Plutonium-Transporte zum AKW Grohnde – zahlreiche Sicherheitsmängel

Der Transport von Plutonium-Brennelementen von Sellafield/UK über den Hafen von Nordenham zum AKW Grohnde hat begonnen. Der überalterte und unsichere Frachter Atlantic Osprey ist mit acht so genannten MOX-Brennelementen seit gestern auf dem Weg.

Während vor Ort die Proteste ab heute beginnen, häufen sich Informationen über Sicherheitsmängel bei diesem Plutonium-Transport. (Hier online protestieren!)

Kritik gibt es aber auch, was den Einsatz der MOX-Brennelemente im Reaktor angeht. Selbst E.on sieht bei MOX nur Nachteile gegenüber herkömmlichen Uranbrennelementen. In den USA gibt es noch kein einziges AKW, dass MOX einsetzen mag. Noch rund 100 solcher Plutonium-Transporte sollen in den nächsten Jahen erfolgen, dabei müssen rd. 5.000 Kilogramm Plutonium transportiert werden.

Der Atomfrachter Atlantic Osprey, der für den jetzt laufenden Transport eingesetzt wird, ist im Gegensatz zu anderen Schiffen für solche gefährlichen Transporte nur einwandig gebaut und verfügt über nur eine Antriebs-Maschine.

Am Montag haben der Kreistag Wesermarsch und die Stadt Nordenham auf einer gemeinsamen Sondersitzung aus Anlass der Plutonium-Transporte eine Resolution verabschiedet. Darin stellen sie fest: “Nordenham darf keine Drehscheibe für internationale Atomtransporte, für den Umschlag brisanter, hochgefährlicher strahlender Güter sein und werden!” und fordern “die Genehmigung für den Umschlag der MOX-Elemente in Nordenham zu widerrufen und keine weiteren Genehmigungen für den Umschlag von Kernbrennstoffen in Nordenham mehr zu erteilen.”

Bremen hat seine Häfen für solche gefährlichen Transporte per Gesetz gesperrt. Cuxhaven und Wilhelmshaven weigern sich, solche atomaren Frachten über ihre Häfen umzuschlagen.

Der umweltpolitische Sprecher der Fraktion Die Linke im niedersächsischen Landtag, Kurt Herzog, fordert eine umgehende Sicherheitsüberprüfung der Atlantic Osprey. Herzog  sagte: „Uns ist das Protokoll einer Sicherheitsüberprüfung des Frachters bekannt geworden, welche die französische Atomaufsicht ASN am 6. September 2006 im Hafen von Dünkirchen durchgeführt hat. Der Bericht zeigt, dass es auf dem Schiff erhebliche Mängel gibt – beim Strahlenschutz für die Mannschaft, bei der Lagerung des radioaktiven Materials und bei der Handhabung von Beförderung und Entladung.“

Laut ASN hätten sich die Verantwortlichen auf der „Atlantic Osprey“ nicht einmal um die täglichen Strahlenmessungen gekümmert, kritisierte Kurt Herzog: „Auf dem Schiff wird mit hochradioaktivem Material offenbar ähnlich sorglos hantiert wie seinerzeit in der Schachtanlage Asse. Das niedersächsische Umweltministerium und das Gewerbeaufsichtsamt müssen das unbedingt kontrollieren, bevor die Entladung freigegeben wird.“

Auch die Grünen-Fraktion im Landtag von Niedersachen protestiert und fordert die Rücknahme der Transportgenehmigung durch das Bundesamt für Strahlenschutz. In einer Pressemitteilung kündigten die Grünen gestern an, die MOX-Transporte mit einer Kleinen Anfrage zum Thema der nächsten Landtagssitzung zu machen. Die Grünen-Abgeordnete Ina Korter aus der Wesermarsch und der Fraktionsvorsitzende Stefan Wenzel wollen wissen, mit welchen Maßnahmen die Landesregierung für die Sicherheit der Bevölkerung während der umstrittenen Transporte sorgen wird.

Es sei zu befürchten, dass die vom Transport betroffenen Landkreise aufgrund der mangelnden Informationspolitik des Umweltministeriums über keinerlei Katastrophenschutzpläne verfügten, sagten die Grünen-Politiker heute (Donnerstag) in Hannover. Korter: “Nicht einmal der Landrat des Landkreises Wesermarsch ist von der Landesregierung informiert worden”.

Wenzel kritisierte, dass Umweltminister Birkner zunächst versucht habe, dem Bundesamt für Strahlenschutz den “schwarzen Peter zuzuschieben”, obwohl eindeutig das Land Niedersachsen für die Gewährleistung der Transportsicherung zuständig sei.

Die Grünen-Politiker forderten die Landesregierung auf, die Transporte wegen mangelhafter Katastrophenschutzpläne sofort auszusetzen. Nach Fukushima müsse eine Neubewertung des Einsatzes von MOX-Elementen erfolgen.”

Die kleine Anfrage zum Thema finden Sie unter: http://www.fraktion.gruene-niedersachsen.de/cms/default/dokbin/416/416738.pdf

Dirk Seifert

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