Atommüll: Mammutaufgabe Endlagersuche – Sicherheit vor Schnelligkeit

Atommüll: Mammutaufgabe Endlagersuche – Sicherheit vor Schnelligkeit

Immer noch lagert der größte Teil der strahlenden Hinterlassenschaften der Atomenergienutzung oberirdisch und quer verteilt in der gesamten Republik. Die Suche nach einem Endlagerstandort für hochaktive Abfälle musste nach einem staatlichen Irrlauf im ungeeigneten Gorleben neu gestartet werden und das Verfahren verzögert sich erneut um Jahrzehnte. Wie also kann nun die Suche nach einem so dringend benötigten unterirdischen Standort beschleunigt werden, und dabei Sicherheit, Beteiligung und Wissenschaftlichkeit Vorrang vor der Geschwindigkeit haben? Der BUND äußert sich per PM zu einer Veranstaltung des 4. Forums Endlagersuche.

Das Forum ist hier beim zuständigen Bundesamt online. Die gleich dokumentierte Stellungnahme des BUND ist hier online:

Mammutaufgabe Endlager: Sicherheit vor Schnelligkeit – Umweltministerium darf wissenschaftliche Suche und Beteiligung nicht beschneiden

  • Gesamtblick auf Sicherheit von Zwischen- und Endlagerung wichtig
  • Naturschutz nicht der Beschleunigung opfern
  • Sicherheit heutiger und künftiger Generationen miteinander vereinbaren

Berlin. An diesem Wochenende diskutieren die zuständigen Behörden mit der Fachöffentlichkeit sowie allen Interessierten beim 4. Forum Endlagersuche in Hannover den aktuellen Stand bei der Suche nach einem unterirdischen Lager für die hochradioaktiven Abfälle. Ein zentraler Diskussionspunkt werden die Verfahrensdauer und mögliche Beschleunigungspotentiale sein. Eckpunkte dazu wird das Bundesumweltministerium am Samstag vorstellen. Der BUND mahnt, die Grundpfeiler des Verfahrens nicht zu beschneiden.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Sicherheit vor Schnelligkeit – das muss der Bewertungsmaßstab für die Endlagersuche bleiben. Die Vergangenheit und insbesondere der Versuch, den Salzstock Gorleben als Endlager zu ertüchtigen, haben gezeigt, dass ein übereiltes, unwissenschaftliches Verfahren zum Scheitern verurteilt ist. Bei jeder Änderung des Standortauswahlgesetzes muss daher einhergehend die Verbesserung dargelegt werden. Es darf keine Abstriche bei Wissenschaftlichkeit, Transparenz, Sicherheit und Beteiligung geben. Das verspielt Vertrauen und gefährdet das Verfahren. Ein gescheitertes Verfahren wäre aber eine Katastrophe für heutige und zukünftige Generationen. Daher braucht es einen Gesamtblick auf die Sicherheit von Zwischenlagerung und Endlagerung. Für den BUND ist auch klar, dass Umwelt- und Naturschutzstandards nicht abgesenkt werden dürfen, etwa bei Messungen und Bohrungen. Jede Einschränkung muss im Einzelfall geprüft werden, pauschale Regelungen lehnen wir ab.“

Der Atommüll lagert noch für sehr lange Zeit in Zwischenlagern in der gesamten Bundesrepublik, mit entsprechenden Gefahren für die Bevölkerung. Die Sicherheit der heutigen und zukünftigen Generationen darf hier nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Bundesgesellschaft für Endlagerung muss offene Fragen klären

Bandt: „Die Arbeitsstände der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und die vorgelegten Eingrenzungen zeigen, dass eine wissenschaftsbasierte Suche im Rahmen des jetzigen Gesetzes solide Ergebnisse liefern kann. Der BUND begrüßt die Veröffentlichung von Zwischenständen, sieht allerdings großen Nachbesserungsbedarf in der Nachvollziehbarkeit und Allgemeinverständlichkeit. Die BGE muss dringend mehr Transparenz herstellen und offene Fragen klären. Denn je klarer die Eingrenzung, umso wirksamer werden Menschen in noch nicht ausgeschlossenen Gebieten motiviert, sich mit dem Verfahren zu befassen.“

Insbesondere Entscheidungswege, Daten und Bewertungen zu den bisher als geeignet ausgewiesenen Gebieten fehlen in der veröffentlichten Karte. Der Blick droht stattdessen auf ungeeignete Gebiete gelenkt zu werden. Der BUND hat daher für alle Interessierten eine Lesehilfe veröffentlicht, die einen ersten Einstieg in das Thema bietet. Der Verband erwartet von der BGE mehr Transparenz und Antworten auf die offenen Fragen.

Mit Blick auf das Nationale Begleitgremium, das als unabhängige Wächterinstanz das Suchverfahren begleiten soll, zeigt sich seit nunmehr drei Jahren eine unwürdige Hängepartie. Vier Mitglieder sind seit drei Jahren unbenannt und nur kommissarisch im Amt. Der BUND fordert endlich die reguläre Besetzung des Gremiums durch Bundestag und Bundesrat, damit das Gremium vollzählig und legitimiert arbeiten kann.

Hintergrund:

Am 04. November 2025 hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung mbH (BGE) vorläufige Arbeitsstände veröffentlicht und insbesondere erläutert, welche Regionen nicht mehr für ein Endlager infrage kommen. Die interaktive, komplexe Karte ist zwar ein Fortschritt zum letzten Jahr, bildet aber etwa einfache Kennwerte wie Teilgebietsname und Größe nicht ab. Am Wochenende findet in Hannover das 4. Forum Endlagersuche statt, bei dem Bürger*innen, Vertreter*innen aus Zivilgesellschaft, Kommunen und Wissenschaft über den Stand der Endlagersuche für hochradioaktiven Atommüll diskutieren. Im Jahr 2027 will die BGE dem zuständigen Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) Vorschläge übermitteln, welche Gebiete weiter untersucht werden sollten. Aktuell geht man von weniger als zehn Gebieten aus. Nach Prüfung übermittelt das BASE einen Vorschlag dem Bundestag, der dann die weiter zu untersuchenden Standortregionen festlegt.

Mehr Informationen:

Dirk Seifert

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