AKW Brokdorf – Der Super-GAU ist möglich

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Risiken bis zum Super-GAU – das AKW-Brokdorf. Foto: Dirk Seifert

Wie sicher ist das AKW Brokdorf? Um diese Frage zu beantworten, hat .ausgestrahlt den Ministerialdirigenden a.D. Dieter Majer mit einer Studie beauftragt. Insgesamt 21 Unfallursachen listet Majer auf, die entweder allein oder in einer Verkettung miteinander zu einem Super-Gau führen können: Der Kernschmelze mit folgender massiver Freisetzung von Radioaktivität an die Umwelt.

Die Reaktionen der seit Mai 2012 in Amt befindlichen rot-grün-dänischen Landesregierung zu dieses Ergebnissen ist erstaunlich „mau“. Laut Hamburger Abendblatt reagierte der für die Atomaufsicht zuständige Umweltminister Robert Habeck (Grüne) mit den Worten: „gravierende Mängel sind derzeit nicht bekannt. Sollten solche vorliegen, würde die Atomaufsicht sofort einschreiten.“ Risiken könnten jedoch nicht völlig ausgeschlossen werden. Die Atomaufsicht werde das Gutachten sorgfältig auswerten.“

Noch im März 2011 warnte der damalige Grüne Fraktionsvorsitzende Habeckt vor bislang wenig beachteten Unfallrisiken, die schnell zu einer schweren Katastrophe führen könnten: Wenige Tage zuvor war ein großer Frachter auf der Elbe mit Maschinenschaden aus dem Ruder gelaufen und trieb steuerungsunfähig auf die Kühlwasseransaug-Anlage des AKW Brunsbüttel zu. Ein solch großes Schiff wäre ohne weiteres in der Lage, die gesamte Kühlung zu zerstören. Mehrere Schlepper verhinderten damals schlimmeres.

Im Landtag sagte Habeck damals: ”Was sich seit Fukushima geändert hat, ist nicht die Sicherheit der deutschen AWKs – es ist die Bewertung der Wirklichkeit. Sie, Herr Ministerpräsident, haben einerseits Recht, wenn Sie sagen, dass „solch ein Doppelschlag der Naturgewalten“ bei uns eher nicht eintritt – solch einer nicht. Andere aber vielleicht. Erst vor wenigen Tagen havarierte ein 332 Meter langes Containerschiff, die “Berge Fjord”, nach einem Brand im Maschinenraum auf der Elbe und trieb auf die Ansaugrohre von Brunsbüttel zu. Acht Schlepper mussten es sichern.”

Heute, Habeck ist nun Energiewendeminister, ist weder in dieser Sache noch in anderen Sicherheitsfragen in Sachen AKW Brokdorf irgendwas besser geworden.

Während der Grüne Habeck vor einiger Zeit mit einer Bundesratsinitiative versuchte, die Betreiber im Falle der abgeschalteten AKWs per Atomgesetzänderung zu einem Stilllegungsantrag zu verpflichten, sind Initiativen für mehr Sicherheit der in Betrieb befindlichen AKW bislang unterblieben. Schade eigentlich.

siehe auch: Ärzteorganisation IPPNW warnt: Nuklearer Katastrophenschutz überfordert und falsch aufgestellt

Hier die PM von ausgestrahlt zu der Brokdorf-Studie und Links für weitere Informationen. Außerdem unten eine Presse-Übersicht, ebenfalls von ausgestrahlt.

ausgestrahlt: „Gutachterliche Stellungnahme zur Gefährlichkeit des AKW Brokdorf

Dipl.-Ing. Dieter Majer, Ministerialdirigent a.D. und bis Juni 2011 der Leiter der Unterabteilung für Sicherheit in kerntechnischen Einrichtungen im Bundesumweltministerium, hat von November 2012 bis Januar 2013 im Auftrag der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt ermittelt, gegen welche möglichen Ereignisse das AKW Brokdorf nur unzureichend abgesichert ist. Er kommt zum Ergebnis, dass eine Kernschmelze mit massiver Freisetzung radioaktiver Stoffe jederzeit möglich ist.

Als mögliche Unfallszenarien, die zu einer Kernschmelze und damit zur großen Freisetzung radioaktiver Stoffe führen können, zählt Dieter Majer auf:

  • Totaler Stromausfall
  • Leck im Reaktordruckbehälter
  • Leck in einer Hauptkühlmittelleitung
  • Leck am Druckhalter durch fehloffenes Sicherheitsventil
  • Ausfall der Hauptspeisewasserversorgung ohne Ausfall des Turbinenkondensators
  • Ausfall des Turbinenkondensators ohne Ausfall der Hauptspeisewas-serversorgung
  • Überflutung des Reaktorringraumes
  • Kabelbrand innerhalb des Reaktorgebäudes
  • Zerknall der Dampfturbine
  • Versagen von Komponenten mit hohem Energieinhalt
  • Flugzeugabsturz
  • Erdbeben
  • Explosionswellen
  • Überflutung der Anlage durch Hochwasser
  • Blitzschlag
  • Cyberattacken
  • Informierte Innentäter
  • Angriff einer Personengruppe von außerhalb des Atomkraftwerks
  • Pandemie
  • Militärische oder kriegerische Auseinandersetzungen
  • Ereignisse während der Revision

Die Stellungnahme zählt weiter risikoreduzierende Nachrüstungen auf, welche die Wahrscheinlichkeit einer Kernschmelze verringern, aber nicht ausschließen. Ist die Bevölkerung nicht bereit, dieses Risiko zu tragen, bleibt nur die Abschaltung des AKW Brokdorf.

Die gutachterliche Stellungnahme steht in einer Kurz- und Langfassung vor zum Download zur Verfügung:

.ausgestrahlt bewertet die Ergebnisse in einer Pressemitteilung und forderte die Atomaufsicht auf, das AKW Brokdorf sofort abzuschalten, um die Bevölkerung zu schützen.

Pressereaktion:

 

Dirk Seifert

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