Linksfraktion fordert Fernwärmenetz von HanseWerk Natur in Hamburg rekommunalisieren

Allein das könnte ein Grund sein, warum die Hamburger SPD und die Grünen in der Bürgerschaft sich gründlicher mit einem Antrag der Linksfraktion zur weiteren Rekommunalisierung eines Wärmenetzes kümmern sollten: „Die Verbraucherzentrale klagt gegen HanseWerk Natur wegen stark erhöhter Fernwärmepreise, die aus seiner Sicht ungerechtfertigt sind. Ziel ist die rückwirkende Preisanpassung und Erstattung an Kund:innen.“ Der Abgeordnete Stephan Jersch und die Linksfraktion erinnern mit Bezug auf den Volksentscheid „Unser Hamburg – unser Netz“ daran, dass einige kleinere Fernwärmenetze damals zum Schaden von Fernwärmekund:innen seinerzeit „übersehen“ wurden. Der Antrag „Rückkauf der restlichen Fernwärmenetze“ zielt konkret darauf, dass die Stadt dem HanseWerk Natur regulär zum Ende 2025 den Wegenutzungvertrag kündigt und damit den Rückkauf zum Wohle der Fernwärme-Kund:innen einleitet. (Foto: Aktion für den Volksentscheid)
- Der Antrag zur weiteren Rekommunalisierung von Fernwärmenetzen in Hamburg mit der Drucksachennummer 23/1434 ist hier als PDF online.
- Über die laufenden Klagen gegen HanseWerk Natur berichten die Verbraucherzentralen NRW hier und Hamburg hier. Auf der Hamburger Seite wird ausführlich nachgezeichnet, wie das Verfahren seit 2015, also noch während der Umsetzung des Volksentscheids „Unser Hamburg – Unser Netz“, seitdem abgelaufen ist. Doch die kleineren Fernwärmenetze in Hamburg wurden seinerzeit vom Senat „übersehen“ und nicht in die Rekommunalisierung des großen Fernwärmenetzes von Vattenfall einbezogen. Siehe dazu auch Energietisch Hamburg.
- Alles über den Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ auf umweltFAIRaendern.
Energienetze für Strom, Gas und Fernwärme sollte keinen privatwirtschaftlichen Interessen, sondern dem Gemeinwohl unterliegen, also in öffentlicher Hand sein. Das war 2013 die Grundüberzeugung des erfolgreichen Hamburger Volksentscheids „Unser Hamburger – Unser Netz“. Zwar viel am Ende die Entscheidung knapp aus, aber die bisherigen Eigentümer Vattenfall und E.on hatten mit massiver Überstützung vom damaligen Bürgermeister Olaf Scholz und seiner SPD sowie CDU, FDP und Handelskammer mit aller Macht und Zig-Millionen Euros versucht, den Volksentscheid zu kippen.
- Auf seiner Homepage berichtet der Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Jersch: »Unser Hamburg – Unser Netz« – Volksentscheid von 2013 wirklich umgesetzt?
Nach der Umsetzung der Rekommunalisierung in Hamburg räumten schließlich auch massive Gegner des damaligen Volksentscheids wie der heutige Finanzsenator Dressel ein, dass das ganze Projekt überaus nützlich und sinnvoll für die Bürger:innen und die Stadt Hamburg war und ist.
Neben ökologischen Belangen hatten die Initiatoren (Umweltverbände, Kirche, Sozialverbände und auch die Verbraucherzentrale Hamburg) damals auch auf die sozialen Motive hingewiesen und damit überzeugt. Wie notwendig das ist, zeigt in den letzten Jahren der auch auf Hamburger Gebiet aktive Fernwärmenetzbetreiber HanseWerk Natur, der erhebliche Kostensteigerungen gegen seine Kund:innen durchgesetzt hat, die aus Sicht der Verbraucherzentralen nicht zur rechtfertigen und illegal sind.
Allerdings: Kostensteigerungen sind natürlich grundsätzlich auch bei der Fernwärme nicht zu vermeiden. Die Gaspreisentwicklung durch den Ukraine-Krieg und der Umbau von Wärmeerzeugung aus Kohle auf klimafreundlicher Energie sind nicht umsonst. Das zeigt sich auch bei der rekommunalisierten Fernwärme unter dem Dach der Hamburger Energie Werke (HEW). Auch hier sind im Frühjahr Preissteigerungen angekündigt worden, die zu Mitte 2026 wirksam werden sollen. (Siehe NDR: Fernwärme in Hamburg wird deutlich teurer)
Von einem „Heizschock bei Fernwärme“ berichtet aktuell auch Mieter helfen Mietern in Hamburg. „Die Kosten für Fernwärme sind teilweise deutlich angestiegen. Dies trifft in Hamburg auch viele SAGA-Wohnungen.“ Weiter heißt es dort: „Die Verbraucherzentrale Hamburg hat Sammelklagen gegen die Fernwärmeversorger E.ON und HanseWerk Natur GmbH eingereicht.“ MhM verweist auf die Klagen der Verbraucherzentralen und empfiehlt: „Einen ähnlichen Schritt sollte auch die SAGA für ihre Mieter:innen gehen.“ Aber: Aber anders als bei privaten Unternehmen wie HanseWerk Natur können Bürgerschaft und Öffentlichkeit sich in die Preisgestaltung bei HEW einmischen, die Grundlagen prüfen und ggfls. korrigieren, bevor es per Gericht zur weiteren Klärung kommen muss. Und: Die in öffentlicher Hand befindlichen HEW haben eine Preiserhöhung jetzt erst für 2026 angekündigt, während die private HanseWerk Natur das nicht nachvollziehbar schon vor Jahren gemacht hat!
In der Einleitung zu dem Antrag erläutern Stephan Jersch und die Linksfraktion den Sachverhalt und begründen den Antrag zur weiteren Rekommunalisierung der kleineren Hamburger Fernwärmenetze und konkret den Rückkauf der HanseWerk Natur.
Dann bittet die Linksfraktion die Fraktionen von SPD und Grünen sowie die anderen Fraktionen in der Bürgerschaft:
„Die Bürgerschaft möge vor diesem Hintergrund beschließen:
Der Senat wird aufgefordert:
Den Volksentscheid „Unser Hamburg Unser Netz“ vollständig umzusetzen und dazu
1. den Wegenutzungsvertrag mit HanseWerk Natur zu kündigen.
2. mit HanseWerk Natur über einen angemessenen Rückkaufpreis für die ehemals im Besitz der HEW befindlichen Wärmenetze in ihrem heutigen Umfang zu verhandeln.
3. Darüber hinaus sollte eine Prüfung zum Erwerb der weiteren privaten Fernwärmenetze in der FHH durchgeführt werden. Bis zur Vorlage des Ergebnisses sollten keine weiteren Vertragsverlängerungen mit privaten Wärmenetzbetreibern in Hamburg durchgeführt werden. Dabei ist dafür Sorge zu tragen, dass dies auch für städtische Unternehmen wie die SAGA gilt.
4. Der Bürgerschaft bis zum 31.12.2025 einen ersten Bericht zu erstatten und danach halbjährlich der Bürgerschaft über den Fortgang zu berichten.“