Volksentscheid Energienetze Hamburg: Vattenfall-Stromnetz – über 40 Millionen Euro Gewinn bei über 500 Millionen Euro Umsatz

strommast moorburg 03Für die Hamburger SPD ist es ein Risiko – für Vattenfall ein extrem gutes Geschäft: Das Stromnetz Hamburg. Mit einem Umsatz von rund 500 Millionen Euro pro Jahr macht Vattenfall offenbar regelmäßig  Gewinne von deutlich über 40 Millionen Euro. Die offiziellen Vattenfall-Daten für das Geschäftsjahr 2012 sind immer noch nicht veröffentlicht, obwohl sie längst vorliegen. Üblicherweise legen die Wirtschaftsprüfer diese Abschlüsse jeweils Ende Februar des Folgejahres vor. Nach Prüfung durch die Aufsichtsgremien werden die Berichte im amtlichen Anzeiger veröffentlicht. Frühere Vattenfall-Berichte wurden z.B. Ende Mai oder Ende Juli dort veröffentlicht.

Anfang August hat die für das Gasnetz zuständige E.on-Gesellschaft „Hamburg Netz GmbH“ – an der die Stadt Hamburg mit 25,1 Prozent beteiligt ist – ihren Bericht im amtlichen Anzeiger veröffentlicht. Jens Kerstan von der Grünen-Bürgerschaftsfraktion hat deshalb per Kleiner Anfrage jetzt nach dem Verbleib der Vattenfall-Daten gefragt. Siehe insgesamt hier: Volksentscheid Hamburg: Keine Transparenz und Geheimhaltung – Vattenfall-Wirtschaftsdaten under cover – Initiative vor Gericht – Grüner fragt nach

Aus früheren Geschäftsberichten ist zu entnehmen, das Vattenfall richtig viel Geld mit dem Stromnetz verdient. Kein Wunder, wenn sich das schwer angeschlagene Unternehmen mit allen Mitteln gegen den Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ zur Wehr setzt, um die drohende vollständige Rekommunalisierung der Netze für Strom, Fernwärme und Gas (E.on) zu erreichen.

Gewinne von über 40 Millionen Euro

Die Jahresberichte für 2010 und 2011 sind online im Amtlichen Anzeiger. Hier können sie als PDF direkt heruntergeladen werden: Für das Jahr 2010 hier, für das Jahr 2011 hier.

Mit „Umsatzerlösen und Erträgen“ von 599,4 Millionen Euro (2009) und 560,1 Millionen Euro (2010) lag das „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit“ bei 44,5 Millionen Euro im Jahr 2009 und bei satten 58 Millionen Euro im Jahr 2010. Im dem Bericht für das  Jahr 2010 heißt es: „Das Jahresergebnis vor Ergebnisabführung lag mit 46,1 Mio. € auf Vorjahresniveau (Vorjahr: 43,9 Mio. €) und wurde vollständig an die Vattenfall Europe AG abgeführt.“

Im Fukushima-Jahr 2011 erlebte die Vattenfall Stromnetz Hamburg GmbH einen Einbruch. Bei weiterhin hohen „Umsatzerlösen und Erträgen“ von 530,3 Millionen Euro lag das „Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei lediglich 3,1 Millionen Euro“. Als Gründe dafür werden außergewöhnliche Umstände in dem Bericht 2012 für das Jahr 2011 genannt: „Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit liegt mit 3,1 Mio. € um 54,9 Mio. € deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Dies resultiert im Wesentlichen aus den Mindererlösen in Höhe von 28,7 Mio. € bei den stromintensiven und atypischen Netznutzungskunden nach § 19 Abs. 2 der neuen StromNEV. Des Weiteren erhöhten sich die Fremdlieferungen und Leistungen um 17,3 Mio. €. Kompensierend wirkten teilweise Preiseffekte bei den Netzentgelten.“ In diesem Paragraphen wird die Netznutzungsgebühr für große Stromverbaucher geregelt (siehe dazu auch hier bei Wikipedia, seit März 2013 ist die Regelung per Urteil des OVG Düsseldorf nichtig).

Von diesem Ausrutscher im Fukushima-Jahr hat sich die Stromnetz-Gesellschaft aber offenbar erholt und soll für das Jahr 2012 wieder das Niveau von 2009 und 2010 erreicht haben.

Zu den Wirtschaftsdaten des Berliner Stromnetzes von Vattenfall hier: Vattenfall Berlin: Mindestens 30 Millionen Euro Gewinn beim Stromnetz-Betrieb

Investitionen ins Stromnetz – Eher weniger als mehr!

Lohnend ist auch ein Blick auf die Investitionen in die Netzinfrastruktur. Im Rahmen des von der SPD in der Bürgerschaft durchgesetzten Minderheitsdeals rühmt sich Bürgermeister Scholz ja immer wieder, dass er hohe Investitionen von Vattenfall in die Netze gesichert hat. Viel hat es damit nicht auf sich, wenn man die Daten der letzten Jahre betrachtet. Im Bericht für das Jahr 2011 heißt es: „Insgesamt wurden im Geschäftsjahr Maßnahmen für die Netzinfrastruktur inklusive Messeinrichtungen für 198,2 Mio. € (Vorjahr: 192,8 Mio. €) realisiert.“ Im Bericht für das Jahr 2010 ist zu lesen: „Insgesamt wurden im Geschäftsjahr Maßnahmen für die Netzinfrastruktur inklusive Messeinrichtungen für 192,8 Mio. € (Vorjahr 169,4 Mio. €) realisiert.“

Auf der Vattenfall-Homepage heißt es in Sachen Investitionen: „Insgesamt werden Vattenfall und die Stromnetz Hamburg GmbH gut 1,5 Milliarden Euro in die Energienetze der Metropolregion investieren. Gut zwei Drittel des Gesamtvolumens – rund 960 Millionen Euro – stehen für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Stromnetzes bereit. Weitere 550 Millionen Euro werden der Ausbau und die Erweiterung der Fernwärmeversorgung kosten. Der Großteil entfällt auf die Errichtung eines Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks mit einem angeschlossenen Energiespeicher, der überschüssigen Strom aus der Windkraft-Erzeugung zwischenspeichern kann.“

Bezogen auf das Stromnetz geht es also um 960 Millionen Euro bis 2018. Das wären rund 160 Millionen Euro pro Jahr. Also etwa genauso viel wie in den Vorjahren bzw. sogar noch etwas weniger. Wieso Bürgermeister Olaf Scholz es als Erfolg seines Verhandlungsgeschicks feiert, dass Vattenfall angesichts der Energiewende auf gleichbleibendem Niveau in die Instandhaltung und Entwicklung des Stromnetzes investiert, bleibt angesichts dieser Zahlen ein Rätsel.

(Hinweis: Bei den genannten 550 Millionen Euro für die Fernwärme müsste der größte Teil der Investitionssumme das in Planung befindliche neue Gaskraftwerk am Standort Wedel betreffen.)

Dirk Seifert

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