Bundesamt: „Atomenergie war und ist stets auch mit einem militärischen Interesse verbunden“
„Der Einstieg in die Nutzung der Atomenergie war und ist stets auch mit einem militärischen Interesse verbunden. Die Verbreitung von Atomwaffen und dem dazugehörigen Knowhow zu verhindern, bleibt eine dauerhafte Herausforderung für die globale Sicherheit.“ In dieser Deutlichkeit betont das „Bundesamt für die Sicherheit in der kerntechnischen Entsorgung“ (auf Seite 55) in einer vor wenigen Wochen (09/2022) veröffentlichten Broschüre den zivil-militärischen Zusammenhang der Atomenergie. Die Broschüre handelt laut Titel vom „Atomausstieg in Deutschland“. Vom Dual-Use, der sowohl zivilen als auch militärischen Verwendbarkeit der Atomtechnik ist die Rede, wenn es um Eigenschaften oder Fähigkeiten geht, die aus Atomstrom Atombomben entstehen lassen. Beide Seiten dieser Medaille bergen katastrophale Risiken bis zur Vernichtung der Menschheit in sich. Davon, und von den Bergen Atommüll, deren dauerhaft sichere Lagerung bis heute weltweit ungeklärt ist, wird geschwiegen, wenn es um Laufzeitverlängerungen für das Atom geht. Die FDP will lieber über Chancen und Freiheit sprechen, statt über Risiken des Atomwahnsinns.
- Dual-Use und zivil-militärische Atomenergie und Atomwaffen auf umweltFAIRaendern.
- Die Broschüre des Bundesamts ist hier als PDF online. Oder direkt auch hier (PDF)
In der Broschüre des Bundesamts werden viele weitere Themen der Atomenergie behandelt, die dort faktenreich dargestellt werden, aber in vielen Punkten auch eben einer lediglich der „herrschenden“ Rechtslage entsprechenden Position folgen und nicht immer der fachlichen Kritik und den Forderungen einer zivil-gesellschaftlich gemeinwohlorientieren demokratischen Gesellschaft genügen oder genügen können. Insofern ist immer auch an den Maßnahmen und Vorgehensweisen zu zweifeln. Das Bundesamt gibt hier aber eine Einordnung, welche Konflikte es als dem Bundesumweltministerium nachgeordnete Behörde bei der Frage des zivil-militärischen Zusammenhangs der Atomenergie sieht – und einen Hinweis, warum sich die Debatte um die Atomenergienutzung vor allem mit Blick auf den Krieg in der Ukraine und den neuen Bedrohungen hinsichtlich von Angriffen auf Atomanlagen als nukleare Ziele – endlich auch diese Aspekte und Risiken einbeziehen sollte. Für viele Medien bislang kein Thema.
Als Statement für BaSE wird in der Broschüre ein Beitrag von Prof. Dr. Malte Göttsche, Forschungsgruppe Nukleare Verifikation und Abrüstung, RWTH Aachen (auf Seite 26) veröffentlicht. Dessen Einleitung lautet: „Risiken der Atomenergie bestehen nicht nur im Bereich der Sicherheit. Der nukleare Brennstoffkreislauf ist die wesentliche Voraussetzung, um Spaltmaterialien für die Verwendung in Atomwaffen zu produzieren. Ein wesentliches Problem dabei ist, dass anhand technischer Merkmale nicht erkannt werden kann, ob beispielsweise ein Reaktor zum Ziel der Energieproduktion oder zur Erbrütung von Plutonium für Waffen betrieben wird. Er kann gleichermaßen für beide Zwecke eingesetzt werden, ist also eine sogenannte „Dual-use“-Technologie.“
Selbst wenn man es gar nicht wollte – Atomenergie für Atomwaffen zu „missbrauchen“: Es kann auch aus „Versehen“ oder als Unfall geschehen. „Ein prägnantes Beispiel für die Dual-Use-Problematik ist, dass Pakistan dadurch an Anreicherungstechnologie gelangte, weil der Wissenschaftler A. Q. Khan Einblicke in die zivile Anreicherungstechnologie von URENCO erhielt, einem britisch-deutsch-niederländischen Unternehmen, und dann Pläne entwenden konnte. Auch die Anlagen im Iran und vielleicht Nordkorea beruhen hierauf.“ Anderes gesagt: Ein Wissenschaftler hat wichtige Unterlagen zur Herstellung von Atomwaffen geklaut und damit Pakistan zur Atomwaffenmacht verholfen.
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