Na gut, und nun die Fakten: Vattenfall bekommt zum 1. Oktober einen neuen Chef. „Der Schwede Magnus Hall wird neuer Vorstandsvorsitzender. Sein Vorgänger Öystein Löseth war wegen einer zu teuren Übernahme stark kritisiert worden.“ (Handelsblatt) Löseth hatte bereits vor Monaten erklärt, dass er seinen Posten nicht verlängern wolle.
Vattenfall ist wirtschaftlich schwer angeschlagen. Über vier Milliarden Euro musste der Konzern im letzten Jahr an Verlusten abschreiben. Eine viel zu teure Übernahme des niederländischen Stromers Nuon, erhebliche Bauverzögerungen und Pannen beim Neubau des Kohlekraftwerks Moorburg und auch die niedrigen Großhandels-Strompreise, machen dem Unternehmen schwer zu schaffen. Vattenfall hat daraus Konsequenzen gezogen und das Unternehmen aufgespalten. Einerseits den Skandinavien-Teil, andererseits den Kontinental-Teil. Von letzterem will sich Vattenfall Schritt für Schritt zurückziehen.
Magnus Hall kommt nicht aus der Energiebranche, gilt aber als ausgewiesener Freund der Atomenergie, wie Reinhard Wolf bei den Klimarettern berichtet. Die Welt berichtet: „Branchen-Neuling wird neuer Vattenfall-Chef“ und schreibt: „Nach Angaben des Vattenfall-Verwaltungsrates wurden bei der Auswahl sowohl externe wie interne Kandidaten in Betracht gezogen. „Wichtige Kriterien bei der Auswahl waren umfassende Erfahrung als Manager in der Industrie und zudem nachweisbare außergewöhnliche Führungsqualitäten“, heißt es in einer Erklärung des Aufsichtsgremiums.“
Vattenfall teilt außerdem mit: „Bis Magnus Hall seine Position übernimmt bleibt Øystein Løseth Präsident und CEO von Vattenfall und steht auch danach bis zu seinem Vertragsende im März 2015 Vattenfall zur Verfügung“.
Vattenfall und die Braunkohle in der Lausitz
Ausführlich widmet sich der Welt-Artikel auch der Frage, ob Vattenfall sich aus dem umstrittenen Braunkohle-Geschäft in der Lausitz zurück zieht. Immerhin soll das Unternehmen seine CO2-Emissionen senken. „Der Konzern hatte seine CO2-Emissionen in den vergangenen vier Jahren von knapp 94 Millionen Tonnen auf 88,4 Millionen Tonnen reduziert und strebt nun weitere Reduktion auf 65 Millionen Tonnen an. „Dazu müssen weitere Betriebe ganz oder teilweise verkauft werden“, kündigte das Unternehmen dazu an.“
Immer mehr Hinweise deuten darauf hin, dass Vattenfall sich in jedem Fall einen „strategischen Partner“ mit ins Boot holen wird, um die Umwelt in der Lausitz und das Klima weiter zu verheizen. Die Welt: „Das Unternehmen hat sich aber offenbar bereits nach möglichen Partnern für das nicht-skandinavische Geschäft umgesehen.“
Mit gewisser Spannung werden die Wahlen in Schweden im September erwartet. Dann dürfte es zu einer rot-grünen Regierung kommen. Die Grünen, die bislang für einen Verkauf der Lausitz-Braunkohle waren, sind laut Welt auf dem Weg zu neuen Positionen: „Inzwischen scheint sich aber bei den schwedischen Grünen die Sichtweise durchzusetzen, dass ein Verkauf der deutschen Braunkohle-Kraftwerke keinerlei Vorteile für den Klimaschutz brächte: Im Gegenteil könnten die Braunkohle-Anlagen unter einem neuen, womöglich ineffizienteren Besitzer dann sogar noch mehr CO2 ausstoßen.“