Atomtransporte Hamburg – Strahlendes Zwischenlager im Hafen

Wasserschutzpolizei bei der Kontrolle eines Container mit radioaktiven Stoffen
Wasserschutzpolizei bei der Kontrolle eines Containers mit radioaktivem Uranerz

Radioaktive Fracht – vermutlich Uranerz aus Kasachstan – wird am Süd-West-Terminal im Hamburger Hafen derzeit zwischengelagert. Insgesamt 18 Container sind nach den Beobachtungen von AtomkraftgegnerInnen gestern (13.8.) am frühen Vormittag von dem russischen Frachter Sheksna entladen worden. Die Wasserschutzpolizei führte Kontrollen an den Containern durch. Ob es Beanstandungen gegeben hat, ist derzeit unklar. Beim letzten Transport vor einigen Wochen wurden vier Container mit dem Uranerz vorübergehend am Weitertransport gehindert.

Update: # 14.8.2014, 18.30 Uhr: Die Container sind noch nicht abtransportiert worden und befinden sich immer noch am Terminal. #

Uranerz in Containern im Hamburger Hafen: Warten, bis es weiter geht.
Uranerz in Containern im Hamburger Hafen: Warten, bis es weiter geht.

Über den bisherigen Verlauf der aktuellen Reise der Sheksna berichtet auch die Taz-Hambug in einem Artikel von SMV. Üblicherweise werden die radioaktiven Frachten umgehend weiter transportiert. Doch offenbar gibt es diesmal bei der Bahn einen Engpass, so dass die strahlenden Container seit gestern Vormittag am Terminal stehen. Vor Tagen hatte es in der Nähe des Terminals einen Bombenfund gegeben und auch der Terminal wurde bis zur Entschärfung gesperrt. Dadurch sind vermutlich Verzögerungen bei der Abfertigung der Schiffe und ihrer Fracht entstanden. So wird der Terminal mal eben so zum Zwischenlager für radioaktives Uran.

Die Sheksna kommt regelmäßig mit radioaktiven Stoffen für den Betrieb von Atomkraftwerken durch den Hamburger Hafen. Darunter Uranerz aus Kasachstan. Vom Hafen aus wird die strahlende Fracht auf Güterzüge verladen. Diese gehen zunächst zum Rangierbahnhof Maschen, im Süden von Hamburg. Von hier geht es dann meist gegen Mitternacht weiter. Das Uranerz z.B. quer durch Niedersachsen über Münster, Köln und Bonn und dann durch Rheinland-Pfalz nach Frankreich mit dem Ziel Narbonne. Dort wird es zu einem Zwischenprodukt für die Herstellung von Brennstoff für AKWs weiterverarbeitet.

Ein Teil kommt dann oft erneut zurück nach Deutschland: Entweder in die Uranfabrik in Gronau, wo das für die Kernspaltung erforderliche Uran235 angereichert wird oder nach Lingen, wo bereits in Frankreich oder den Niederlanden (oder Gronau) angereichertes Uran zu Brennelementen verarbeitet wird. Danach geht das Uran von diesen Fabriken aus per Atomtransport in alle Welt. Oftmals wieder über den Hamburger Hafen.

Der Betrieb der Uranfabriken in Gronau und Lingen ist vom Atomausstieg nicht betroffen. Beide Anlagen dürfen völlig unbefristet weiter internationale Urangeschäfte betreiben und Atomkraftwerke mit dem erforderlichen Brennstoff versorgen.

Dirk Seifert

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