Hanau, Plutonium, Transnuklear-Skandal: „Der Anfang vom Ende des Atomdorfs“

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„Atomdorf“ Hanau im Stadtteil Wolfgang. Foto: ?

Warum der Atomindustrie und staatlichen Aufsicht bis heute mit tiefsten Misstrauen begegnet wird? Einer von vielen Gründen ist der Transnuklear-Skandal, der inzwischen über 25 Jahre zurückliegt und eine bis dahin kaum fassbare kriminelle Energie sichtbar machte. Im Zentrum damals die Manager einiger Atomkonzerne und die Orte Hanau in Hessen und Mol in Belgien. Eine umfassende Reportage über die ehemalige Atomschmiede in Hanau hat Ludger Fittkau jetzt auf Deutschlandradio Kultur veröffentlicht: „Vor 25 Jahren begann der Prozess zum größten Skandal in der Geschichte der deutschen Atomindustrie. Führende Manager der Hanauer Firma Transnuklear waren angeklagt, im großen Stil Atommüll in Belgien unsachgemäß entsorgt und teilweise ins Meer gekippt zu haben“, heißt es eingangs in dem Beitrag.

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Auch der Spiegel berichtete natürlich über den Atom-Skandal. Titelfoto Januar 1988

Schmiergeldzahlungen, Atommüll-Panschereien und unglaubliche Umweltsauereien wurden damals bekannt. Hanau: Das war auch der Ort der Plutonium-Anlagen von Siemens, dort stand ein Plutonium-Bunker. Im Tonnen-Maßstab wurde mit diesem Super-Gift und Ausgangsmaterial für die Atombombe gearbeitet. Der Skandal leitete das Ende des Atomdorfs in Hanau ein. Fittkau besuchte Hanau für seine Reportage in Begleitung von Angelika Gunkel und Elmar Dietz, einem Urgestein des Widerstands gegen den dortigen Atomkomplex. Aber auch Klaus Traube und andere „Zeugen“ kommen in dem Beitrag zu Wort. Restlos geklärt wurden die Vorgänge rund um den Transnuklear-Skandal nicht, stellt Fittkau fest und verweist damit auch auf die Gegenwart: Das Misstrauen in die Atomlobby bleibt.

Berichte über den damaligen Atomkomplex Hanau und den Transnuklear-Skandal finden sich auf Anti-Atom-Aktuell und auch hier beim autonomen Zentrum Metzgerstraße Hanau. Im Januar 1988 berichtete der Spiegel so.

Hanau ist auch der Ort einer Rede von Robert Jungk. Wenige Wochen nach der Katastrophe von Tschernobyl sprach er auf einer Großdemonstration vor rund 10.000 TeilnehmerInnen in Hanau: „Macht kaputt, was euch kaputt macht“. Die ARD schreibt dazu: „Der Journalist und Autor Robert Jungk ist vor allem für seine Wortschöpfung „Atomstaat“ berühmt geworden – und für sein gleichnamiges Buch, das 1977 erschien. Wie er später erzählte, kam er 1976 bei der ersten großen Demonstration gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf auf den Begriff. Als er die mit Helmen, Hunden und Stöcken ausgerüsteten Polizisten sah, musste er an den Publizisten Eugen Kogon denken – und an sein Werk „Der SS-Staat“. Zeit seines Lebens kämpfte Jungk gegen Atomwaffen und gegen Kernkraftwerke. In der friedlichen Nutzung der Atomenergie sah er nur „die naive Schwester der militärischen“. 1986 forderte er auf einer Anti-Atom-Demo in Hanau: „Macht kaputt, was Euch kaputt macht!“ Damit handelte er sich eine Anzeige wegen Landfriedensbruches ein, das Verfahren wurde aber eingestellt.“

Über das Gerichtsverfahren gegen Jungk berichte 1988 die Zeit: „Robert und der Schwarze Block„.

Dirk Seifert

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