Das Klima und Hamburg: Raus aus der Kohle! Aktion vor dem Rathaus
Rote Linie gegen Kohle vor dem Hamburger Rathaus. Während in Bonn die UN-Klimakonferenz tagt, haben rund 80 Aktive des BUND, der Infostelle Klimagerechtigkeit der Nordkirche, des Hamburger Gegenstroms und anderer Organisationen heute mit einer Banner-Aktion den rot-grünen Senat aufgefordert, den Kohleausstieg in der Hansestadt endlich voran zu bringen. Pläne, die Fernwärmeversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen, dürfen nicht dazu führen, dass das Vattenfall-Kohlekraftwerk Moorburg noch mehr klimaschädliches CO2 in die Umwelt pusten dürfe. Die CO2-Emissionen von Hamburgs Kohlemeilern tragen ihren Teil dazu bei, dass Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Eine Aktivistin vom Gegenstrom betonte, technische Lösungen allein reichen nicht: „Es braucht einen grundlegenden Systemwandel, um der fortschreitenden Ungerechtigkeit, die durch den Klimawandel verschärft wird, ernsthaft zu begegnen.“
- Hamburgs Klimaschutz und der Kohleausstieg: Nichts geht ohne Vattenfall
- COP23 und Klimaschutz: Initiative Kohle Stoppen Hamburg – Rote-Linie-Aktion Rathausmarkt 10/11/2017
- Hamburg: Statt Erneuerbare Energien Moorburg Kohle-Wärme? Technisch möglich – politisch nicht gewollt
Die Pressemitteilung der beteiligten Organisationen (siehe dazu unten) ist u.a. hier beim BUND online und gleich nach den Fotos im vollen Wortlaut nachzulesen:
Rote Linie gegen Kohlenutzung!
Zahlreiche Klima-, Energie- und Umweltgruppen sowie kirchliche Akteure bildeten heute auf dem Rathausmarkt eine „Rote Linie“ gegen die weltweite Kohlenutzung und forderten einen konsequenten Kohleausstieg der Stadt Hamburg.
Anlass ist die 23. Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen in Bonn (COP 23), die deutlich macht, dass es mehr als vollmundiger Absichtserklärungen von Regierungen bedarf, um den rasant fortschreitenden Klimawandel aufzuhalten. Dessen Bedrohungen sind schon heute real, die globale Erwärmung hat bereits viele Menschenleben gefordert.
Im Jahr 2016 lag die Konzentration von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre auf einem neuen Rekord-Niveau. Es sind daher konkrete und verbindliche Maßnahmen nötig, um eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad bis Ende dieses Jahrhunderts zu ermöglichen. Der zentrale Ansatz dafür ist ein schneller Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger– und zwar zuerst aus der Kohleverbrennung.
Die heutige „Rote Linie“ auf dem Rathausmarkt zielt vor allem auf die Energiepolitik der Stadt Hamburg, deren aktuelle CO2-Bilanz weit hinter den eigenen Klimaschutzvorgaben zurückbleibt. In Hamburg werden rund 94 Prozent des hier erzeugten Stroms aus fossilen Energieträgern gewonnen, der überwiegende Teil davon aus Kohle. Im Bereich Wärme, vor allem für die Heizung von Gebäuden, sind die Daten nicht besser. Ohne eine grundlegende Wende bei der Strom- und Wärmeerzeugung wird die Hansestadt das im Hamburger Klimaplan fixierte Ziel, den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu reduzieren, deutlich verfehlen.
Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND: „Hamburg muss die Weichen für einen konsequenten Kohleausstieg stellen. Die Kohlekraftwerke Wedel, Tiefstack und Moorburg stehen für eine Energieversorgung von gestern und heizen jeden Tag, an dem sie länger laufen, den Klimawandel an. München und Berlin haben es vorgemacht – nun braucht auch Hamburg einen klaren Fahrplan für den Kohleausstieg.“
Gilbert Siegler vom ‚Hamburger Energietisch‘ ergänzt: „Die von der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) geplante Trasse vom Kraftwerk Moorburg zum großen Fernwärmenetz nördlich der Elbe darf nicht gebaut werden! Die „Moorburgtrasse“ könnte spätestens nach der nächsten Bürgerschaftswahl für große Mengen Wärme aus dem Steinkohle-Kraftwerk genutzt werden.“
Judith Meyer-Kahrs vom Zentrum für Mission und Ökumene der Nordkirche weist darauf hin, dass die Folgen des Klimawandels wesentliche Fluchtursachen sind und fordert: „Hamburg ist dafür mitverantwortlich und muss die Kohleverbrennung in den Kraftwerken in Wedel, Tiefstack und Moorburg deshalb schleunigst beenden!“
Laura Strobel von ‚Gegenstrom Hamburg‘ stellt klar, dass es auch mit einem grünen Kapitalismus und technologischen Lösungsansätzen nicht getan ist: „Es braucht einen grundlegenden Systemwandel, um der fortschreitenden Ungerechtigkeit, die durch den Klimawandel verschärft wird, ernsthaft zu begegnen.“
Zu den Ankündigungen der BUE, die bislang kohlebefeuerten Kraftwerke in Wedel 2022 stillzulegen und Tiefstack bis 2025 auf Gas umzustellen, verweisen die Aktiven auf die Mängel und Risiken der bisherigen Planungen: „Wenn die Müllverbrennungsanlage Rugenberger Damm künftig nicht mehr die Ölwerke Schindler mit Dampf versorgen, sondern Fernwärme in das Netz einspeist, ist dies für die Hamburger Klimabilanz lediglich eine Verlagerung. Wenn aber das umstrittene Megakraftwerk Moorburg die Lücke bei Schindler schließen soll, ist dies reine Augenwischerei und sorgt letztlich dafür, dass insgesamt in Hamburg wieder mehr CO2 durch Verbrennung von Kohle erzeugt wird“, so die Klima-Initiative. Dazu käme der Bau einer neuen Wärmeleitung vom Kohlekraftwerk Moorburg zu den Ölwerken, die unter anderen politischen Mehrheiten schnell zum Anschluss des Vattenfall-Kraftwerks an das eigentliche Fernwärmenetz führen könnte – mit fatalen Folgen für die Hamburger Klimabilanz.
Für die Initiative ‚Kohle Stoppen Hamburg‘ ist klar: Die Stadt Hamburg muss, wie mit dem erfolgreichen Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ beschlossen, die Fernwärmeversorgung vom derzeitigen Betreiber Vattenfall übernehmen und einen konsequenten Kohleausstieg auf den Weg bringen!
Initiative Kohle Stoppen Hamburg:
BUND Hamburg, BUNDjugend Hamburg, NaturFreunde Hamburg, Gegenstrom Hamburg, Robin Wood Hamburg-Lüneburg, attac, Hamburger Energietisch, Bundesverband Windenergie – Landesverband Hamburg, Energienetz Hamburg eG, Greenpeace Hamburg – ehrenamtliche Gruppe, Brot für die Welt, UmweltHaus am Schüberg, Kirchenkreis Hamburg-Ost, Infostelle Klimagerechtigkeit im Zentrum für Mission und Ökumene in der Nordkirche