AKW Brokdorf war noch eine Wiese: PRESSEERKLÄRUNG DER BÜRGERINITIATIVEN UMWELTSCHUTZ UNTERELBE vom 3.12.1976:
Ende des Jahres wird das AKW Brokdorf endgültig stillgelegt. Seit den Bauplänen für den Meiler an der Unterelbe ab Anfang der 1970er Jahre kam es zu massiven politischen Auseinandersetzungen und großen Demonstrationen. In einer Nacht- und Nebelaktion wurde 1976 der Bauplatz von Polizei und Bundesgrenzschutz mit Nato-Draht gesichert. Massive Demonstrationen folgten, bei der die Polizei auch gewaltsam gegen Demonstrant:innen vorging, Tränengasgranaten aus Hubschraubern auf die Menschen abgeworfen. Die staatliche Gewalt mündete in den schärfsten Auseinandersetzungen, die bis dahin Nachkriegsdeutschland erschütterten. Überall im Norden entstanden Gruppen unter dem gemeinsamen Dach als Bürgerinitiativen Umweltschutz Unterelbe (BUU), die gegen den atomaren Wahnsinn und gegen Polizeigewalt mobilisierten. Der Widerstand nicht nur auf der Straße, sondern in vielen gesellschaftlichen Kreisen wie Parteien, Verbänden, Gewerkschaften und Kirche war enorm.
Nach den massiven Demonstrationen kam es zu einem Baustopp-Urteil: Da die Endlagerung der beim Betrieb eines AKWs anfallenden hochradioaktiven Stoffe nicht geklärt war, so das Gericht damals, könne nicht weitergebaut werden. Die Bundesregierung war aufgefordert, die Entsorgung zu klären. Das Urteil von Brokdorf führte zu der in aller Eile herbeigeführten Entscheidung der Bundesregierung, Gorleben als Standort für ein Endlager zu benennen. Ende 1980 wurde das Baustopp-Urteil schließlich aufgehoben.
- Der hier dokumentierte Aufruf der Bürgerinitiativen zu einer Demonstration am Bauplatz des AKW Brokdorf ist der 1976 veröffentlichten Broschüre „Augenzeugenberichte aus Brokdorf“ entnommen, die hier als PDF ist (1. Auflage, Dezember 1976, 56 Seiten). Siehe auch: AKW Brokdorf – Beiträge aus der Geschichte des Widerstands
- Kampf gegen Atomenergie: Trotz Verbot und klirrender Kälte – Über 100.000 gegen das AKW Brokdorf
- AKW Brokdorf – eine lange Geschichte vom Widerstand
- Geschichte Atomenergie: Allein 16 AKWs waren an der Elbe in Westdeutschland geplant
- Wehrt euch! Leistet Widerstand! Ein Audio-Dokument aus der Geschichte der Anti-Atom-Bewegung
PRESSEERKLÄRUNG DER BÜRGERINITIATIVEN UMWELTSCHUTZ UNTERELBE vom 3.12.1976:
Weil wir wissen, daß Atomanlagen unser Leben gefährden erklären wir:
Wir wollen kein Atomkraftwerk in Brokdorf oder anders wo.
Wir haben erfahren, daß wir durch Verhandlungen, Gesprächen mit Politikern, Podiumsdiskussionen und Erörterungsterminen allein unser Recht nicht bekommen. Wir halten es deshalb für unser legitimes Recht, den Bau des AKW am Platz zu verhindern und bereiten uns darauf vor. Wir wissen, daß unser Gegner nicht die Polizei ist, sondern die Verantwortlichen in Kiel und Bonn und in der Industrie. Unsere Kraft sind die richtigen Argumente, die Entschlossenheit großer Teile der Bevölkerung und ihre offene Entrüstung.
Unsere Forderung sind unverändert:
Unsere Forderungen sind unverändert:
ABZUG DER POLIZEI
ABZUG DES WERKSCHUTZES
WEG MIT DEN BAUMASCHINEN
KEINE VERHANDLUNGEN BEVOR DER BAU GESTOPPT
IST, UND NUR ÖFFENTLICHE VERHANDLUNGEN
EINSTELLUNG ALLER ERMITTLLUNGSVERFAHREN UND
STRAFVERFOLGUNGEN
SCHLUSS MIT DEN BÜRGEHKRIEGSMANÖVERN
KEIN AKW IN BROKDORF UND AUCH NICHT ANDERSWO
KEINE WIEDERAUFBEREITUNGSANLAGE
Wir fordern alle Gruppen und Einzelpersonen auf,
sich auf eine Großkundgebung Anfang Februar 77
am Bauplatz in Brokdorf vorzubereiten.
DER BAUPLATZ MUSS WIEDER ZUR WIESE WERDEN! ! ! ! !
———-
Wir unterstützen den Aufruf der Bürgerinitiativen Umweltschutz
Unterelbe vom 3. 12. 76, zu einer Großkundgebung
am Bauplatz in Brokdorf Anfang Februar 77 zu kommen
NAME ADRESSE, TELEFON UNTERSCHRIFT