AKW-Rückbau: Deponierung niedrig kontaminierter Abfälle – Harrislee sagt Nein

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Unbeliebt: Niemand will kontaminierten Abriss-Müll aus dem AKW Brunsbüttel.

Während in Baden-Württemberg die Deponierung von freigemessenen niedrig kontaminierten Abriss-Abfällen aus dem AKW-Rückbau nach Protesten gerade von amtlicher Seite gestoppt wurde (RNZ), hat sich in Schleswig-Holstein die Gemeinde Harrislee nun gegen Pläne ausgesprochen, derartige Abfälle aus dem Rückbau der Atommeiler (Brunsbüttel, Krümmel) aufzunehmen. Darüber berichtet die LINKE Flensburg auf ihrer Homepage. Zuvor hatte eine Bürgerinitiative aus Harrislee gefordert: „Atommüll gehört nicht in die Abfalltonne“ und eine gut besuchte Veranstaltung durchgeführt. Robert Habeck, Schleswig-Holsteins grüner Energieminister, sprach im Vorfeld der Entscheidung in Harrislee von „emotionalen“ Problemen über ansonsten harmlosen Abfall und verwendet damit die gleiche Sprache in dieser Sache wie Vattenfall.

Über die Problematik im Umgang mit den kontaminierten Abfällen in Schleswig-Holstein berichtet auch der dortige BUND in seinem aktuellen Newsletter. Energieminister Habeck bemüht sich seit Wochen eine Art Bündnis für die Deponierung derartiger Abfälle zu schmieden und will neben Kommunen und Deponiebetreibern auch die Umweltverbände einbinden. Doch denen fehlt es noch an Angeboten, die Sicherheitsmaßnahmen im Umgang mit diesen Abfällen zu erhöhen.

An allen AKW-Standorten, an denen der Rückbau begonnen wird, entstehen große Mengen von Abfällen, die nur gering – aber eben doch – radioaktiv belastet sind. Unterhalb von 10 microSievert dürfen diese Beton- oder Stahlabfälle „freigemessen“ werden und entweder recycelt oder auf Deponien ohne jede weitere Kontrolle abgelagert werden.

Überall in der Republik sorgen sich BürgerInnen, wenn Deponien in ihrer Nähe als mögliche Standorte benannt werden und auch Umweltverbände bewerten das Vorgehen kritisch. Jede auch noch so niedrige Strahlung stelle ein Risiko dar und insbesondere wenn schwach strahlendes Material ohne jede weitere Kontrolle in die Umwelt gelangt, könnten Anreicherungen nicht ausgeschlossen werden. Neben der Deponierung dieser Abfälle ist vor allem das Recycling von Stahl und Beton (z.B. im Straßenbau) äußert problematisch.

Das ZDF-Magazin PlanetE hat jüngst ausführlich in einer Dokumentation über den Rückbau der AKWs und die dabei entstehenden Risiken berichtet. In einer Presseankündigung dazu heißt es: „Beim Abriss der Atomkraftwerke werden Millionen Tonnen Beton und Stahl zu Müll – doch was ist mit der nuklearen Strahlung? Nur etwa ein Prozent der Gesamtmasse der AKW sollen als radioaktiver Abfall endgelagert werden. Der Großteil wird dekontaminiert, also von der Strahlung gereinigt. Dann gelten die AKW-Überreste als gewöhnlicher Müll und landen auf Deponien oder sogar im Recyclingkreislauf. Das ist deutlich günstiger als die Entsorgung in Zwischen- und Endlagern.“

Weiter berichtet das ZDF in der Ankündigung: „Doch Strahlenexperten und Mediziner warnen vor der unkontrollierten Verbreitung des Atomschrotts. Denn dekontaminiert heißt nicht: strahlenfrei. Es müssen lediglich die Freigabewerte der Strahlenschutzverordnung eingehalten werden. Dann gilt der Müll aus alten AKW als „freigemessen“ und damit als sicher – obwohl es eine Reststrahlung gibt.

Wie sicher also ist das Freimessen? Wie zuverlässig sind die Kontrollen beim AKW-Rückbau? Und ist die Lagerung auf Mülldeponien unbedenklich? Diesen Fragen geht „planet e.“ nach und deckt Schwachstellen im deutschen Strahlenschutz und in der Überwachung des AKW-Rückbaus auf.“

Dirk Seifert

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