Trotz Ukraine-Krieg: Russischer Uran-Brennstoff wird in Block 6 des bulgarischen AKW Kozloduj eingesetzt

Trotz Ukraine-Krieg: Russischer Uran-Brennstoff wird in Block 6 des bulgarischen AKW Kozloduj eingesetzt

Im Schatten des Krieges in der Ukraine sind Uran-Brennstoffe aus Russland zum Einsatz in den Block 6 des AKW Kozloduj geliefert worden. Medienberichte dazu sind bislang kaum zu finden. Der Reaktor in Bulgarien ist gestern zu den erforderlichen Wartungsarbeiten abgeschaltet worden. Sanktionen gegen Atomgeschäfte mit Russland in die EU sind bis heute nicht beschlossen. Auch in Deutschland wird weiterhin angereichertes Uran aus Russland importiert, um Brennelemente für AKWs – zum Beispiel in der Schweiz – herzustellen. Die EU fördert die Umrüstung der Brennstoff-Versorgung der osteuropäischen Atommeiler weg von russischem Brennstoff.

Zuletzt hatte Westinghouse Schweden erste Brennelemente vom Typ VVER für den Block 5 geliefert. Im nächsten Jahr soll Block 6 seine Uran-Elemente aus dem emsländischen Lingen erhalten. Dort läuft ein Genehmigungsverfahren, mit dem der französische Eigentümer Framatome die Fertigung von VVER-Brennelementen an den Start bringen will, – allerdings mit russischer Technik und russischen Lizenzen. Statt die Auslastung der Uranfabrik in Lingen zu erweitern, fordern Atomkraftgegner:innen, die Anlage endgültig zu schließen.

Ohne die noch anhaltenden Lieferungen von Brennstoff und auch Bauteilen aus Russland wären die AKWs in Osteuropa kaum zu betreiben. Westinghouse hatte schon vor Jahren, vor allem in Zusammenarbeit mit der Ukraine, auf die Entwicklung von speziellen VVER-Brennelementen russischer Bauweise gesetzt und alle dazu erforderlichen Techniken und Lizenzen ohne Beteiligung Russlands und der Konzerne Rosatom und TVEL erarbeitet. Framatome, seit vielen Jahren mit Rosatom eng verbandelt, hatte erst spät mit der Planung für VVER-Brennstoff begonnen. Um die Verluste gegenüber Westinghouse auszugleichen, setzt Frankreich daher trotz Ukraine-Krieg auf die Kooperation mit Russland.

Die Fertigung der VVER-Brennelemente für Osteuropa soll ausgerechnet am deutschen Standort in Lingen erfolgen. Dort steht eine der beiden Uranfabriken, die vom Atomausstieg in Deutschland ausgenommen waren. Trotz grüner Mit-Regierung in Niedersachsen und im Bund ist von Plänen, die Anlage abzuschalten, nichts bekannt. Im Gegenteil würde der Deal mit Russland zur Fertigung von VVER-Brennstoff bei Framatome in Lingen die wirtschaftlich eher schlecht aufgestellte Anlage unterstützen und außerdem noch den Betrieb von Atomkraftwerken in ost- und westeuropa stärken.

Gegen die beantragte Erweiterung der Produktionspalette beim französischen Hersteller Framatome in Lingen rufen Anti-Atom-Gruppen und -Organisationen zu einer Demonstration am Samstag, dem 26. Oktober auf. Am 2. November startet dann der im atomrechtlichen Genehmigungsverfahren vom niedersächsischen Umweltminister anberaumte Erörterungstermin in Lingen. ANF will bereits im Sommer 2025 die ersten VVER-Brennelemente ausliefern und setzt mit diesen Terminen die zuständige Atombehörde erheblich unter Druck.

Quellen zu dieser Meldung:

Dirk Seifert

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