Urananreicherung in Deutschland – Modernisierung läuft – Sicherheitsbegutachtung PSÜ abgeschlossen

Urananreicherung in Deutschland – Modernisierung läuft – Sicherheitsbegutachtung PSÜ abgeschlossen

Unter der schwarz-grünen Landesregierung in NRW wird die Urananreicherung der URENCO in Gronau mit Milliarden-Investitionen modernisiert und ertüchtigt. Vom Atomausstieg ist diese Uranfabrik ausgenommen. Hier wird das für die Herstellung von Brennelementen zum Einsatz konventioneller Atomkraftwerke notwendige Uran angereichert. Ein technisch überaus anspruchsvoller Vorgang, bei dem die sensiblen Zentrifugen mit enormen Geschwindigkeiten rotieren, um das spaltbare Uran235 auf einen Anteil von drei bis fünf Prozent im gasförmigen Natururan zu erhöhen. Nur so kann die Kernspaltung in herkömmlichen Reaktoren funktionieren. Eine alle zehn Jahre nach Atomrecht erforderliche Periodische Sicherheitsüberprüfung PSÜ, die 2021 gestartet wurde, ist jetzt offenbar abgeschlossen. Die URENCO begeht grad ihr 40. Betriebsjubiläum, wie die Westfälischen Nachrichten berichet. Der Bundesverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und andere Oranisationen fordern die Stilllegung der Uranfabriken, um die Atomenergie auch international zu beenden. (Foto: URENCO)

URENCO ist nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ins Zentrum der weltweiten Uran-Geschäfte gerückt. Das Unternehmen betreibt unter strengen internationalen Kontrollen Urananreicherung in Almelo (NL), Capenhurst (GB), New Mexico (USA) und in Gronau in der Bundesrepublik. Dieser Tage begeht die deutsche Anlage ihren 40. Jahrestag der Inbetriebnahme.

Neben der Modernisierung von Zentrifugen, deren Einbau unter strenger Geheimhaltung erfolgt und wozu die Ministerien und das Unternehmen keine konkreten Angaben machen, soll außerdem ein Lager für abgereichertes Uran in Betrieb genommen werden. Dazu laufen die atomrechtlichen Vorbereitungen heißt es. Außerdem wird geprüft, eine Anlage für den Umgang mit kontaminierten, ausgemusterten Uran-Zentrifugen auf dem Gelände in Gronau zu errichten.

  • Einige Medien berichten derzeit davon, dass Russland möglicherweise eine neue, wesentliche effizientere Generation von Ultra-Gaszentrifugen in die letzte Testphase vor dem kommerziellen Einsatz schickt. Die Maschine läuft offenbar unter dem Kürzen HZ-10. Unter dem Dach von Rosatom ist das für Uran und Brennelemente zuständige Unternehmen TVEL mit der Entwicklung befasst. Dazu ein Bericht hier online – die Qualitität der Quelle ist von umweltFAIRaendern.de noch nicht überprüft. Allerdings berichtet auch die World Nuclear News über diese neue Entwicklung der russischen Uran-Anreicherung. Die USA hatten in den letzten Jahrzehnten die Fähigkeit einer eigenen modernen Urananreicherung technisch verloren und sind seit einigen Jahren mit hohen Kosten dabei, eine eigene Zentrifugen-Technik zu entwickeln und zu installieren. Dazu konzentrieren sich die USA auf die Anreicherungstechnik in Verbindung mit höher angereichertem Uran bis knapp unter 20 Prozent. Dazu bedienen sich die USA auch der teilweise deutschen Unternehmung URENCO, die am Standort in den USA demnächst die Urananreicherung von bis zu zehn Prozent angereichertem Uran starten will. Die neuen Uran-Brennstoffe firmieren unter dem Namen HALEU. Dazu Informationen auf umweltFAIRaendern.

Nachdem mehrfachen Super-Gau in Fukushima und dem Atomausstieg in Deutschland ist die Produktion von angereichertem Uran rückläufig gewesen. Nun ist das Unternehmen dabei, neue Zentrifugen zu installieren und die Produktion schrittweise auf die genehmigten Höchstmengen (4.500 t UTA/a) heraufzufahren.

Hintergrund sind Bemühungen, den Weltmarktführer Russland unter der Leitung des Atomkonzerns Rosatom mit seinen weltweiten Anreicherungsdienstleitungen zu verdrängen. Dazu werden in den USA und der EU Schritte eingeleitet. Allerdings gibt es keine Sanktionen oder gar einen Boykott, die den Betrieb von Atomkraftwerken gefährden könnte. Auch in den anderen Staaten ist URENCO dabei, die Kapazitäten der Urananreicherung auszubauen und zu erweitern.

In der Uranfabrik wird vor allem mit radio-toxischen Uranhexafluorid (UF6) hantiert. Vor allem chemisch ein extrem reaktionsfreudiges Fluor-Uran-Produkt. Allerdings handelt es sich dabei nicht um mittel- oder hochradioaktives Material.

Auf der Homepage der Atomaufsicht NRW ist außerdem zu lesen, dass die vom Unternehmen im Rahmen der PSÜ vorgelegten Unterlagen und Gutachten anschließend überprüft worden sind. Dazu waren externe Gutachter am Start: „Von der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde waren dazu als unabhängige Gutachter beauftragt worden: Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GRS (Köln), Öko-Institut (Darmstadt) und TÜV SÜD (München).“

Weiter teilt das Ministerium auf der genannten Homepage mit: „Das Ergebnis der periodischen Sicherheitsüberprüfung 2021: Es gibt zur Abwehr von Gefahren oder zur Einstellung des Betriebs der Anlage aus Sicht der Atomaufsichtsbehörde keinen Handlungsbedarf. Gleichwohl sind Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheit der Anlage angezeigt. Die atomrechtliche Aufsichtsbehörde prüft deshalb fachlich die von den Gutachtern ausgesprochenen Empfehlungen.“

 

 

 

Dokumentation von der Homepage des Wirtschaftsministeriums NRW, 18.8.2025:

Urananreicherung

Urananreicherungsanlage Gronau

Am Standort Gronau betreibt die Urenco Deutschland GmbH die Urananreicherungsanlage Gronau. Die Urenco Deutschland GmbH ist ein Tochterunternehmen der Urenco Enrichment Company Limited mit Sitz in Großbritannien. Weitere Anreicherungsanlagen der Urenco Gruppe befinden sich in Großbritannien, in den Niederlanden und in den USA. Anteilseigner der Urenco-Gruppe sind je zu einem Drittel die Niederlande und Großbritannien im Rahmen staatlicher Beteiligungen und die deutschen Firmen RWE und PreussenElektra.

Das Wirtschaftsministerium NRW ist die zuständige atomrechtliche Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde über die Urananreicherungsanlage Gronau (UAG). Sie hat im Jahr 1981 die erste nach § 7 Atomgesetz (AtG) notwendige Genehmigung für deren Errichtung erteilt. Die UAG wurde 1985 mit einer Trennleistung von 400 t UTA/a in Betrieb genommen (UTA = Urantrennarbeit). Letztmalig erfolgte eine atomrechtliche Genehmigung für den weiteren Ausbau und den Betrieb der Anlage im Jahr 2005. Genehmigt wurden u. a. die Erhöhung der Trennleistung von 1.800 t UTA/a auf bis zu 4.500 t UTA/a sowie die Errichtung und der Betrieb eines Uranoxid-Lagers. Das Uranoxid-Lager ist bereits 2014 am Standort Gronau errichtet worden. Seine nukleare Inbetriebnahme ist nach aktuellem Stand für 2025 vorgesehen und bedarf der Zustimmung durch die atomrechtliche Aufsichtsbehörde.

In der UAG wird Natururan in Form von Uranhexafluorid (UF6) mit einem Anteil von spaltbarem Uran-235 von 0,7 % mit Hilfe von Gasultrazentrifugen auf den für den Einsatz in Kernkraftwerken benötigten Gehalt von 5 % U-235 angereichert. Die Urananreicherung nach dem Gasultrazentrifugenprinzip ist die weltweit modernste und effizienteste Methode. Die Zentrifugentechnologie wurde aufgrund der Gefahren der Proliferation daher als „Geheim“ eingestuft. Aus dem durch die Anreicherung erzeugten „Product“ werden im Ausland wie auch in der einzigen in Deutschland ansässigen Brennelementfabrik in Niedersachsen Brennelemente für den Einsatz in Kernkraftwerken hergestellt. Es findet somit keine direkte Belieferung von Kernkraftwerken durch die Urenco Deutschland GmbH (Urenco D) statt.

Neben dem Wirtschaftsministerium NRW als staatlich zuständiger Atomaufsicht unterliegen die Tätigkeiten der Urenco D der Überwachung durch weitere Behörden; dazu zählen unter anderem

  • IAEA/Euratom für die Überwachung der sicheren Verwendung nuklearen Materials,
  • das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) für die Genehmigung der Beförderung von „Kernbrennstoffen“
  • für die Genehmigung der Beförderung „Sonstiger radioaktiver Stoffe“ die Bezirksregierung Münster (Straßen und Wasserwege) und das Eisenbahnbundesamt (bundeseigenes Schienennetz)
  • das Bundesumweltministerium (BMUV) für die Überwachung der Einhaltung der Verträge von Almelo, Cardiff, Washington und Paris betreffend die Zentrifugentechnologie
  • das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) für Exportgenehmigungen

Genehmigungsantrag für ein Zentrifugenlager

Die Urenco D hat mit Schreiben vom 25. Oktober 2024 die Errichtung und den Betrieb eines neuen Zentrifugenlagers beim Wirtschaftsministerium NRW beantragt. Dort sollen defekte Zentrifugen bis zu ihrer aus Geheimhaltungsgründen komplexen Verwertung in einem noch in Planung befindlichen speziellen Reststoffbearbeitungszentrum am Standort der UAG gelagert werden.

Der Genehmigungsantrag für das Zentrifugenlager wird vom Wirtschaftsministerium NRW gemäß den Vorgaben der atomrechtlichen Verfahrensverordnung (AtVfV) geprüft. In einem ersten Schritt wurde eine allgemeine Vorprüfung zur Feststellung der Umweltverträglichkeitsprüfungspflicht (UVP-Pflicht) gemäß dem Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) durchgeführt. Die Prüfung hat ergeben, dass eine UVP für die Errichtung und den Betrieb eines Zentrifugenlagers nicht erforderlich ist. Durch die beantragte Änderung der bestehenden Gesamtanlage werden keine zusätzlichen oder anderen erheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen hervorgerufen.

Periodische Sicherheitsüberprüfung 2021 der UAG

Betreiber kerntechnischer Anlagen sind nach dem Atomgesetz (AtG) dazu verpflichtet, jeweils alle zehn Jahre die Ergebnisse einer periodischen Sicherheitsüberprüfung vorzulegen. Ziel der periodischen Sicherheitsüberprüfung ist die Überprüfung und Bewertung der nuklearen Sicherheit der Anlage in Bezug auf die Beherrschung der in den einschlägigen Regelwerken festgelegten Störfälle durch die Sicherheitseinrichtungen der Anlage. Nach Ablauf von 10 Jahren wurde nach § 19a AtG bei der Urenco D im Jahr 2021 (Stichtag 30.06.2021) die dritte periodische Sicherheitsüberprüfung durchgeführt. Hierzu sind die eingereichten übergreifenden Analysen und Beurteilungen durch die hinzugezogenen Sachverständigen final begutachtet worden.

Das Ergebnis der periodischen Sicherheitsüberprüfung 2021: Es gibt zur Abwehr von Gefahren oder zur Einstellung des Betriebs der Anlage aus Sicht der Atomaufsichtsbehörde keinen Handlungsbedarf. Gleichwohl sind Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung der Sicherheit der Anlage angezeigt. Die atomrechtliche Aufsichtsbehörde prüft deshalb fachlich die von den Gutachtern ausgesprochenen Empfehlungen.

Die von der Betreiberin betriebsbegleitend umzusetzenden Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung des Sicherheitszustandes der Anlage werden atomaufsichtlich überwacht.

Bei der Überprüfung wurden alle sicherheitstechnisch relevanten Themen untersucht, die den Standort, die Standorteinwirkungen, die Auslegung und den Betrieb der Anlage sowie die Maßnahmen zur Verhütung von Unfällen und zur Abmilderung von Unfallfolgen betreffen. Hierbei wurden die radiologischen und chemischen Auswirkungen, die Betriebssicherheit, die Anlagensicherung sowie die Entsorgung und die Stilllegbarkeit der Anlage und mögliche Einwirkungen von außen wie Erdbeben, Explosionsdruckwellen und Hochwasser berücksichtigt.

Von der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde waren dazu als unabhängige Gutachter beauftragt worden: Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit GRS (Köln), Öko-Institut (Darmstadt) und TÜV SÜD (München).

Enrichment Technology Company

Die Enrichment Technology Company Deutschland (ETC D) beschäftigt sich am Standort in Jülich mit der Entwicklung und Fertigung von Zentrifugen und Bauteilen für die Anreicherungstechnologie. Die ETC D gehört wie die Urenco Deutschland GmbH zur Urenco-Gruppe. Die Betriebsstätte in Jülich ist eng mit den Betrieben der Urenco-Gruppe, auch in den Niederlanden und England, verflochten.

Das Wirtschaftsministerium NRW ist die zuständige atomrechtliche Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde über die Verwendung von Kernbrennstoffen (§ 9 AtG) bei der ETC D in Jülich.

Informationen zum Betrieb

https://www.wirtschaft.nrw/informationen-zum-betrieb

Dirk Seifert

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