Uranfabrik Gronau: Internationale Urangeschäfte und jede Menge Atomtransporte

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Weltweiter Uranhandel: Im Hamburger Hafen kommt Uran-Konzentrat aus Namibia an, wird in Containern per Schiene nach Frankreich zur Umwandlung zu Uranhexafluorid transportiert und landet später zum Teil auch in Gronau, wo der Uranbrennstoff für den Einsatz in AKWs hergestellt wird. Foto: Dirk Seifert

Der Betrieb der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage  (UAA) in Gronau ist nur durch den Transport von jährlich tausenden Tonnen Uranhexafluorid (UF6) von und nach Gronau möglich. Eine Auswertung mehrerer parlamentarischer Antworten der Landesregierung in Nordrhein-Westfalen für die Jahre 2010 – 2013 ergibt ein erschreckendes Bild von den Uran-Mengen und der Vielzahl von Atomtransporten. Die Daten zeigen auch, wie international das Urangeschäft ist. Die Uranfabrik in Gronau wird vom multinationalen Urananreicherer URENCO betrieben, der zu einem Drittel E.ON und RWE gehört. Der Betrieb der Anlage in Gronau wurde nach der Katastrophe von Fukushima nicht befristet und hat eine Dauergenehmigung. Die Auswertung ist hier als PDF zu finden.

Aktuell siehe auch: Atomenergie Atomwaffen: Ostermarsch in NRW startet bei Uranfabrik Gronau

Zur Versorgung der URENCO in Gronau werden demnach jährlich bis zu 8000 Tonnen Natururan in Form von Uranhexafluorid transportiert. Anlieferländer für das UF6 sind dabei vor allem Kanada, Großbritannien und Frankreich, wo entsprechende Konversionsanlagen stehen. Kanada ist zudem eines der weltweit größten Uranabbauländer.

Herkunft des Urans wird verschleiert

Genaue Angaben, aus welchen Ländern bzw. Minen das Uran stammt, gibt es nicht. Die Bundesregierung macht dazu seit Jahren keine konkreten Aussagen. So wird für das Uran als Herkunftsland z.B. Frankreich genannt, obwohl es dort keine Uranminen gibt. In Frankreich wird lediglich das Natururan zu Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt und dann entweder für die eigenen Atommeiler oder für den Export weiter transportiert.

Der französische Atomkonzern AREVA bezieht sein Uran z.B. zu mehr als einem Drittel aus dem Niger. Dort sind französische Truppen nach dem Militäreinsatz im Nachbarland Mali zum Schutz der Uranminen stationiert worden.

In einer gemeinsamen PM von ROBIN WOOD und der IPPNW heißt es zur Herkunft des Urans: „Uran wird in Deutschland zur Stromerzeugung in Atomkraftwerken zu 100 Prozent importiert. Dabei ist die deutsche Atomindustrie auch abhängig von Uranimporten aus Staaten außerhalb der OECD. Die deutsche Bundesregierung und die EURATOM Supply Agency verschleiern dabei die Herkunft des Urans. Als Lieferländer werden vor allem Frankreich und Großbritannien genannt, die jedoch über keine eigene Uranproduktion verfügen und lediglich als Zwischenhändler fungieren. Laut einer Analyse und Bewertung der Versorgungssicherheit in der Elektrizitätsversorgung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums wurden im Jahr 2005 z.B. 8 % des Bedarfs aus dem Niger gedeckt, 29% aus Kanada, 23% aus Australien, 9% aus Kasachstan, 8% aus Russland und 23% aus anderen Ländern. Für die Folgejahre lassen sich die Herkunftsländer nicht nachvollziehen.

Laut  EURATOM wurden 2012 13 % des Natururans für Europa aus dem Niger importiert. Das Land profitiert dabei kaum von seinem Ressourcenreichtum, besitzt dafür jedoch eines der am stärksten verseuchten Abbaugebiete der Erde. Umweltschützer kritisieren seit langem, dass der französische Konzern Areva den gewaltigen Wasserbedarf für den Uranabbau aus dem Grundwasser deckt und die kontaminierten Abwässer anschließend in nahegelegene Gewässer ableitet.“

Uran-Brennstoff aus Gronau für AKWs in aller Welt

Im Anschluss an die Anreicherung in Gronau wird dann angereichertes Uran zu den internationalen Kunden der URENCO transportiert; darunter seit 2013 auch China. Die Belieferung der ebenfalls bundesweit einmaligen Brennelementefabrik Lingen (Areva), ca. 30 km nördlich von Gronau, spielt für URENCO nur eine untergeordnete Rolle.

Atommüll als Wertstoff – unbefristete Lagerung

Bei der Urananreicherung fällt zudem massenhaft abgereichertes UF6 als Abfallstoff an. Dieser wird in großem Maßstab nach Südfrankreich transportiert, wo eine „Dekonversion“ in Uranoxid (U308) erfolgen soll. Das Uranoxid soll dann ab der zweiten Jahreshälfte 2014 wieder zurück nach Gronau gebracht werden, wo ein „Zwischen“-Lager für 60.000 Tonnen Uranoxid auf die Inbetriebnahme wartet – es werden also weitere tausende Tonnen Uran quer durch Europa transportiert. Ab 2016 könnte die Konversion auch in der im Bau befindlichen Umwandlungsanlage in Großbritannien erfolgen. Dort, in Capenhurst, steht eine weitere URENCO-Uranfabrik.

Die URENCO betrachtet das abgereicherte Uran als Wertstoff. Daher muss der Uranabfall offiziell nicht zur Endlagerung angemeldet werden und unterliegt nicht den gesetzlichen Anforderungen für Atommüll.

Für das Uranoxid gibt es in Gronau eine unbefristete Lagergenehmigung, sodass die Atomkraftgegner_innen die schleichende Entstehung eines oberirdischen Endlagers in Gronau befürchten. Dazu berichtete die taz vor wenigen Tagen in diesem Artikel.

Dort heißt es u.a. mit Blick auf die wachsenden Uran-Halden: „Die verantwortlichen Umwelt- und Wirtschaftsministerien in Bund und Land haben offenbar keinen Plan, wie die immer weiter wachsenden Atommüllberge entsorgt werden sollen. Schon 2011 antwortete die Bundesregierung der Bundestagsfraktion der Grünen, die UAA werde rund 100.000 Kubikmeter Atommüll produzieren. „Der kann nach Ansicht der rot-grünen Düsseldorfer Landesregierung aber aus wasserrechtlichen Gründen keinesfalls im Schacht Konrad als vorgesehenem Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Müll landen“, betont Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.

Berlin hat bisher stattdessen eine Endlagerung zusammen „mit bestrahlten Brennelementen“ propagiert – also im noch zu findenden Endlager für hochradioaktiven Atommüll. Doch das soll nach derzeitigen Plänen insgesamt weniger als 30.000 Kubikmeter aufnehmen können, sagte eine Sprecherin des Bundesamts für Strahlenschutz zur taz.“

 

 

Dirk Seifert

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