Atomenergie – Uranfabrik Lingen: Erweiterte Produktpalette im Genehmigungsverfahren
Vierzig neue Brennelemente (BE) mit rund 17,500 Tonen Uran im Juli, ebenfalls 40 BE, aber mit 18,686 Tonnen Uran im Juni und im Mai waren es gar 86 BE mit 21,530 Tonnen Uran. So die Fertigungs-Bilanz der letzten Monate bei der Uranfabrik im emsländischen Lingen, die aus angereichertem Uran Brennelemente für den weiteren Betrieb von Atomkraftwerken in aller Welt herstellt. Die Uranfabrik Advanced Nuclear Fuels (ANF) gehört dem französischen Atomgiganten Framatome und ist vom bundesdeutschen Atomausstieg ausgenommen. Es ist sogar eine Erweiterung der Produktpalette geplant: „Die Anpassung der Fertigungslinie auf die Fertigung von Brennelementen für Kernkraftwerke in Mittel- und Osteuropa befindet sich im Genehmigungsverfahren“, teilte zuletzt der neue Geschäftsführer Andreas Hoff mit.
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Im August hatte der Betreiber in seinem monatlichen Betriebsbericht für Juli 2023 nicht nur wie üblich die Fertigungszahlen mitgeteilt, sondern auch darauf hingewiesen: Das „internationale Geschäft mit Technologie-Produkten und Dienstleistungen wird kontinuierlich ausgebaut und trägt erheblich zur Auslastung des Standortes bei. Für diesen Geschäftsbereich wird die Anzahl der Mitarbeitenden kontinuierlich erhöht.“ (Siehe auch hier die Übersicht. Dort könnten die monaltlichen Fertigungzahlen von Brennelementen und andere dem Unternehmen wichtige Hinweise entnommen werden.)
In Lingen werden nicht nur Brennelemente hergestellt, sondern auch Maschinen und Werkzeuge zu deren Herstellung. Zum Beispiel hat die ANF Lingen entsprechende Komponenten zuletzt nach Kasachstan geliefert, wo eine Uran-Brennelementefabrik aufgebaut und in Betrieb genommen wurde. (Trotz Krieg: Ungestörte Urangeschäfte – Russisches Uran über emsländisches Lingen nach Kasachstan für Chinas AKW mit französischer Hilfe und deutschen Genehmigungen)
Im Juli hatte auch Andreas Hoff seinen neuen Posten als Geschäftsführer der ANF Lingen von Peter Reimann übernommen.
Zu den angestrebten neuen Geschäftsfeldern zählt auch eine engere Zusammenarbeit mit dem russischen Staatskonzern Rosatom. Bereits 2021 hatten die Präsidenten von Frankreich (Macron) und Russland (Putin) diese strategische Partnerschaft bei den internationalen Atomgeschäften vereinbart: Russisch-französische Atomkooperation – Deutschland ist dabei/eingeladen
Am Standort in Lingen sollen künftig nun auch spezielle Brennelemente für die mittel- und osteuropäischen Atomkraftwerke aus russischer Herstellung gefertigt werden, um der unzureichend ausgelasteten Anlage ein neues Geschäftsfeld zu erschließen.
Ohne die Zusammenarbeit mit Rosatom zu nennen, heißt es auf der Webseite Framatome/ANF: „Diverse neue Projekte, die von technischer Unterstützung in Form von Studien und Know-how Transfer bis hin zu Angeboten für komplexe Anlagen im Ausland reichen, lassen Andreas Hoff optimistisch in die Zukunft blicken: “Die Anpassung der Fertigungslinie auf die Fertigung von Brennelementen für Kernkraftwerke in Mittel- und Osteuropa befindet sich im Genehmigungsverfahren. Mit diesem Vorhaben werden zahlreiche Staaten der EU, wie z. B. die Tschechische Republik und Bulgarien, darin unterstützt, ihre Abhängigkeit von Lieferungen aus Russland zu verringern.“
Das Genehmigungsverfahren für diese „Anpassung“ läuft beim Umweltministerium in Niedersachsen als zuständiger Atombehörde. Die Atomaufsicht der Länder erfolgt in sogenannter Auftragsverwaltung des Bundes und wird vom Bundesumweltministerium zentral verwaltet. Das NUM hatte im Frühjahr 2023 angekündigt, ein Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung durchführen zu wollen. Zuvor hatte die Vorgänger-Regierung eine Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung negativ beschieden.
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Die Unterlagen für eine öffentliche Auslegung der Antragsunterlagen, die zwei Monate andauern wird und nach der dann in einem weiteren Schritt ein Erörterungstermin folgen wird, ist laut Mitteilung des NUM derzeit beim Betreiber in Vorbereitung.
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Siehe auch zur ANF Lingen:
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