiken nicht ausreichend betrachtet worden sind.
Hinzu kommen weitere Probleme: Die neue rot-grüne Landesregierung hat im Koalitionsvertrag festgelegt, dass „dass unter Berücksichtigung der Erfahrungen mit der Asse eine Neubewertung der Konzeptions- und Einlagerungssituation von Schacht Konrad im Rahmen des Endlagersuchverfahrens“ erfolgen soll. Was das konkret bedeutet, hat die Regierung im einzelnen noch nicht erläutert, macht aber deutlich, dass auch hier Handlungsbedarf gesehen wird und dass die vorliegende Genehmigung für den Schacht Konrad noch lange nicht mit einer Inbetriebnahme gleichzusetzen ist. Rot-Grün wird in Niedersachsen deutlich: „Keiner dieser Standorte (gemeint sind Asse, Gorleben, das benachbarte Morsleben und der Schacht Konrad) ist auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Auswahlverfahrens nach Stand von Wissenschaft und Technik und damit eines kriterienbasierten, ergebnisoffenen vergleichenden Auswahlverfahrens bestimmt worden.“ (Seite 89). Der Koalitionsvertrag steht auch hier zum download bereit (PDF)
Die immer neuen Probleme in Konrad zeigen, wie wenig die dauerhafte Lagerung in Deutschland funktioniert. Nicht nur die Frage Gorleben bzw. die Lagerung des hochradioaktiven Atommülls ist ungeklärt.
Bereits die Vorbereitung für die Lagerung des leicht- und mittelaktiven Atommülls zeigt gravierende Probleme, die nicht gelöst sind. In allen Fällen haben politische Motive eine sachgerechte Vorgehensweise verhindert. Ein vermeintlicher „Neuanfang“ bei der Endlagersuche, der sich nur auf Gorleben und den hochradioaktiven Atommüll konzentriert, wird kaum eine Chance haben, zu einem „guten Ende“ zu kommen. Voraussetzung ist und bleibt: Sofort die Produktion von weiteren Atommüll einstellen und einen dann einen umfassenden gesellschaftlichen Dialog beginnen. Dazu ist nicht nur die Stilllegung aller Atomanlagen erforderlich. Es braucht auch endlich das eingeständnis, das die Nutzung der Atomenergie seit 40 Jahren auf einer Entsorgungslüge betrieben wurde und wird.
Siehe auch: Endlagersuchgesetz: Erfolgreich scheitern?
und: Atommüll und Ausstieg: Alles hängt an Konrad?
sowie:
- Vattenfall-Reaktor Brunsbüttel: Wie geht die Stilllegung?
- Riskantes Spiel: Endlager-Deal braucht Zustimmung durch Atomkonzerne
- Atommüll-Endlagersuche von Demokratiewelle überrollt – 24 für den Konsens