Vattenfall: Laufzeitverlängerung für schwedische Atomkraftwerke
Vattenfall bleibt weiter auf Atomkurs: „Die Laufzeit schwedischer Kernkraftwerke soll verlängert werden. Anstatt der bislang vorgegebenen 50 Jahre sollen die Anlagen in Forsmark sowie Reaktor drei und vier im südschwedischen Ringhals 60 Jahre lang in Betrieb bleiben“, meldet Radio Schweden am 22. Mai 2013.
Doch auch nach 60 Jahren Laufzeit muss für Vattenfalls Atommeiler noch lange nicht Schluss sein: „Gleichzeitig räumt der Vattenfall-Sprecher ein, dass es nicht bei den nun angekündigten 60 Jahren bleiben muss: „Heute sagen wir 60 Jahre. Kann es noch länger werden? Das ist nicht unmöglich. Letztlich kommt es auch darauf an, ob sich die Investitionen lohnen, die für eine Laufzeit von 70 oder 80 Jahren benötigt werden.““
Als hätte es Fukushima nicht gegeben, reagieren die großen Parteien in Schweden mit Zustimmung zu diesen Plänen, wie es in einer weiteren Meldung von Radio Schweden heißt: „Das Vorhaben des staatlichen Energieriesen Vattenfall, seine schwedischen Kernkraftwerke insgesamt 60 Jahre lang am Netz zu lassen, stößt bei den beiden größten Parteien des Landes auf Zustimmung. Sowohl Ministerpäsident Fredrik Reinfeldt als auch die energiepolitische Sprecherin der Sozialdemokraten Jennie Nilsson äußerten sich positiv über die Pläne Vattenfalls.“
Während Vattenfall hierzulande gern von der Energiewende spricht, investiert das Unternehmen in Schweden ungehemmt in die Atomenergie: „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren über 20 Milliarden Kronen (etwa 2,3 Milliarden Euro) in Forsmark und Ringhals investiert“, sagte der Leiter der Vattenfall-Kernkraftabteilung, Torbjörn Wahlborg, dem Schwedischen Rundfunk. „Daraus sind sehr positive Effekte und eine höhere Kapazität entstanden. Wir glauben deshalb, dass 60 Jahre Laufzeit kein Problem darstellen.“
Die Investitionen in schwedische Atommeiler werden teilweise von den StromkundInnen und dem Geschäft mit der besonders klimaschädlichen Braunkohle in Deutschland bezahlt. Während die Unternehmensdaten insgesamt schwächeln und Vattenfall rund 2.500 Arbeitsplätze abbauen will, berichtet das Handelsblatt über die Quartalszahlen des Konzerns im Mai: „Positiv entwickelte sich der operative Gewinn der deutschen Tochter. Er stieg von umgerechnet 434 Millionen auf 563 Millionen Euro (3,7 auf 4,8 Milliarden Kronen) „Wir haben von den deutlich höheren Volumen bei Kohle zu guten Preisen profitiert“, sagte ein Unternehmenssprecher in Berlin auf Anfrage. Der Umsatz der deutschen Tochter kletterte von 28,1 auf 33,4 Milliarden Kronen.“
Weil Vattenfall weiter auf Atomenergie und Braunkohle setzt und damit die Energiewende blockiert, wollen in Berlin und Hamburg breite Bürgerbündnisse dem Unternehmen die Stromnetze per Volksbegehren (Berlin) bzw. per Volksentscheid (Hamburg) abnehmen. In beiden Städten gibt es auch Genossenschaften, die sich um eine Konzession für die Stromnetze bewerben (Berlin hier, Hamburg hier).
Gemeinsam mit der Politik verfolgt Vattenfall in Schweden das Ziel, dass die Atomenergie auch künftig mit rund 50 Prozent am Energiemix beteiligt bleibt. Dazu sollen künftig auch neue Atomkraftwerke gebaut werden. Die geplante Laufzeitverlängerung würde den Zeitpunkt für Neubauten zunächst verschieben. Allerdings hat Vattenfall längst Planungen für den Neubau am Start. Siehe hier: Risiko Vattenfall – Gespräche für neue Atomkraftwerke beginnen
Weitere Informationen über Vattenfall:
Vattenfall setzt weiter auf Atomenergie
“Achtung, Hochspannung! Der Kampf um die Stromnetze in Hamburg und Berlin”
Tschüss Vattenfall: Auch in Hamburg wollen Bürger das Stromnetz kaufen