Uralte Schweizer Atomkraftwerke: Radioaktive Bedrohung auch für Bevölkerung in Deutschland

Uralte Schweizer Atomkraftwerke: Radioaktive Bedrohung auch für Bevölkerung in Deutschland
Die Schweiz verfügt über die älteste Atomkraftwerksflotte und will diese möglichst lang weiter betreiben. Trotz diverser Nachrüstungen oder Modernisierungen. Einen Reaktor, das Herzstück eines Atommeilers, in dem die Kettenreaktion stattfinden und Uran in den Brennstäben gespalten wird, kann man nicht austauschen. Klar ist: die vier jetzt noch in Betrieb befindlichen AKWs sind derart veraltet, dass sie unter heutigen Sicherheitsanforderungen an Material und Anlage keine Chance auf eine Genehmigung hätte. Um die öffentlichen Diskussionen über Sicherheitsmängel und Alterung möglichst klein zu halten, weigert sich die Schweiz von „Laufzeitverlängerung“ zu sprechen, weil damit nach internationalem Recht auch eine umfassende Prüfung mit internationaler Öffentlichkeitsbeteiligung erforderlich wäre (Espoo-Abkommen, Aarhus-Konvention). .ausgestrahlt, der „Trinationale Atom-Schutzverband“ (TRAS) sowie die IPPNW warnen mit wissenschaftlicher Unterstützung: Ein Unfall in einem der Uralt-Reaktoren unweit der deutsch-schweizer Grenze entlang des Rheins hätte in jedem Fall katastrophale Folgen für Mensch, Tier und Umwelt vor allem auf der bundesdeutschen Seite.
Dokumentation der Gemeinsame Pressemitteilung von .ausgestrahlt, TRAS und hier auch beiIPPNW.

Schweizer AKW: Gefahr für ganz Deutschland.

Deutschland bei einem Schweizer Atomunfall stärker betroffen als die Schweiz

26. Juni 2025, Stuttgart. Ein schwerer Atomunfall in einem der vier Schweizer AKW würde Deutschland stärker treffen als die Schweiz selbst. Das zeigt eine neue Studie, die der Trinationale Atomschutzverband (TRAS) heute auf der Landespressekonferenz in Stuttgart vorgestellt hat. „Das von den Schweizer Atomkraftwerken für Deutschland ausgehende Risiko wird systematisch und dramatisch unterschätzt. Städte und Gemeinden werden nicht einmal annähernd adäquat auf die Unfallszenarien vorbereitet“, so Stefan Auchter, Vize-Präsident des TRAS: „Bundes- und Landesregierung müssen die Bedrohung durch die Schweizer AKW endlich ernst nehmen und darauf hinwirken, dass der Überzeitbetrieb der Reaktoren in naher Zukunft verbindlich beendet wird.“ 

Gefährlich alte Atomkraftwerke
Die Schweiz betreibt nahe der deutschen Grenze den weltweit ältesten Reaktorpark. Die vier Anlagen, 40 bis 56 Jahre in Betrieb, sind von aktuellen Sicherheitsstandards weit entfernt. Keines würde heute noch eine Genehmigung bekommen. „In der Öffentlichkeit soll auch heute nicht über Sicherheitsdefizite der Kernkraftwerke und erst recht nicht über deren mögliche Folgen diskutiert werden. Dieses Tabu wird durch die Studie eindrucksvoll – und dabei zugleich faktenorientiert und sachlich – durchbrochen.“, so Dr. Wolfgang Renneberg, ehemaliger Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium, in seinem Vorwort.

Unzureichende Schweizer Referenzszenarien
Aus der Studie geht hervor, dass die Schweizer Atomaufsicht ENSI Referenzszenarien publiziert, die weit von einem Fukushima- oder Tschernobyl-Ereignis entfernt sind. „Zahlreiche Simulationen auf Basis realer Wetterdaten belegen, dass bei einem schweren Atomunfall mit Auswirkungen weit über die offiziellen Katastrophenschutzzonen hinaus zu rechnen ist“, so Armin Simon, Referent für Atompolitik und Reaktor-Risiken bei .ausgestrahlt und einer der Autoren der Studie: „Unter Umständen müssten mehrere deutsche Großstädte binnen weniger Stunden evakuiert werden. Große Gebiete in Süddeutschland, je nach Wetter auch weit darüber hinaus, könnten für Jahrzehnte unbewohnbar werden.“

Auswirkungen eines Schweizer Super-Gau auf Deutschland
Mitautorin Dr. med. Angelika Claußen, Co-Vorsitzende der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), wies auf die nach einem schweren Atomunfall zu erwartenden massiven Gesundheitsschäden hin. „Es ist unmöglich, die Bevölkerung insbesondere vor den Langzeitfolgen der radioaktiven Strahlung zu schützen. Sicherheit schafft lediglich ein Ausstieg aus der Atomenergie.“ Aufgrund der grenznahen Lage der Schweizer AKW ist selbst mit akuten Strahlenschäden wie Strahlenkrankheit, Unfruchtbarkeit und Fehlbildungen bei Neugeborenen zu rechnen.

Mangelnder Katastrophenschutz in Deutschland
Dies gilt insbesondere, als nach den Recherchen von TRAS nicht einmal die 2015 als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima beschlossene Ausweitung der Evakuierungszonen um AKW umgesetzt ist. „In einer solchen Situation sind geordnete Maßnahmen aller staatlichen Ebenen zum Schutz der Bevölkerung so fast unmöglich.“, warnt Harald Lotis, Bürgermeister der Gemeinde Bahlingen a.K., die mit zu den ersten Betroffenen eines Atomunfalls in der Schweiz gehören könnte. „Als Bürgermeister einer baden-württembergischen Kommune empfehle ich allen Verantwortlichen schnellstmöglich, ihre Schlüsse aus der Studie zu ziehen.“

Oder hier als ZIP-Datei mit allen Unterlagen, die zur Pressekonferenz gehörten. 

Kontakt

Dirk Seifert

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