Olympia-Konzern – Vattenfall – Hamburg: Olympischer Sportbund, das Marketing und ein Atomkonzern
Hamburg und Berlin haben ihre Bewerbungen für die Austragung Olympischer Spiele beim Deutschen Olympischen Sport Bund (DOSB) abgegeben. DOSB was? Das ist jener Entscheider, der nun im Dezember festlegen wird, ob a. Deutschland sich für die Austragung Olympischer Sommerspiele 2024 und 2028 überhaupt bewirbt und b. mit welcher Stadt. DOSB wer? Das sind zehn Menschen im Präsidium, ehemalige SportlerInnen, amtierende Marketing-Lobbyisten und ein ehemals grüner Minister. DOSB und? Und da sind Sponsoren, – ein Stromkonzern Vattenfall, Spezialist für Atommüll und Klimakatastrophe, außerdem adidas, audi und die Sparkassen.
Am 6. Dezember entscheidet der DOSB. Mit dabei ist unter anderem Hans-Peter Krämer. Jahrelang war er Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Köln, der drittgrößten dieser Art in Deutschland. Dass die Sparkassen heute zu den vier Sponsoren des DOSB gehören – vermutlich Zufall.
Bis 2006 hat dieser Krämer in zahlreichen Aufsichtsräten großer Konzerne gewirkt, die sich – nicht erst aus heutiger Sicht – enorm vertrauenerweckend ausnehmen: RWE AG, Kaufhof AG, WestLB AG, Schufa AG, Landesbank Schleswig Holstein, HSH Nordbank. Wer den Namen Hans-Peter Krämer googelt, der stößt auf diesen Zeitungsbericht der „Welt“ aus dem Jahr 2002: So tief steckt RWE im Müll. Da ist von viel Geld, von Kölner Sparkassen, dem RWE Konzern und zahlreichen dubiosen Geschäften rund um das Thema Müll die Rede. Keine Überraschung: Krämer ist als Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen beim DOSB zuständig.
Sicher, das alles liegt ein paar Jahre zurück. Heute ist Krämer nicht nur bei der Deutschen Krebshilfe bzw. der Deutschen Kinderkrebshilfe aktiv. Er ist vor allem auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutschen Sport-Marketing GmbH (DSM).
DSM? Erklärt über sich selbst: „Die Deutsche Sport Marketing ist eine 100-prozentige Tochter der Stiftung Deutscher Sport, gegründet vom Deutsche Olympische Sportbund (DOSB).“ Mit der Fusion des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) zum DOSB im Jahr 2006 hat die „DSM eine Vielzahl neuer Zuständigkeiten und Aufgaben übernommen“, heißt es dort und: „Die Deutsche Sport Marketing vermittelt, vermarktet, organisiert, berät und führt die Interessen von Sport und Wirtschaft zusammen. Viele Faktoren bedingen den Erfolg eines Unternehmens. Zwei sind besonders bedeutend: Das Unternehmen sollte mindestens ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen und über erstklassige Verbindungen verfügen. Die Deutsche Sport Marketing in Frankfurt am Main erfüllt beide Voraussetzungen. Sie genießt das exklusive Recht, das olympische und paralympische Signet für den nationalen Markt zu lizenzieren und ist im Herzen des deutschen Sports positioniert. Aus der zentralen Stellung im Koordinatensystem aus Verbänden, Athleten, Unternehmen und Medien erwachsen der Deutschen Sport Marketing und damit auch ihren Partnern strategische Vorteile, Informationsvorsprung und Kontaktstärke.“
Zu den Aufgaben gehören natürlich auch „Übergreifende Partnerschaften“, d.h.: „Die Deutsche Sport Marketing vermarktet den Deutschen Olympischen Sportbund und den Deutschen Behindertensportverband (DBS). Sie vermittelt, organisiert und berät aber auch zunehmend. Zum Beispiel für und bei Unternehmen, die im Sponsoring aktiv sind oder dies werden wollen. Die steigende Nachfrage nach integrierten Engagements bedient sie mit übergreifenden Konzepten. Sie verbindet Themen aus dem olympischen und paralympischen Spitzen- mit solchen aus dem Breitensport. Einer Spielfläche, die angesichts der Kraft des Themas Corporate Social Responsibility immer attraktiver wird.“
Es war wenige Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima, als ein neuer Hauptsponsor vom DOSB präsentiert wurde, – Vattenfall: „„Wir sind hocherfreut über die zukünftige Zusammenarbeit: Durch Vattenfall als neuen Partner werden sich sowohl im Sommer- als auch im Wintersport zahlreiche Möglichkeiten eröffnen. Mithilfe des Engagements ‚Olympic Talent Support‘ wird eine langfristige Unterstützung der Athleten sichergestellt”, sagte DOSB-Präsident Thomas Bach, Olympiasieger von 1976 im Fechten, in Frankfurt am Main.“ So ist es in der Pressemitteilung im Oktober 2011 bei Vattenfall nachzulesen. „Die neue Sponsoring-Vereinbarung gilt bis 2016.“ Nicht nur in Deutschland „verstärkt (Vattenfall) sein Sponsoring-Engagement im olympischen Umfeld“. Zusätzlich zu der bestehenden Kooperation mit dem Nationalen Olympischen Komitee in Schweden, sponsort der Konzern nun auch in Deutschland und den Niederlande.
Zuvor hatte Vattenfall sich bei dem niederländischen Stromkonzern Nuon eingekauft – eine Investition, die vollkommen überteuert war und als einer der Gründe für die schwere wirtschaftliche Krise gilt, in der Vattenfall seit einigen Jahren steckt.
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Vattenfall? Genau: Das ist einer der beiden Konzerne, die die HamburgerInnen im letzten Jahr per Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ abgewählt haben. Eine Mehrheit der HamburgerInnen stimmte im September 2013 dafür, die bislang von Vattenfall betriebenen Energienetze für Strom und für (Fern-)Wärme (und von E.on das Gasnetz) vollständig zu rekommunalisieren. Ein schwerer Schlag für den Atom- und Kohlekonzern, der damit in ohnehin wirtschaftlich schwieriger Lage einen gewinnträchtigen Geschäftsbereich verlor.
Und nun soll dieser Konzern als Sponsor des DOSB wieder in Hamburg an den Start gehen? Na, da ist hoffentlich noch eine Seilbahn vor.
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