Trotz Krieg: Ungestörte Urangeschäfte – Russisches Uran über emsländisches Lingen nach Kasachstan für Chinas AKW mit französischer Hilfe und deutschen Genehmigungen
Der im niedersächsischen Lingen ansässige Urankonzern Advanced Nuclear Fuels ANF darf 6.000 Kg in Uranbrennstäben in eine Atomfabrik nach Kasachstan liefern. Der Transport dürfte bereits stattgefunden haben. Das geht aus einer Liste hervor, die vom Bundesministerium für Umwelt und zuständigen Bundesamt (BMUV) auf der Homepage veröffentlicht ist. In Kasachstan werden neue Uran-Brennelemente hergestellt, z.B. für den Einsatz in chinesischen AKWs. Lingen gibt derzeit intensiv Starthilfe für Aufbau und Inbetriebnahme der Anlage Ulba-FA fuel in Kasachstan. Auch Maschinen wurden geliefert. Der Grund: Betreiber in Lingen ist der französische Atomkonzern FRAMATOME. Auch in Kasachstan ist Framatome beteiligt. Trotz des Krieges Russlands gegen die Ukraine und den Sanktionen im Energiebereich ist der Handel mit Atombrennstoffen seitens der EU ohne jede Einschränkungen. Framatome plant in Lingen sogar, mit direkter russischer Hilfe die Herstellung von speziellen Brennelementen für den Einsatz in den osteuropäischen Staaten mit russischen Reaktoren. Ein entsprechender Genehmigungsantrag der ANF liegt dem niedersächischen Umweltministerium zur Entscheidung vor.
Die Fakten: „ANF, Advanced Nuclear Fuels“ darf „UO2/Gd2O3-Brennstäbe (6.000 kgU)“ von ANF, Advanced Nuclear Fuels“ an „ULBA-FA LLP Ust-Kamenogorsk“ transportieren. Die Genehmigung ist gültig ab „04.05.2023“ und gültig bis „03.05.2024“. Siehe hier: Ausfuhrgenehmigungen laut BMUV – 8.5.2023 (PDF) oder hier direkt.
- Mit russischer Hilfe: Uran-Brennstoff aus Lingen für osteuropäische Reaktoren
- Uranfabrik Lingen: Erweiterung der nuklearen Brennstoffpalette unter Ausschluss der Öffentlichkeit
- Französisch-russische Atomkooperation am Standort der deutschen Uranfabrik in Lingen
- Über 380.000 kg Uranbrennstoff: Russische Atomtransporte und der nukleare Weiterbetrieb der Uranfabrik in Lingen
Das Uran in den Brennstäben aus Lingen nach Kasachstsan könnte aus Russland stammen oder dort angereichert worden sein. Die ANF Lingen hat auch während des Kriegs in der Ukraine Uran aus Russland erhalten, oftmals per Schiff und LKW aus Russland über Frankreich.
Während Deutschland die letzten Atomkraftwerke stillgelegt hat, setzt Frankreich – auch in enger Zusammenarbeit mit östlichen Staaten inklusive Russland, auf einen massiven Ausbau der Atomenergie. Wie es mit den Atomgeschäften am Standort Lingen zwischen Atomausstieg, Krieg und Frankreichs Atomkurs weitergeht, dürfte auch das Bundeswirtschaftsministerium und das Auswärtige Amt interessieren. Die nächste schwere Konfrontation um die Zukunft oder den Ausstieg aus Atomenergie dürfte bevorstehen und das deutsch-französische Verhältnis und die EU angehen. Zuletzt hatte es sowohl in Sachen Kohle und Atom Deals zwischen Deutschland und Frankreich gegeben. Kontrovers ist der Atom-Kurs in Sachen Taxonomie und zuletzt war auch die Frage der Wasserstoffherstellung Streitthema. Aktueller Kommentar in der Taz hier.
- Ulba-FA fuel gehört zum staatlichen Konzern Kazatomprom. Auch Uran wird in Kasachstan im großen Stil abgebaut und nach Westeuropa und Russland geliefert. Über die neue Uranfabrik berichtete die atomfreundliche World Nuclear News hier im Dezember 2022. Über ULBA hier. Und KASATOMPROM hier.
Das BMU veröffentlicht die Liste von Atomtransporten mit Kernbrennstoffen regelmäßig auf seiner Seite, nach dem wiederholt heftige Proteste gegen die Geheimniskrämerei um diese gefährlichen Transporte gegeben hat. Transporttermine und Stoffe werden immer erst veröffentlicht, nachdem sie durchgeführt worden. Die notwendigen Genehmigungen für den Transport innerhalb der Bundesrepublik werden veröffentlicht, nachdem der erste Transport im Rahmen der vom Bundesamt für die Sicherheit der kerntechnischen Entsorgung erteilten Genehmigung durchgeführt wurde.
- Zu den weiteren Hintergründen der Uranfabrik Lingen und den Verbindungen des französischen Atomkonzerns Framatome mit Russlands Roatom und TVEL auf umweltFAIRaendern.
Dokumentation: First fuel from Ulba-FA fuel delivered to customer – 08 December 2022
The first batch of fresh nuclear fuel from the Ulba-FA LLP joint partnership has been delivered to a Chinese nuclear power plant, Kazatomprom has announced. The shipment of AFA 3G ТМ fuel assemblies – equivalent to one reload (a little over 30 tonnes of low-enriched uranium) have been accepted by the end customer, China General Nuclear Power Corporation (CGNPC-URC).
The 34 containers of fresh fuel were transported by rail (Image: Kazatomprom)
The Ulba-FA fuel assembly plant, which uses Framatome fuel assembly manufacturing technology and equipment manufactured in China, France and the USA, began operations in November 2021. The plant has a capacity of 200 tU per year and has guaranteed sales market for 20 years ahead, Kazatomprom said.
Kazatomprom CEO Yerzhan Mukanov said the plant has allowed the company to diversify by producing a high-tech, export oriented high value-added uranium product.
„Successful product delivery to the Chinese partners confirmed the reputation of Kazatomprom as a reliable and favorable supplier on the global nuclear fuel market,“ he said.
Ulba-FA LLP is a joint venture of Kazatomprom subsidiary UMP JSC and CGNPC-URC.
Researched and written by World Nuclear News
Auch im Schweizer Fernsehen in der Sendung Rundschau vom 30.3.2022 (ab Minute 12:38) wird folgendes aufgezeigt:
Die Schweiz finanziert Putins Krieg gegen die Ukraine mit, indem wir Brennstäbe für Beznau zu 100 % und für Leibstadt zu rund 50% von Russland (Rosatom) beziehen. Rosatom ist für den zivilen, wie auch für den militärischen Nuklearsektor zuständig und baut mit unserem Geld nicht nur Brännstäbe für Beznau 1 + 2 und Leibstadt, sondern auch die Atomaren Sprengköpfe für Interkontinental-Raketen. In der Rundschau wird von einer halben Milliarde Franken gesprochen, die die Axpo (Betreiberfirma von Beznau 1 + 2) schätzungsweise in den letzten 10 Jahren Rosatom und den Tochterfirmen bezahlt hat.
Das muss gestoppt werden!
https://www.srf.ch/news/international/axpo-in-der-kritik-russische-brennstaebe-fuer-schweizer-akw