Lubmin: Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll mit temporärer Sicherheit

Lubmin: Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll mit temporärer Sicherheit

Schon seit über einem Jahrzehnt ist klar, dass das Zwischenlager für hochaktiven Atommüll aus dem ehemaligen AKW Greifswald in Lubmin den Sicherheitsanforderungen des Bundes nicht mehr entspricht. Nur mit temporären Maßnahmen wird das Zwischenlager mit Blick auf den erhöhten Terrorgefahren überwacht. Der Versuch, das alte Lager baulich nachzurüsten, scheiterte. Erst in 2019 stellte der Betreiber EWN dann den Antrag für den erforderlichen Neubau. Jetzt meldet der NDR auf Basis von Informationen der EWN, dass es offenbar erheblich weitere Verzögerungen geben wird, sodass ein Neubau mit verbessertem Sicherheitskonzept wohl nun erst Anfang der 203o begonnen werden kann. Erst 2036 soll es dann zur Umlagerung der 74 Castor-Behälter von der alten in die neue Halle kommen. 220 Millionen soll das neue Zwischenlager dann kosten. In Jülich, wo ebenfalls Atommüll nur mit temporären Maßnahmen gelagert wird, sollen nun sogar per Sofort-Vollzug über 150 hochgefährliche Atommülltransporte nach Ahaus gebracht werden. (FOTO: Betreiber)

  • Der NDR berichtet hier (Text) und hier (Video) über den neuen Zeitplan für das Zwischenlager Nord in Lubmin, auf Basis von Informationen der EnergieWerke Nord (EWN). Über das ESTRAL genannten Zwischenlager berichtet EWN auch hier. Die zuständige Genehmigungsbehörde ist das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, BASE, die hier über das Zwischenlager informiert.
  • Alles über das Zwischenlager Lubmin auf umweltFAIRaendern.de
  • Hinweis: Das Zwischenlager in Lubmin zählt nicht zur „Bundesgesellschaft für Zwischenlager“ (BGZ), sondern gehört in den Bereich des Bundesfinanzministeriums, als Folge der Wiedervereinigung mit der DDR und der damit verbundenen Übernahme über die Treuhand.

Dieser neue „Zeitplan“ erweckt den Eindruck, also wollten die zuständigen Behörden zunächst die anstehenden Verfahren für die Zwischenlager in Gorleben und Ahaus abwarten. Die beiden Zwischenlager für hochaktiven Atommüll müssen spätestens Mitte der 2030er Jahre komplett neue Genehmigungen nach Stand von Wissenschaft und Technik erhalten, da die bisherigen Genehmigungen befristet auf 40 Jahre erteilt wurde. Eigentlich sollte die Zwischenlager nach Ablauf dieser 40 Jahre aufgelöst werden und der Atommüll in ein Endlager verbracht werden. Doch dieser „Zeitplan“ ist komplett gescheitert. Heute wird mit Zwischenlagerfristen von 80 bis 100 Jahren gerecht, weil es vorher kein betriebsbereites Endlager geben wird.

Das Zwischenlager Nord erfüllt baulich nicht mehr die Terrorschutzanforderungen der Bundesregierung. Weil die Statik des Gebäudes es nicht erlaubt, Nachbesserungen einzubauen, muss ein komplett neues Lager gebaut werden. Seit 2019 liegt ein Antrag zur Genehmigung vor. Jetzt wird klar: Es wird noch weitere Jahre dauern, bis es rund um die 2030er Jahre zu einer entsprechenden Genehmigung kommen wird. Die Blaupause dafür könnten dann Gorleben und Ahaus werden.

Beim NDR heißt es u.a.: „Bund hat Anforderungen an den Terrorschutz erhöht – Der Bund hatte 2011 infolge des Terroranschlags vom 11. September 2001 in den USA und nachfolgenden Anschlägen in Europa die Sicherungsanforderungen an die Lagerung von Castor-Behältern für alle Zwischenlager erhöht. Dabei wurde untersucht, inwieweit die Atommüllager gegen Flugzeugabstürze und den Beschuss mit panzerbrechenden Waffen gesichert sind. Für Lubmin hieß es im Ergebnis: Neubau.

Weiter berichtet der NDR darüber, dass bislang nur rund 80 Prozent der Antragsunterlagen beim zuständigen Bundesamt vorlägen. „Aufgrund der Komplexität der Genehmigungsverfahren sei es verständlich, dass Prüfung und Überarbeitung der Fülle an eingereichten Unterlagen mehr Zeit in Anspruch nehmen, begründete ein EWN-Sprecher die Verzögerungen. Die Kosten für das Lager werden inzwischen auf 220 Millionen Euro geschätzt.“

 

 

Dirk Seifert

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