Damit das AKW Brokdorf abgeschaltet bleibt: Protest-Demonstration am 23. April
Möglicherweise am 22. April soll das AKW Brokdorf wieder ans Netz gehen, berichtet die SHZ. Seit Wochen ist es abgeschaltet, weil sich an einigen Brennstäben Roststellen über die zulässigen Grenzwerte hinaus gefunden haben und die Ursache dafür noch ungeklärt ist. Für den 23. April rufen Anti-Atom-Initiativen aus den Kreisen Steinburg, Pinneberg und Dithmarschen zu einer Protest- und Kulturmeile vor dem AKW Brokdorf auf. Abschalten, bevor es zu spät ist, fordern sie anlässlich des 31. Jahrestages der Atomkatastrophe von Tschernobyl. Am 7. Mai finden in Schleswig-Holstein Landtagswahlen statt.
- Infos und das Programm der Protest- und Kulturmeile am 23. April vor dem AKW Brokdorf.
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Mit der Aktion wollen die Veranstalter nicht nur an die Opfer von Tschernobyl erinnern: „Sie wollen auch das Bewusstsein dafür wach halten, dass ein jederzeit möglicher Kernschmelzunfall im AKW Brokdorf, dessen radioaktives Inventar ganz erheblich größer ist als das des AKW Tschernobyl, in Norddeutschland bis zu ca. 6 Millionen obdachlos machen könnte – so Berechnungen des Bundesamts für Strahlenschutz“, heißt es in einer Presseerklärung, die umweltFAIRaendern.de hier weiter dokumentiert:
„Dieses Risiko ist völlig unnötig; denn der Strom aus dem AKW Brokdorf wird nicht benötigt – so eine Information aus dem Energieministerium in Kiel. Das AKW wird auch nicht für die Netzstabilität gebraucht – so der Netzbetreiber Tennet. Bei der Herstellung dieses überflüssigen Produkts fallen jedes Jahr ca. zweieinhalb Castoren voll mit hochradioaktivem Atommüll an. Gering strahlender Atommüll soll in der Umgebung verteilt oder zu Kochtöpfen und anderen Gegenständen des täglichen Gebrauchs eingeschmolzen werden.
Erst jetzt, fast 16 Jahre nach dem terroristischen Flugzeugabsturz auf das World Trade Center in New York, ist bekannt geworden, dass AKWs teilevakuiert werden und Abfangjäger aufsteigen, um Flugzeuge, zu denen der Funkkontakt abgerissen ist, daran zu hindern, Atomkraftwerke anzugreifen. Aber der Öffentlichkeit wurde vorgegaukelt, dass dieses Szenario keine Gefahr für die AKW bedeutet. Das ist keine für das Funktionieren einer Demokratie erforderliche Transparenz: wir sind weit davon entfernt, als mündige Bürger*innen geachtet zu werden.
Bei dieser Sachlage ist es nicht akzeptabel, dass die Atomaufsichtsbehörde in Kiel noch immer nicht auf die bereits am 18.7.2016 begründete Klage von Anwohnern vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig reagiert hat, die u. a. mit dem herbeigeführten Flugzeugabsturz begründet wird. Den vorhergehenden Antrag auf Abschaltung des AKW Brokdorf hatte das Ministerium u. a. mit der Begründung “ … nach aktueller Erkenntnislage kann keine erhebliche Gefährdung … angenommen werden“ abgelehnt.
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Im AKW Brokdorf wurden bei der letzten Revision Brennstäbe entdeckt, die eine mehr als doppelt so dicke Oxidschicht haben als gestattet. Dies führt zu einer Schwächung der Hüllrohre, so dass insbesondere bei Störfällen wesentlich mehr Nuklide freigesetzt werden können als bei Genehmigung angenommen. Die Entscheidung des Umweltministers ist also konsequent, das Wiederanfahren des AKW so lange zu untersagen, „bis es ausgeschlossen ist, dass sich das Problem an anderen Brennstäben wiederholt.“ Indes, der geäußerten Vermutung, es handele sich um Wahlkampfgetöse, können wir uns nicht entziehen: Denn wer weiß heute schon, wer nach der Landtagswahl die Atomaufsicht leitet. Wir vermuten, dass der Betreiber viel früher von den Problemen im Reaktor wusste, aber sie nicht meldete und das AKW weiterlaufen ließ.
Es ist absehbar – der Termin wurde schon mehrmals verschoben – dass in den nächsten Jahren 7 Behälter mit hoch radioaktiven Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield ohne Öffentlichkeitsbeteiligung nach Brokdorf transportiert werden. Die Gemeinde Brokdorf hat sich dagegen ausgesprochen. Dadurch wird das radioaktive Inventar des Zwischenlagers erheblich erhöht.
Wir werben darum, dass wieder mehr Menschen erkennen, dass Politik und Gerichte nicht den Atomausstieg vollenden sondern der Widerstand der Betroffenen, die ihr Recht und das ihrer Kinder auf Leben und Gesundheit verteidigen und bewahren wollen.“
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