AKW Brokdorf – Fehlstart – An – Aus

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Reaktorschnellabschaltung im AKW Brokdorf. Foto: Dirk Seifert

Dumme Sache. Gestern meldeten die Behörden und Medien: Das AKW Brokdorf könne nach der Revision wieder ans Netz. Heute heißt es: Fehlstart. „Im Kernkraftwerk Brokdorf ist es während des Wiederanfahrens zu einer Reaktorschnellabschaltung gekommen. Da die Hauptspeisewasserpumpe nicht rechtzeitig zugeschaltet worden  war, wurde beim Anfahren der Anlage nach der Revision bei einer Reaktorleistung von 9 % die Reaktorschnellabschaltung ausgelöst.“  Und wie in fast allen Fällen ist natürlich klar: „Das Ereignis wird als sicherheitstechnisch weniger bedeutsam eingestuft.“ So jedenfalls die Atomaufsichtsbehörde unter dem grünen Energieministers Robert Habeck heute in einer PM.

Gestern gab das Ministerium bekannt, dass das AKW Brokdorf die Zustimmung zum Wiederanfahren des Reaktors erhalten hatte. „Brokdorf war am 21. Juni 2014 zur Durchführung der Jahresrevision vom Netz genommen worden. Während des diesjährigen Anlagenstillstands wurden 40 neue Brennelemente -davon 12 Mischoxid (MOX)-Brennelemente- in den Reaktordruckbehälter geladen.“ Komisch eigentlich, dass das grüne Ministerium das Wort Plutonium – wie schon 2013 – nicht schreiben mag. Mischoxid meint nämlich, dass es sich um ein Gemisch aus Uran und Plutonium handelt, dass in den Brennelementen ist. Diese Plutoniumbrennelemente gelten als sicherheitstechnisch schwieriger als normale Uran-Brennstäbe. Außerdem bereiten sie bei der Endlagerung größere Probleme, weil ihre Nachzerfallswärme höher ist. Ok, bei der Endlagerung von Atommüll ist ohnehin nichts gelöst, da ist das vielleicht dann auch egal?

Und wo schon genörgelt wird: Die Wiederanfahrgenehmigung, die in früheren Tagen ebenfalls vom Energieministerium in Schleswig-Holstein veröffentlicht wurde, ist bislang noch nicht zum download bereit gestellt. 2012 noch waren diese Zustimmungen veröffentlicht worden. (Siehe: AKW Brokdorf und die Folgen aus Fukushima – neue Arbeitsboote gegen die Atomkatastrophe)

Egal, liest ja vermutlich ohnehin keiner. Und dafür hat der Energieminister gestern ja auch das hier auf dem Schirm gehabt: „Minister Habeck gratuliert Westerhever zum 900sten Geburtstag.“ Klar, das muss auch mal sein.

Weiter heißt es in der gestrigen PM zum Wiederanfahren des AKW Brokdorf: „Schwerpunkte der Revision lagen in der Durchführung umfangreicher Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Maßnahmen zum Erhalt und zur Erhöhung der Sicherheit der Anlage. Unter anderem wurden die beiden Eigenbedarfstransformatoren des Kernkraftwerkes Brokdorf vorbeugend ausgetauscht. Aufgrund von Befunden in anderen Anlagen wurden umfangreiche Untersuchungen an allen 132 Drosselkörpern durchgeführt. Bei dieser Inspektion wurden fünf Drosselkörper mit einem Bruch der Druckfeder detektiert. Dieses meldepflichtige Ereignis wird als sicherheitstechnisch weniger bedeutsam eingestuft, da die Federbrüche keine Auswirkungen auf die Funktion der Drosselkörper und keine Rückwirkungen auf angrenzende Bauteile haben. Die betroffenen Drosselkörper wurden ausgetauscht. Darüber hinaus wurde im Rahmen einer wiederkehrenden Prüfung festgestellt, dass eine Armatur im Frischdampfsystem im Anforderungsfall nicht in die vom Reaktorschutzsystem geforderte Stellung gefahren wäre. Aufgrund der Betriebsstellung ist dieser Fall nur beim Anwärmen der Anlage denkbar und wird ebenfalls als sicherheitstechnisch weniger bedeutsam eingestuft. Diese meldepflichtigen Ereignisse wurden der Atomaufsichtsbehörde fristgerecht nach der Meldekategorie „N“ und „INES = 0“ gemeldet.

Sämtliche Arbeiten wurden von der Atomaufsicht des Energiewendeministeriums und den von ihr zugezogenen Sachverständigenorganisationen intensiv kontrolliert und überwacht.

Nachdem die zum Wiederanfahren des Kernkraftwerkes Brokdorf erforderlichen Maßnahmen getroffen worden sind und die erforderliche Schadensvorsorge gegeben ist, war die Zustimmung zum Wiederanfahren der Anlage KBR zu erteilen.“

Schade, dass diese dumme Schnellabschaltung da nun nicht so in den Plan passte.

Dirk Seifert

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