Für die Ewigkeit – Konzepte zur dauerhaften Atommülllagerung
Wir haben uns daran gewöhnt, von Endlagerung im Zusammenhang mit radioaktiven Abfällen zu sprechen. Klingt beruhigend, vor allem wenn noch das Wort Entsorgung hinzu kommt. Doch was so einfach klingt, ist eine – wenn nicht die – gewaltigste Aufgabe, die die Menschheit weltweit zu lösen hat(, wenn man von der Abschaffung von Krieg, Hunger und Ungerechtigkeit absieht): Wie können diese für bis zu eine Million Jahre hochgefährlichen radioaktiven Abfälle sicher von den Menschen weggesperrt werden. Soziale und ökonomische gesellschaftliche Entwicklungen zeigen, welche Risiken die Menschheit sich aufgeladen hat. Welches enorme Gefährdungs- und Erpressungspotential mit diesem Atommüll verbunden ist. Auch im technischen Sinn stellen sich Anforderungen, die jede Dimension bisheriger menschlicher Konzeptionen weit übersteigt. Wie stellen sich heute mit der dauerhaften Atommülllagerung befasste Experten-Kreise vor, diese unfassbare Aufgabe anzugehen?
Im Rahmen des interndisziplinären Forschungsprojekts ENTRIA, finanziert von der Bundesregierung, haben Dr. Detlef Appel, Dipl-Geol. Jürgen Kreusch, Dipl.-Phys. Wolfgang Neumann den ENTRIA-Bericht-2015-01 erarbeitet. „Darstellung von Entsorgungsoptionen“ heißt es lapidar. In dem 158 Seiten umfassenden Bericht stellen die Autoren dar, welche Varianten und Optionen es derzeit gibt, um eine dauerhafte Lagerung von Atommüll so zu organisieren, dass die Radioaktivität und die sonstigen Giftstoffe den Menschen und der Umwelt über möglichst lange Zeiträume möglichst wenig Schaden antun können.
- ENTRIA-Bericht-2015-01: Darstellung von Entsorgungsoptionen. Detlef Appel, Jürgen Kreusch und Wolfgang Neumann, Hannover (PDF)
- Siehe auch: Atommüll-Kommission zwischen Plan und Wirklichkeit: Am Ende nur ein Zwischenbericht?
Die Aufgabe, der sich die Autoren mit der Studie widmen: „Im vorliegenden Arbeitsbericht zum ENTRIA-Transversalprojekt „Interdisziplinäre Risikoforschung“ werden Ziele und charakteristische Merkmale ausgewählter Entsorgungsoptionen dar gestellt, die seit Beginn der Entsorgungsdiskussion in den 1950er und 1960er Jahren immer wieder im Brennpunkt der fachlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung um die Entsorgung hochradioaktiver bzw. wärme-entwickelnder radioaktiver Abfälle standen. Diese Optionen decken auch die Bandbreite der heute weltweit verfolgten bzw. diskutierten Entsorgungsansätze im Hinblick auf ihre technischen Merkmale und die angestrebten Ziele weitgehend, allerdings im Detail nicht vollständig, ab und umfassen als spezielle Fälle auch die drei im ENTRIA-Vorhaben im Vordergrund der Betrachtung stehenden Entsorgungsoptionen „Endlagerung in tiefen geologischen Formationen ohne Vorkehrungen zur Rückholbarkeit“, „Einlagerung in tiefe geologische Formationen mit Vorkehrungen zur Überwachung und Rückholbarkeit“ sowie „Oberflächenlagerung“ (im Sinne langzeitiger Lagerung in Bauwerken an der Erdoberfläche).“
Diese (nicht unfassbare sondern) umfassende Aufgabe löst die Endlagersuchkommission locker bis Mitte 2016. Sehr hilfreich werden ihr dabei die drei geplanten workshops sein, auf denen mehrere Hundert Personen tief, tiefer, noch tiefgehender miteinander diskutieren werden.