Plutonium in Lingen: Letzter MOX-Einsatz im AKW Emsland
Die letzten 12 Plutonium-Brennelemente (sogenannte Mischoxid-Brennelemente) sind im Januar während der Revision im AKW Emsland eingesetzt worden. Damit befinden sich derzeit 40 solcher Plutonium-Brennelemente im Reaktor. Das Plutonium in diesen Brennstäben stammt aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente in Frankreich und England. Mit dem Einsatz in Lingen ist laut Behördenangaben nunmehr das gesamte Plutonium erneut im Einsatz. Weitere werden für deutsche Reaktoren nicht mehr hergestellt, sodass es auch keine weiteren derartiger Atomtransporte geben wird. Insgesamt, so die niedersächsische Atomaufsicht, wurden während des Stillstands 24 der insgesamt 193 Brennelemente gegen neue ausgetauscht. Auch der Betreiber RWE informierte in einer PM am 21. Dezember über den MOX-Einsatz (siehe auch hier Osnabrücker Zeitung). Der Brennelementewechsel Ende Dezember/Anfang Januar wurde erforderlich, damit RWE soweit möglich die Uran-Brennelemente-Steuer, die Ende 2016 auslief, sparen konnte. Bereits Ende Mai 2016 war der Reaktor zur Revision runtergefahren worden. Dabei wurden lediglich 16 Brennelemente (davon vermutlich 12 MOX) ausgetauscht.
- Die Brennelemente-Steuer war von der schwarz-gelben Bundesregierung im Rahmen der Laufzeitverlängerung vor Fukushima eingeführt und bis Ende 2016 befristet worden. Die Atomkonzerne klagen bis heute – also trotz der jüngsten Vereinbarungen zur Finanzierung der Atommüll-Kosten – gegen diese Steuer: Rückschlag für Atomkonzerne: Brennelementesteuer ist zulässig. Die Grünen – die dem neuen Atomdeal zur Befreiung der Atomkonzerne vor den Kosten-Risiken bei der Atommülllagerung zugestimmt haben, hatten ebenso wie die Bundestagsfraktion der LINKEN mit Anträgen im Bundestag erfolglos gegen die Stimmen von CDU/CSU und SPD die Verlängerung dieser Steuer gefordert: Linksfraktion scheitert mit Antrag – GroKo spendiert fünf Milliarden Euro Steuererleichterung für Atomkonzerne. Alle Atomkonzerne haben mit Blick auf das Auslaufen dieser Steuer in 2016 soweit möglich auf den Austausch von Brennelementen verzichtet. Damit haben sie für 2016 lediglich rund 500 Mio. Euro statt der vom Finanzminister eingeplanten 1,1 Mrd. Euro an BE-Steuer gezahlt. Siehe z.B. auch: AKW Brokdorf offline – Revision ohne Brennelemente-Wechsel
- Plutonium ausgeliefert: Die letzten MOX-Brennelemente sind in den Reaktoren – Atomtransporte finden nicht mehr statt
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Bereits im Juli 2015 hatte die Osnabrücker Zeitung über die MOX-Brennelemente für das AKW Emsland berichtet: „Osnabrück. Transporte von umstrittenen Mischoxid-Brennelementen (MOX) soll es laut dem niedersächsischen Umweltministerium künftig nicht mehr geben: Der Behörde zufolge sei die letzte Ladung des plutoniumhaltigen Materials Ende Juni zum Atomkraftwerk Emsland geliefert worden. Das AKW Emsland habe insgesamt 24 der MOX-Brennelemente erhalten, teilte das Ministerium am Donnerstag mit. Demnach habe die Herstellerfirma Areva angekündigt, nach der erfolgten Auslieferung die Montagestätte im belgischen Dessel zu schließen. Um den Einsatz der Elemente, die unter anderem Plutonium enthalten, hatte es in der Vergangenheit immer wieder Streit gegeben.“ (Bereits 2014 wurden letztmalig MOX-Brennelemente im AKW Grohnde eingesetzt.)
In dem eingangs erwähnten Bericht der OZ heißt es zu BE-Wechsel auch: „Beim zweiten Wechsel von Brennelementen in diesem Jahr werden laut Kraftwerksleiter Jürgen Haag 24 der 40 Brennelemente ausgetauscht. Mitte dieses Jahres hatte RWE im Zuge der turnusmäßigen Kraftwerksrevision die übrigen 16 Elemente gewechselt. Als Grund für den „Doppelwechsel“ nannte Haag eine bessere Ausnutzung der Elemente: „Wir können die Einsatzplanung für die letzten sechs Betriebsjahre des Kraftwerkes auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten optimieren.““