Plutonium auf Reisen – MOX ist auf dem Weg nach Grohnde

In gepanzerten Spezialfahrzeugen – ähnlich wie diesem US-LKW – werden Plutonium-Brennelemente unter strikter Geheimhaltung transportiert. Foto: US-DOE.

HINWEIS: Donnerstag, 13.9.2012: Derzeit ist unklar, ob das Schiff tatsächlich auf dem Weg ist. Die Meldungen sind widersprüchlich und eine Bestätigung steht aus. Die Plutonium-Transporte werden geheimgehalten!

Meldung vom Mittwoch, 12.9.2012:

Nach einer Meldung von Radio Bremen ist heute der Plutonium-Transport zum AKW Grohnde von England aus gestartet. Das altersschwache und nur einwandig ausgelegte Transport-Schiff, die Atlantic Osprey, hat acht Plutonium-Brennelemente (MOX) an Bord. Französische Behörden hatten schon vor Jahren die mangelnde Sicherheit des Atomfrachters kritisiert. Vermutlich zum Wochenende soll der Frachter in Nordenham eintreffen, bevor es dann auf der Straße weiter zum E.on-Atomreaktor Grohnde geht. Informationen über Protest gibt es hier und hier auf Twitter.

Diese MOX-Elemente sind gegenüber üblichen Uranbrennelementen besonders gefährlich und müssen schon für den Transport mit einer besonders hohen Abschirmung verpackt werden. Dazu dient der Behälter MX4, in dem jeweils nur vier MOX-Brennelemente gelagert sind. Zwei dieser Behälter sind nun auf dem Weg nach Grohnde.

Das Plutonium stammt aus der Wiederaufarbeitung von abgebrannten Uran-Brennelementen in der Wiederaufarbeitungsanlage von Sellafield im Nordwesten von England. Diese Anlagen gelten als besonders gefährlich und dreckig. Die Strände rund um Sellafield werden seit Jahren überwacht, weil radioaktive Hotspots aus der Anlage die Strände verstrahlen.  In Deutschland wären solche Anlagen aufgrund der hohen radioaktiven Ableitungen in die Umwelt nicht genehmigungsfähig. Sollte das in den Brennelementen enthaltene Plutonium beim Transport nach einem Unfall und einem Feuer an die Umwelt gelangen, kann dies schnell tödlich verlaufen. Plutonium gilt als einer der giftigsten Stoffe überhaupt. Aufgrund seiner besonders harten Alpha-Strahlung löst Plutonium nach dem Einatmen oder Verschlucken Krebs aus. Die Transportbehälter versagen bei einem Brand von 800 Grad Celsius nach etwa einer halben Stunde. Siehe VERDAMMT IN ALLE EWIGKEIT (PDF).

Doch nicht nur der Transport ist gefährlich. Beim Reaktoreinsatz wird der Atommeiler komplizierter zu steuern. Nach einem Unfall mit Freisetzung von Radioaktivität gelangt deutlich mehr Plutonium in die Umwelt. MOX-Brennelemente müssen nach dem Einsatz länger im Naßlager bleiben, bevor sie in Castorbehälter zur Zwischenlagerung gepackt werden können. Der hohe Anteil von Plutonium noch über vier Prozent nach dem Reaktoreinsatz führt zu einer größeren Wärmeleistung und höheren Aktivität der MOX-Elemente. Das führt auch bei einer – sollte es dazu kommen – Endlagerung zu größeren Problemen, als bei herkömmlichem Uran.

Dirk Seifert

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