Frankreich kündigt Ausbau der Uran-Brennstoff-Erzeugung auf Basis teilweise bundesdeutscher Zentrifugen-Technik der URENCO an
Der französische Atomkonzern Orano baut laut Medienberichten die Herstellung von Uran-Brennstoffen an seinem Standort in Tricastin im Süden an der Rhone aus. Mehr als 1,3 Milliarden Euro sollen dort investiert werden, um die Produktionskapazitäten für angereichertes Uran auszubauen. Dabei kommen Zentrifungen zur Anwendung, in denen minimalste Gewichtsunterschiede der Uran-Isotope genutzt werden, um spaltbares Uran herzustellen. Grundsätzlich ist diese Technik in der Lage, Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken bis hin zu Atomwaffen herzustellen. Die Technik stammt von der teilweise deutschen URENCO, die eine vergleichbare Anlage im westfälischen Gronau sowie in den Niederlanden, Grobritannien und den USA betreibt. Gemeinsam mit Orana betreibt URENCO die sogenannte ETC – Enrichment Technology Company, die die Zentrifungen entwickelt und baut. Die Ausbaupläne habe die Commission nationale du débat public (CNDP) bereits am 5. Oktober 2022 beschlossen und Orano mit der Umsetzung beautragt. (Siehe weitere Informationen unten als Dokumention, Foto: Lager mit Uran in Pierrelatte an der alten Georges Besse.)
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Mitte der 2000er Jahre hatte die weitgehend staatliche französische Atomwirtschaft sich zur Hälfte an der URENCO-Tochter ETC beteiligt. Anders als die Bundesrepublik ist Frankreich Atomwaffenstaat und benötigt angereichertes Uran nicht nur für Atomkraftwerke oder Forschungsanlagen, sondern auch für U-Boot-Antriebe oder Atomwaffensprengköpfe.
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Bis zu 1,7 Milliarden Euro sollen laut Orano zur Erweiterung der Anlage Georges Besse 2 auf dem Gelände der Atommeiler in Tricastin investiert werden. Die GB2 war 2004 in Bau gegangen und die Zentrifuge der URENCO lösten in der Folge die unwirtscaftliche Diffusionstechnik ab, die auch in den USA verbreitet war. Die GB2 wurde zwischen 2011 und 2016 schrittweise in Betrieb genommen und verfügte seitdem „über eine jährliche Produktionskapazität von 7,5 Millionen Separationsarbeitseinheiten (STE), mit denen die Arbeit gemessen wird, die für die Trennung von Uran erforderlich ist. Orano möchte die Produktionskapazität der Anlage auf das Maximum von 11 Millionen STE ausbauen.“ So berichtet am 10. Februar unter anderem Les Journal de Enterprises.
- Siehe auch einen Bericht zur Erweiterungs-Ankündigung mit Datum 1o. Oktober 2022 bei der World Nuclear News.
Weiter soll aus der Pressemitteilung von Orano hervorgehen, dass die „bereits vorhandenen 14 Module um vier weitere Module erweitert werden. Der Zeitplan sieht vor, dass die Bauarbeiten Ende 2024 beginnen und die Anlage 2030 vollständig in Betrieb genommen werden soll. Insgesamt sollen rund 50 zusätzliche dauerhafte direkte Arbeitsplätze geschaffen werden (derzeit sind rund 350 Personen in den Anlagen von Georges Besse 2 beschäftigt).“
- Orano berichtet ihr über die eigene Unternehmenspolitik zur Erweiterung der GB. Über die alte Urananreicherungsanlage (GB) berichtet die Pro-Atom-Seite WNN hier.
Informationen zu den einzelnen Modulen und den schrittweisen Erweitungen der Anlage sind auch hier bei der Gemeinde von Pierrelatte zu finden, auf deren Gebiet die Atomanlagen liegen. Dort wird ausdrücklich betont, dass die GB2 zur Herstellung von „zivilem Uran“ eingesetzt wird.
- Framatome, eine Tochter von Orano betreibt in Lingen eine Uranfabrik zur Herstellung von Brennelementen für Atomkrafte. Die Anlage ist in Deutschland – wie auch die URENCO-Anlage in Gronau – vom Atomausstieg ausgenomen. Beide Anlagen verfügen über unbefristete Genehmigungen. Die seit langem wenig ausgelastete Anlage in Lingen, die auch Maschinen für die Brennelementeherstellung verkauft (z.B. nach Kasachstan), soll nach neueren Plänen mit Unterstützung von Rosatom bzw. dem russischen Uran-Brennstoffhersteller TVEL in Deutschland modernisiert werden. Günftig will Framatome auch die russischen Atomkraftwerke in Osteuropa mit dem dort benötigen besonderen Brennelementen beliefern. Die Bundesregierung und auch die Landesregierung in Niedersachsen, an der jeweils auch Grüne und SPD beteiligt sind, habe bislang keine Schritte unternommen, um diese geplante Erweiterung der Geschäftsfelder der Anlage in Lingen zu verhindern: Uranfabrik Lingen: Erweiterung der nuklearen Brennstoffpalette unter Ausschluss der Öffentlichkeit
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Les Journal des Enterprises berichtet, dass das Erweiterungsprojekt laut Orano dem Bedarf nach einer Erhöhung „der Anreicherungskapazitäten als Beitrag zur westlichen Energiesouveränität“ diene. „Derzeit teilen sich vier große Produzenten den Weltmarkt für Urananreicherung“, „zwei westliche Anreicherer, die britische Urenco (31 % der Produktionskapazitäten) und Orano (12 %)“, sowie ein „russischer Anreicherer, Rosatom (43 %), und die chinesische CNNC (13 %).“ Das Medium betont: „Im Gegensatz zu Europa und den USA sichert Russland seine Energiehoheit heute selbst. Rosatom trägt sogar durchschnittlich 30 % zur Versorgung des westlichen Marktes bei (28 % in den USA und 31 % in Europa).“ Allerdings hängt der Auftrag zur Erweiterung sicherlich auch damit zusammen, dass Frankreich eine Erweiterung seiner Atomstromerzeugung anstrebt und auch die militärischen Anwendungen modernisiert und gestärkt werden sollen.
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Nach den Berichten solle die Erweiterung auch dazu dienen, auf „eine potenzielle kurz- und mittelfristige Knappheitssituation schnell“ reagieren zu können. Damit würde auch die Abhängigkeit „der Lieferung von angereichertem Uran durch Rosatom für den westlichen Markt ganz oder teilweise eingestellt wird“, so Orano. Die Erweiterung wird so dargestellt, als reagiere Orano auf die Kriegssituation. „Vor dem Krieg in der Ukraine schätzte Orano, dass „die Nachfrage stabil bleiben würde“. Angesichts der möglichen Folgen des Konflikts schätzt Orano seinen potenziellen Markt für die Jahre 2030-2040 nun jedoch auf 11 Millionen STE pro Jahr. US-amerikanische Stromerzeuger haben bereits Handelsgespräche über die Substitution ihres angereicherten Urans aus Russland aufgenommen.“
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INFORMEZ-VOUS ET EXPRIMEZ-VOUS
Orano a saisi la Commission nationale du débat public (CNDP), qui a décidé, le 5 octobre 2022, d’organiser une concertation relative au projet d’extension de son usine d’enrichissement d’uranium Georges Besse II, située sur le site Orano du Tricastin.
La concertation préalable vise à :
• Présenter le projet au public, en diffusant une information claire et transparente et en répondant à toutes les interrogations du public relatives au projet.
• Recueillir les observations et propositions du public sur l’opportunité du projet, ses objectifs et ses principales caractéristiques, les alternatives et sa non-réalisation.
L’usine Georges Besse 2 est une installation nucléaire d’enrichissement d’uranium civil par le procédé de centrifugation. Elle dispose de 2 unités en fonctionnement, composées de 8 modules pour l’unité Sud et 6 modules pour l’unité Nord. Mise en service progressivement entre 2011 et 2016, sa capacité annuelle nominale est actuellement de 7,5 millions d’UTS1 (MUTS). L’uranium enrichi produit par l’usine, à usage exclusivement civil, permet d’alimenter l’équivalent de 90 millions de foyers annuellement2.
Orano propose aujourd’hui de porter la capacité annuelle de production à 11 millions d’UTS / an, soit la capacité installée initialement prévue lors du lancement du projet en 2004. Cette extension de capacité, dans le contexte géopolitique actuel, permettrait de répondre aux besoins de nos clients électriciens occidentaux qui souhaiteraient s’affranchir de l’approvisionnement en uranium enrichi russe.
liens :
DOCUMENTS PROJET EXTENSION GB2
(****** die gleich genannten vier PDF-Dateien sind hier als Archiv auch hier als Zip.Datei)
Ein Gedanke zu “Frankreich kündigt Ausbau der Uran-Brennstoff-Erzeugung auf Basis teilweise bundesdeutscher Zentrifugen-Technik der URENCO an”