Trouble in Tansania 3 – Power-Infos für den Widerstand gegen Uranabbau

uranium-tansaniaTansania – Internationale Konferenz über Uranabbau: Einfluss auf Gesundheit und Umwelt. Nach dem Fieldtrip durch die Bahi-Region: Am nächsten Morgen finden sich nach und nach die internationalen Gäste im Hotel Dear Mama und in anderen Hotels zum Frühstück ein. Viele haben das erste Mal seit drei, vier Tagen wieder eine Nacht durchgeschlafen und die Stimmung ist entspannt und gut.

Siehe auch: Internationale Konferenz gegen Uranabbau – Tansania: TeilnehmerInnen treffen in Dar Es Salaam ein,  Hier das Programm als PDF.

Der Ausflug am Tag zuvor, bei dem sich die internationale Delegation einen Eindruck von der Lage vor Ort verschafft hatte, hat offenbar für große Aufmerksamkeit gesorgt. Beim vorabendlichen Bierchen kamen viele Eindrücke und Informationen zusammen. Das Verhalten der Behörden und die Reaktionen der Polizei  haben die Aufmerksamkeit auf die internationale Delegation eher erhöht, in den Dörfern der Bahi-Region wurde offenbar intensiv über den Uranabbau diskutiert. Immerhin kamen Fachleute und AktivistInnen aus aller Welt in diesen Zipfel der Welt, um der Bevölkerung Informationen über die Risiken und Probleme beim Uranabbau zu bringen und ihre Fragen zu beantworten.

Kein Wunder also, dass der erste Tag in Bahi für gute Stimmung sorgt. Auch Probleme mit der Internetverbindung des Hotels werfen niemanden aus der Bahn, ebensowenig der Pulverkaffee, der zu Toast, Eiern und Spaghetti das Buffet krönt. Inzwischen kehrt etwas afrikanische Gelassenheit ein: Ok, eigentlich sollte es um Viertel vor Neun losgehen, aber auch als das Taxi um Viertel vor Zehn noch nicht da ist, wird niemand unruhig.  Viele Gespräche werden im Hof geführt, Kontakte geknüpft, Informationen ausgetauscht und festgestellt, wer was wo warum macht, über wen oder wie sie/er zur Konferenz gekommen ist. Immer wieder wird von einer legendären Konferenz der IPPNW in Salzburg 2010 erzählt. Oder letztes Jahr die Konferenz in Mali. Aha.

Hin und wieder verschwinden einige der muslimischen Gäste, um am Rande des Hofes ein Gebet zu halten. Kirche und Religion ist häufig Thema, denn auch in Tansania gibt es neben dem christlichen Glauben auch viele Muslime. In Dodoma ist die Moschee nicht zu übersehen.

Schließlich steht das Taxi vor dem großen Speerzaun, mit dem das Hotel nachts gesichert ist. Überraschend, dass so viele Menschen in so einen kleinen Bus passen.

Dodoma, Stadthalle, nur wenige Minuten nach 10 Uhr: Bereits so früh ist die Halle mit weit über 400 Menschen aus der Region mehr als gut gefüllt – mitten in der Woche. Aus allen Nachbarregionen haben sich die Menschen bereits Stunden zuvor auf den Weg gemacht, um bei der Informationsveranstaltung dabei zu sein. Gespannte Erwartung in der Halle, als Anthony L. mit seinen KollegInnen von CESOPE und sichtlich stolz die Veranstaltung eröffnet.

Siehe auch: Tansania und Uranabbau: In Bahi / Dodoma wird erkundet

Es ist eine Reise rund um die Welt, als er die internationalen Gäste vorstellt, danach seine MitstreiterInnen von CESOPE und schließlich die vielen Menschen aus der Region.

Es geht für die Menschen um viel: Zwischen der Hoffnung, dass eine Industrialisierung auch Perspektiven für die Verbesserung der Infrakstrukur und der Lebenssituation mit sich bringen könnte, ist die Sorge spürbar, dass große Konzerne an den Menschen vorbei die Region plündern, die Lebensgrundlagen zerstören und die Menschen mit den Folgen allein lassen.

Tansania gilt als ein an Rohstoffen reiches Land. Nicht nur wegen Uran. Bedeutsamer ist vor allem der Goldabbau. Der Abgeordnete Tundu Lissu, der eigentlich nur eine kurze Begrüßung machen sollte, brachte den Fahrplan der Tagung damit erheblich durcheinander, indem er eindringlich, lebendig und in fast kubanischer Länge die Menschen aus seiner Region vor den ausländischen Konzernen und ihrer Art, mit der Bevölkerung und dem Land umzugehen, warnte.  Er nannte Beispiele aus den Minen zum Goldabbau, über die giftigen Methoden, mit den das Gold ausgelaugt wird, die schlechten Arbeitsbedingungen und auch die Probleme mit dem Wasser.

David Sweeney, Aktivist aus Australien überbrachte anschließend seine Grüße an die Tansanier – auch und besonders im Auftrag der Aborigines, mit denen er gemeinsam an zahlreichen Uranminen aktiv ist, immer wieder auch erfolgreich. Australien und seine Konzerne gehören weltweit zu den größten Uranproduzenten. Sweeney ist anzumerken, wie sehr ihn der Kampf der Aborigines, einer 60.000 Jahre alten Kultur, selbst beeindruckt und die Menschen aus der Bahi-Region scheinen die Botschaft aus Australien zu verstehen.  Mit einem einfachen Beispiel macht Sweeney deutlich, um welche Verantwortung es für die Menschen beim Uranabbau geht:  Das Uran aus den Unglücks-Reaktoren von Fukushima stammte aus Australien, das haben auch die Behörden bestätigt.

Es sind zu viele Vorträge aus zu vielen Ländern und viel zu vielen Uran-Minen und Probleme, die bis nach 18 Uhr mit nur einer kurzen Mittagspause Antworten auf die vielen Fragen der Bevölkerung geben und grundlegende Informationen über radioaktive Strahlung, was sie im Körper und mit der Umwelt macht und dass die Geröllhalden am Ende für tausende von Jahren eine Gefahr sein werden. Es ging über grundsätzliche Fragen und Methoden zum Uranabbau, über Gesundheitsprobleme mit Radon, über Wasserprobleme, radioaktive und chemische Hinterlassenschaften während und nach dem Uranabbau und vieles mehr. Eindringlich informierten die VertreterInnen aus Mali (wo derzeit Erkundungen stattfinden) über ihren Widerstand. Sebastian Pflugbeil aus Deutschland berichte über die Erfahrungen mit dem Uranabbau der Wismut AG. Der ostdeutsche Uranabbau wurde 1990 stillgelegt und seitdem läuft für inzwischen über sieben Milliarden Euro die Sanierung der strahlenden Bergewerke und des Abbraums. Viele tausend Menschen sind dort an Krebs erkrankt oder gestorben.

Nach der Mittagspause setzte die Delegation aus dem Niger die Berichte fort. Im Norden des Wüstenstaats fördert AREVA seit den 1960er Jahren Uran, eine weitere Mine wartet auf die Eröffnung, die sich durch die Konflikte und Anschläge in der Region verzögert hat. Auch im Südwesten wird Uranabbau erkundet. Natürlich fehlt nicht der Hinweis auf die Wasserprobleme und die Vergiftung des Wassers in dieser Wüstenregion.

Dr. Doug Brugge aus den USA (Boston) informiert über gesundheitliche Folgen im Umgang mit dem Uran und über Radon. Zu den gesundheitlichen Folgen berichtete auch Dr. Dale Dewar, Canada. Die Allgemein-Medizinerin sprach von Uran als radioaktivem Stoff und als Schwermetall, über die Umwandlungsprodukute, die Uran in Folge seiner Spaltung durchläuft und was dies alles im menschlichen Körper macht.

Trotz dieses Feuerwerks oder wenn man will auch Over-Kill an Fachkompetenz und Wissen: Stunden um Stunden hörte die Bevölkerung zu, geduldig bei den Übersetzungen aus dem englischen und französischen ins kisuaelische, stellte Fragen, bohrte nach. Großen Anklang fand eine Infobroschüre, die in der Landessprache in knapper Form noch einmal über viele der genannten Themen Auskunft erteilt. Interessiert lauschten die Menschen auch Rachel Changoja. Die junge Frau ist in Dodoma groß geworden und lebt jetzt in Dar Es Salaam: Sie sprach über die  Jugend in Tansania und ihre Hoffnung, für mehr Engagement im Umweltschutz.

Irgendwas und irgendwen vergessen? Ja, in jedem Fall und ziemlich viele: Da wären Günther und Gudrun z.B., die hinter den Kulissen Leute verbinden, Kontakt zu Pressestellen und Behörden organisieren und betreiben, Leute von hier nach dort transportieren und sich um die Probleme des Einen hier und der Anderen dort kümmern, unermüdlich dumme Fragen beantworten. Die beiden Andys von der IPPNW. Maßgeblich, still und entschieden unterstützt Joane von der Rosa-Luxembburg Stiftung und mit viel Erfahrung und Routine werkelt die Menschenrechtsorganisation LHRC (Legal and Human Right Centre) im Hintergrund und bereitet die Konferenz in Dar Es Salaam vor, die am Freitag startet. ….

Dirk Seifert

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