Vattenfalls Klimakiller in Moorburg: „Da müssen wir erst einmal Verlust definieren!“
Die Klimaretter haben den Kraftwerksleiter des nagelneuen Kohlemonsters von Vattenfall in Hamburg-Moorburg interviewt. Karsten Schneiker ist studierter Maschinenbauer und Betriebswirt und derzeit damit beschäftigt, das mit zwei 800 MW-Blöcken ausgestattete Kohlekraftwerk – mit einigen Jahren Verspätung – in Betrieb zu nehmen. Ich habe Schneiker neulich eher zufällig in der DB-Lounge im Hamburger Hauptbahnhof „kennengelernt“. Das kommt dabei raus, wenn man zu laut telefoniert. Dabei erklärte er mir sinngemäß, was jetzt bei den Klimarettern nachzulesen ist: „Da müssen wir erst einmal Verlust definieren!“
Klimaretter Nick Reimer verweist darauf, dass Vattenfall inzwischen einen Verlust von „zweimal ungefähr 500 Millionen Euro abschreiben“ musste. Für Schneiker kein Problem, dass sei zwar korrekt: „Für mich als Kraftwerksbetreiber zählt in der Betriebswirtschaft aber, was heute hier steht. Wenn wir die Baukosten außen vor lassen, ist das Kraftwerk mit seinem exzellenten Wirkungsgrad von 46,5 Prozent profitabel. Ob es in 20 Jahren seine Baukosten eingespielt haben wird, darüber zu spekulieren ist heute müßig.“
Für ihn als Kraftwerksbetreiber mag das so stimmen, obwohl es sicherlich eine eigenwillige Art der Betriebswirtschaft ist. Für den Konzern und die Aktionäre von Vattenfall, den schwedischen Staat, dürfte das in der Summe anders aussehen. Denn der Konzern hat mehrfach und größere Verluste gemacht. Nicht nur in Moorburg, sondern noch erheblich größere bei der völlig überteuerten Übernahme der niederländischen Nuon (siehe die Links unten).
Nicht wirklich inspirierend sind leider auch fehlende Aussagen zu den Klimabelastungen des neuen Kraftwerks und die Bemerkungen zur Herkunft der Kohle, die in Moorburg verbrannt wird. Nick Reimer fragt: „Wie viel Kohle verbrennen Sie in Moorburg? Und wo kommt sie her?“ Und Schneiker antwortet: „Bei Volllast beider Blöcke werden es grob 10.000 Tonnen Kohle pro Tag sein. Das hängt aber ein bisschen von der Kohlesorte und ihrer Qualität ab. Die Kohle, die wir heute während unseres Gesprächs einsetzen, kommt aus Russland und Südafrika. In der Vergangenheit haben wir auch Kohle aus den USA eingesetzt, aus den Appalachen.“
Reimer ist gut informiert: „Dort, wo die Förderunternehmen ganze Bergkuppen weggesprengt haben?“ Die Antwort jetzt schon deutlich weniger engagiert: „Ich weiß, dass es Kritik auch an den Fördermethoden in den USA gibt, nicht nur bei uns, sondern in den USA selbst. Die USA sind ein demokratisches Land mit hohen ökologischen und sozialen Standards. Wir sollten darauf vertrauen, dass die Menschen dort sich um dieses Thema kümmern.“
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