Atomenergie: RWE wäre „glücklich“, Anteile am Urankonzern URENCO zu verkaufen
Während der Uran-Konzern URENCO mit seinen Standorten in Deutschland (Gronau, Karlstein, Jülich), Niederlande, Großbritannien und USA seine Geschäfte ausweitet und im geopolitischen Verteilungskampf für die westlichen Staaten an Bedeutung gewinnt, hat der deutsche Energieriese RWE trotz der wirtschaftlichen Gewinne als Teil-Eigentümer der URENCO jetzt gegenüber „Reuters“ erklärt, er wäre „glücklich, zu verkaufen“. Besondere Beziehungen mit der Bundesregierung in diesem besonderen Atomgeschäft blockieren aber einen Verkauf, weil es um die Technik zur Atombombe geht.
- Zu dieser Meldung ist ein Bericht auf der deutschen Plattform „Marketscreener.com“ veröffentlicht, die die Meldung von Reuters aufgreift. Der Bericht bei Reuters ist im Original hier. Ob ich das jetzt hier direkt in voller Länge übernehmen dürfte, ist eine vermutlich irre komplexe juristische Problematik. Dazu fehlt mir die Rechtsabteilung.
- Alles über den Verkauf von URENCO und die Hintergründe und Zusammenhänge auf den Seiten von umweltFAIRaendern.
Die URENCO betreibt das überaus komplexe und sicherheitsrelevante Geschäft der Urananreicherung. Damit Atome gespalten werden können, ist es von Vorteil, wenn der Anteil des Uran-Isotops 235 erhöht wird. Von ca. 0,7 Prozent im Naturzustand wird es z.B. auf runde fünf Prozent angereichert, damit es in den herkömmlichen Atomkraftwerken vom Typ Leichtwasserreaktor zur Stromerzeugung eingesetzt werden kann. Diese Anreicherung erfolgt – unter anderem bei der URENCO – in extrem schnell rotierenden Zentrifugen. Ab einem Grad von 20 Prozent Uran235 spricht man von atomwaffenfähigem Uran. Technisch ist das in den Zentrifugen machbar. Internationale Abkommen und Verträge und auch der Atomwaffensperrvertrag regel das konkrete.
Wichtig ist: URENCO ist zu einem Drittel im Besitz von RWE und PreußenElektra – auf unbestimmte Weise für Deutschland. Weil die Unternehmen im internationalen Deal beteiligt sind, ist die Deutschland als „Unternehmenssitz“ in Gremien zur Kontrolle über die Nicht-Verbreitung von Atomwaffen integriert – wenn auch „nur“ als Nicht-Atomwaffenstaat. Weitere je ein Drittel sind im Besitz von Großbritannien und den Niederlanden. Diese Konstruktion hat historische Gründe. Ein privatwirtschaftlicher Verkauf der Urananreicherung an nicht-staatliche Akteure ist faktisch unmöglich, es sei denn: Regierungen klären das.
Die „Privatisierung“ von URENCO hatten zunächst die Briten versucht, die deutschen Konzerne waren und sind nach Fukushima ebenfalls für einen Verkauf. Aber zunächst die Niederlande als auch dann Deutschland hatten Verkaufspläne eher ausgebremst. RWE und PreußenElektra haben bis heute niemals verlangt, dass die Bundesregierung die URENCO doch einfach kaufen könnte. Warum auch immer das unterblieben ist.
Bei Marktscreener wird festgestellt: „Der Wert von Urenco ist in letzter Zeit eindeutig gestiegen, da die Nachfrage nach angereichertem Material zunimmt und damit auch die Preise steigen“, sagte Müller nach der Präsentation der Neunmonatsergebnisse gegenüber Investoren. Michael Müller ist Finanzvorstand von RWE, Deutschlands größtem Stromproduzenten. Der würde sich „gerne von seiner Beteiligung am Urananreicherungsunternehmen Urenco trennen, wie Finanzvorstand Michael Müller am Mittwoch erklärte. Er betonte jedoch, dass ein Verkauf schwierig umzusetzen sei.“
Klar, weil die Sache mit einer Technik zur Produktion von Atomwaffen, – da wollen Staaten in jedem Fall gefragt sein. Auch die viel erwähnte IAEA wird immer besonders aufmerksam bei diesem Thema. Reuters erklärt zu dem Aktionärs-Gespräch bei RWE mit Michael Müller: „Clearly the value of Urenco has increased lately because the demand for enriched material is increasing and so are the prices,“ Michael Mueller told investors after presenting nine-month results. „The complexity here is that there are some contractual regulations around that one, so it’s not as easy to just sell it,“ he said adding RWE would be „happy to sell“ if a decent offer were to be made.“
Ja, dass ist natürlich eine echt schwierige Geschichte. Aber warum fordert RWE (und PreußenElektra) die Bundesregierung einfach auf, die URENCO zu verstaatlichen?