Atomstrom am Tropf: Staatshilfe oder Three Mile Island wird 2019 abgeschaltet

Atomstrom am Tropf: Staatshilfe oder Three Mile Island wird 2019 abgeschaltet

Im März 1979 kam es im nagelneuen Block 2 des Atomreaktors Three Mile Island (TMI) in der Nähe von Harrisburg zu einer teilweisen Kernschmelze und Freisetzung von Radioaktivität. Der Reaktor wurde so schwer beschädigt, dass er nie wieder ans Netz gehen konnte. Die Katastrophe hatte einschneidende Folgen für das US-Atomprogramm, der weitere Ausbau kam für Jahrzehnte zum Erliegen. Jetzt endlich soll auch der Block 1 des AKW abgeschaltet werden. TMI-Betreiber Exelon kündigte an, die Stilllegung solle Ende September 2019 erfolgen, weil der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich wäre. Eine neue Studie in den USA stellt fest, dass der Unfall in Three Mile Island zu Krebserkrankungen führte. (Foto: United States Department of Energy)

Die Atomkatastrophe von Three Mile Island ereignete sich im März 1979 zu einer Zeit, als in Deutschland die Anti-Atom-Bewegung immer mehr anwuchs. Fast zeitgleich war der Gorleben-Treck unterwegs nach Hannover, wo der damalige Ministerpräsident Ernst Albrecht regierte und in Gorleben nicht nur ein Endlager für hochradioaktiven Atommüll plante, sondern auch noch eine große Plutoniumfabrik zur Wiederaufarbeitung. Über 100.000 Menschen empfingen unter dem Eindruck der Ereignisse von TMI damals die hunderte von Treckern, mit denen sich die Wendland-Bauern auf den Weg nach Hannover gemacht hatten.

Die FAZ berichtet aktuell aus Anlass der angekündigten Stilllegung: “In dem Kraftwerk bei Harrisburg hatten Bedienungsfehler und falsche Managemententscheidungen 1979 eine Teil-Kernschmelze ausgelöst, während der größere Mengen Radioaktivität in die Außenwelt gelangten. Der Reaktor war gerade drei Monate im Betrieb, der Betreiber ging damals insolvent, die Dekontaminierungskosten beliefen sich auf mehr als eine Milliarde Dollar. Die amerikanische Regierung verhängte ein Moratorium für die Lizensierung neuer Atomkraftwerke, einige Reaktoren wurden vorübergehend stillgelegt.”

Auch in den USA ist die Atomenergie inzwischen schwer in der Krise. Höhepunkt ist die vor wenigen Wochen erklärte Insolvenz des Atomkonzerns Westinghouse, der sich inzwischen unter dem Dach von Toshiba befindet.

Die FAZ berichtet zur Entscheidung in Sachen TMI: “Dessen Betriebsgenehmigung … reicht noch bis 2034. Das Kraftwerk schreibt allerdings seit fünf Jahren rote Zahlen. Vor allem das günstige Erdgas in den Vereinigten Staaten macht den Betreibern zu schaffen. Immer mehr Energiekonzerne setzen auf Gaskraftwerke zur Erzeugung von Strom, seitdem Erdgas dank des Frackingbooms billig geworden ist. Dazu kommt, dass zahlreiche Bundesstaaten und die Bundesregierung in Washington die Produktion von erneuerbarer Energie fördern. Die Unternehmensführung von Exelon bietet der Regierung des Bundesstaates von Pennsylvania einen Ausweg, die vorzeitige Stilllegung noch abzuwenden. Subventionen oder andere Formen der staatlichen Hilfe könnten das Aus noch stoppen.”

Wiederholt war der Betreiber erfolglos, Strom aus TMI bei Auktionen zu platzieren, berichtet Times-Herald. Und ydr berichtet: “For the third year in a row, Three Mile Island failed to secure a crucial contract to sell its electricity, increasing the possibility that the plant will soon close.”

Die Debatte um staatliche Gelder für den Weiterbetrieb der Atommeiler ist in den USA bereits länger im Gange. Darüber hatte unter anderem die Technolgy-Review am Beispiel New York berichtet. In den USA gilt vielen interessierten Kreisen die Atomenergie noch als Mittel für den Klimaschutz, um die CO2-Emissionen zu senken. Allerdings machen auch die Erneuerbaren Energien große Fortschritte.

Außerdem berichtet die FAZ: “Noch 99 Reaktoren in Betrieb – Die Stilllegung ist ein weiterer schwerer Rückschlag für die amerikanische Kernkraftindustrie. In den vergangenen fünf Jahren sind in den Vereinigten Staaten sechs Atomkraftwerke stillgelegt worden, weitere fünf sollten in den nächsten Jahren dichtgemacht werden. Im Moment sind noch 99 Reaktoren an 60 Standorten in Betrieb. Jüngst war Westinghouse, Tochtergesellschaft der japanischen Toshiba und einer der führenden Anbieter für Kernkrafttechnologie, in die Insolvenz gegangen.”

Dirk Seifert

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