AKW Zwentendorf – Liebesgrüße aus Österreich

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„Liebesgrüße aus Österreich“ bestellten die Schmetterlinge 1979 auf ihrem Album Herbstreise. Das Ende der Atomwirtschaft und des AKW Zwentendorf in Österreich

So kann das gehen: Irgendwo meinte ich gelesen zu haben, dass die Volksabstimmung in Österreich über die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf Jubiläum hätte.  Aber da hätte ich besser lesen sollen. Richtig ist zwar, dass der Baubegin am 11. November 1969 war, und die Volksabstimmung am 5. November 1978, als das AKW einsatzbereit war. Aber keiner dieser Termine ist rund. Aber in jedem Fall eine schöne, wenn auch unrunde Erinnerung an den Anfang und das Ende der Atomenergie in Österreich. Zwentendorf, da war doch was, ein Lied….

Eine wunderbare Hymne auf dieses Ereignis ist ein Song von den Schmetterlingen: „Liebesgrüße aus Österreich“ heißt der und stammt von dem Album „Herbstreise – Lieder zur Lage“, erschienen 1979.  Nicht mal den Text dazu gibt es offenbar bislang im Internet. Eine Lücke, die jetzt geschlossen wird. Denn mein Irrtum, die tatkräftige Hilfe aus dem Freundeskreis, der Einsatz modernster Digitaltechnik und die Bereitschaft, enorme Kosten nicht zu scheuen, führen nun dazu, dass der Text nun als JPG  – erstmals – im Internet ist. Weltpremiere auf umweltFAIRaendern sozusagen! (Ich hoffe auf die Gnade der Urheber!)

In einer Volksabstimmung hatte sich die hauchdünne Mehrheit von 50,47 % gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf ausgesprochen. Und für die Videofreunde immer noch mal das hier auf Youtube: Schmetterlinge – Hände über Hönnepel – Der Schnelle Brüter Kalkar ging nie ans Netz

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Liebesgrüße aus Österreich
Die Österreichische SP-Regierung entschloß sich, eine Volksabstimmung über die umstrittene Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf durchzuführen, um das heiße Thema aus dem nächsten Wahlkampf herauszulösen. Trotz kapitalintensiver Werbung der Energieindustrie sagten schließlich – zur Verblüffung sämtlicher Parteien – 50,4% der Österreicher „Nein“, und machten Österreich von der letzten atomkraftfreien
Industrienation zur ersten atomkraftfreien Industrienation …

In multinationalen Kommandozentralen,
da bliesen sie schrill zur Attacke.
Sie waren so mächtig, sie waren so prächtig,
sie hatten das Land schon im Sacke.
Gewerkschaft, Parteien, Industriekumpaneien
waren vor ihren Karren gespannt.

Es gab viele Verschreckte, und Vierfarbenprospekte
überschwemmten in Massen das Land.
Doch ist es ganz anders gekommen,
wer hätte sich so was gedacht.

Wir haben die Sache in die Hand genommen,
und ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Und in den gewaltigen Blocks aus Beton,
auf den Straßen und in den Läden,

vibriert durch die Landschaft ein ganz neuer Ton,
seit die Menschen wieder miteinander reden.

Es summt auf dem Markt wie ein Bienenstock,
Diskussionen, so brodelnd und brausend.
Und gelbe Plaketten blühn auf Kragen und Rock,
und täglich sinds weitere tausend.

Und die, die das machten, die senden euch
Liebesgrüße aus Österreich.

Sie schreckten die Alten mit Nächten, mit kalten,
mit Wintern ohne Wärme und Strom.
Sie sagten den jungen mit listigen Zungen:
Euer Arbeitsplatz hängt am Atom.
Millionen waren locker für Fernsehfilm-Schocker,
sie konnten sich Sendezeit kaufen.
Sie hatten per Scheck bezahlt und stellten den Sekt schon kalt,
und dachten: das Ding ist gelaufen.

Doch ist es ganz anders gekommen,
wer hätte sich so was gedacht.
Wir haben die Sache in die Hand genommen,
und ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.‘

Die Atomindustrie hatte Geld in der Kasse,
die Gegner, die hatten keins.
Sie hatten nur eines: die Nacht und die Straße,
da pinselten sie sehr viele „Neins“.

Und Oma steht vorm Wahllokal
mit Flugblättern, tatsächlich.
Das ist zwar strengstens illegal,
doch sie ist ja so zerbrechlich.

Beim Stimmenzählen konnten sie sich nicht freuen;
Lang waren die Gesichter in allen Parteien.
Das Atommonopol hat ausgeträumt,
und das Atomkraftwerk wird abgeräumt.

Und die, die das machten, die senden euch
Liebesgrüße aus Österreich.

Dirk Seifert

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