Kernfusion: Deutsche Forschungszentren und Firmen dick im Geschäft

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Kosten explodieren: Baustelle des Kernfusionsprojektes ITER in Cadarache an der Rhone. Foto: Iter

Geplant waren Kosten von fünf Milliarden Euro, das Bundesfinanzministerium spricht von derzeit 14,5 Mrd Euro und die Süddeutsche Zeitung berichtet nun mit Bezug auf eine Kleine Anfrage der Grünen vom August 2013 (PDF) von 17 Milliarden Euro. Das ist die aktuelle finanzielle Bilanz für eines der größten Forschungsprojekte: Der Kernfusion. Im französischen Cadarache – sonst eher als Plutoniumschmiede bekannt – ist ein internationales Konsortium unter Federführung der Europäischen Union dabei, einen Versuchsreaktor mit dem Namen ITER zu errichten.

Die Süddeutsche berichtet gestützt auf einen Bericht des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss des Bundestages: „Die EU hat ihren Beitrag von 45,5 Prozent der Kosten über die EU-Atomgemeinschaft Euratom auf 6,6 Milliarden Euro gedeckelt. Das wird aber wohl kaum reichen. Der Europäische Rechnungshof hatte im Januar kritisiert, dass wegen fehlender Überwachung Abweichungen von bis zu 290 Millionen Euro möglich seien.“

Im Dezember 2013 wurde erstmals Beton für die Errichtung des Versuchsreaktors gegossen, wie das Nuklearforum.ch berichtet. Doch schon zu diesem Zeitpunkt musste eingeräumt werden, dass nicht viel nach Plan lief: „Der Bau des Iter, an dem 34 Nationen beteiligt sind, stellt die Projektleitung nicht nur vor finanzielle Herausforderungen. Auch die Einhaltung des Terminplans erweist sich als eine schwierige Aufgabe. So teilte Michel Claessens, Kommunikationsverantwortlicher der Iter-Organisation, in einem Interview mit der internationalen Kernenergie-Nachrichtenagentur NucNet im Februar 2013 mit, dass erstes Plasma im November 2020 erwartet werden kann – vier Jahre später als zuvor angedacht. Die Baukosten werden auf rund EUR 13 Mrd. (CHF 16 Mrd.) geschätzt.“

Nicht nur die Kosten laufen aus dem Ruder. In dem Bericht an den Haushaltsausschuss informiert das Finanzministerium: „Die Bundesregierung geht davon aus, dass ITER nicht 2020 fertig gestellt wird und sich die Inbetriebnahme mit dem sogenannten „First Plasma“ bis mindestens 2023 verzögern wird.“

Über die finanzielle Beteiligung Deutschlands hält sich der Bericht an den Haushaltsausschuss bedeckt. Betont wird jedoch, dass „deutsche Firmen und Forschungseinrichtungen bisher (Stand: August 2014) Aufträge in Höhe von insgesamt 434 Mio. € eingeworben (haben). 229 Mio. € stammen dabei aus Direktaufträgen von F4E, 80 Mio. € aus Unteraufträgen von Firmen anderer EU Mitgliedsstaaten und 80 Mio. € aus Aufträgen von anderen ITER Partnern. Außerdem wurden 10 Mio. € aus F4E Forschungsaufträgen, 9 Mio. € aus „Framework Partnership Agreements“ und 26 Mio. € aus Aufträgen von ITER I0 eingeworben. Die Zahlen basieren im Wesentlichen auf freiwilligen Angaben der Industrie und sind daher als Mindestwerte zu verstehen.
Hervorzuheben ist der Erfolg der deutschen Forschungszentren (Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, Karlsruher Institut für Technologie, Forschungszentrum Jülich) beim Einwerben von Forschungsaufträgen, was die hervorragende Rolle der deutschen Fusionsforschung‘ unterstreicht.“

Der Süddeutschen erklärte das Forschungsministerium auf Nachfrage, „dass Deutschland acht Prozent der Euratom-Kosten trage, das entspräche 530 Millionen Euro für Iter.“

Dirk Seifert

Ein Gedanke zu “Kernfusion: Deutsche Forschungszentren und Firmen dick im Geschäft

  1. Es wäre ganz gut, wenn die mit ITER nicht so Vertrauten -möglichst schon zu Beginn des Artikels – daran erinnert würden, wie wenig relevant diese irrsinnig teure Forschung für die zukünftige praktsiche Energieversorgung ist:

    http://de.wikipedia.org/wiki/ITER

    Stromeinspeisung ins Netz frühestens 2040.
    Kosten ungeklärt.
    Radioaktiver Müll und Tritiumverseuchung

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