Klitschko schlägt zu – Gerade Linke in Hamburgs olympische Fresse

WinterspieleHamburgDa rotten sich welche zusammen. Erst war es die Handelskammer, eine der mächtigen Institutionen dieser Stadt, die – wie das Abendblatt weiß – die Politik vor sich her treiben kann. Und so hat Sportsenator Neumann (SPD) die Sache denn auch schon im Frühjahr als klare Anweisung angenommen. Nun  fädeln CDU und die Hamburger Tourismusbranche ein: Eine Bewerbung für olympische Sommerspiele sei die „Jahrhundertchance“ für Hamburg, meint die CDU. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hält Hamburg für „siegfähig“. Und als wäre das Elend nicht groß genug, titelt das Abendblatt: „Wladimir Klitschko will Hamburgs Olympia-Botschafter sein„. Da legst di nida, würden die Bayern sagen, die gleich viermal per Volksentscheid dem Olympischen-Kapital-Verein jüngst die lange Nase zeigten. Und – bitte, bitte – nicht Klitschko! Hat der nicht noch irgendwo anders besseres zu tun? Wie wäre es denn mit Wurst?

In seiner Neujahrsansprache hatte der Chef der Handelskammer zwar von der Untergrabung der Parlamente durch Gerichte und Volksentscheid geschimpft. Gleichzeitig aber angedroht, dass er einen Volksentscheid notfalls selbst auf den Weg bringen würde. Gemeint war die Olympia-Bewerbung Hamburgs.

Die Arbeit nimmt ihm die Politik jetzt ab. Das ist auch gut so, denn die Handelskammer hat ja auch ein paar eigene Probleme.

Im Ernst! Es wird ernst, verdammt sogar. In nur wenigen Zeilen macht das Abendblatt deutlich, dass ein Verbund aus Konzernen und Lizenz-Verwertungs-Funktionären die Drohung ernst meint: „Der Hamburger Senat macht Tempo bei der Vorbereitung einer möglichen Olympiabewerbung für die Jahre 2024 oder 2028. Unter Federführung der Innenbehörde wird derzeit eine Projektgruppe mit Fachleuten aus allen Behörden zusammengestellt, die im nächsten halben Jahr eine Machbarkeitsstudie entwickeln soll. Auch die Parteien kommen in Fahrt. Am Mittwoch soll in der Bürgerschaft ein interfraktioneller Antrag beraten werden, der den Senat auffordert, ergebnisoffen Chancen und Risiken von Olympischen und Paralympischen Sommerspielen in Hamburg ausloten zu lassen. Am Montagabend wollen die Fraktionsspitzen die Endfassung abstimmen. SPD, CDU, Grüne und FDP unterstützen diesen Vorstoß, die Linke bislang nicht.“

Und die taz-hamburg stellt fest: „Konkret geht es um Kosten und Sicherheitskonzepte, die bestehenden Sportstätten und die noch zu errichtenden. Klare Aussagen erwartet das Parlament aber auch zu Verkehrsfragen, über ein Mobilitätskonzept, die Auswirkungen Olympischer Spiele auf Stadtentwicklung, Flächenfraß und Klimaschutz sowie die Nutzung von Stadien, Hallen und Olympischem Dorf nach den Spielen.“ Kosten, Sicherheit, Verkehrsfragen, Stadtentwicklung? Ich dachte es geht um Sport?

Na klar, ganz kleine olympische Spiele, total ergebnisoffen wird das alles geprüft und am Ende muss alles total nachhaltig sein. Na, dann wirds ja sicher nicht so schlimm werden. Die CDU will jetzt sogar das geplante Referendum vorziehen. Während die SPD das mit der Bürgerschaftswahl im Februar 2015 verknüpfen will (und sich mit einem geänderten Fahrplan bei DOSB noch auseinander setzten muss), soll es nach dem Willen der CDU bereits im Herbst stattfinden – bevor der DOSB über die total spannende Frage entscheidet: Berlin oder/und  Hamburg?

Auch das ist super: Die CDU hat gleich einen Gesetzentwurf vorgelegt, mit dem ein solches Referendum überhaupt erst einmal eingeführt werden soll. Demnach sollen unverbindliche Referenden möglich werden, wenn Zweidrittel der Bürgerschaftsabgeordneten sowas wollen. Unverbindlich! Da haben einige CDU-Abgeordnete wohl das Desaster in Bayern zu den Winterspielen in Erinnerung. Mal ganz abgesehen davon, dass es schon ein kurioses Verständnis von Demokratie und Bürgermitbestimmung ist, was da zum Ausdruck kommt.

Nein: Sport ist hier nicht das Wesentliche. Diejenigen, die jetzt hier eine – natürlich total gemäßigte- Olympia-Bewerbung unter Hochdruck auf den Weg bringen wollen, wollen eins: Geld verdienen! Die treibende Kraft war die Handelskammer. So sehr, dass sogar der Hamburger Sportbund die Kammer im Frühjahr noch zur Ordnung rief.

Nur zwei Stimmen sind grad noch nicht so richtig auf Kurs: Olaf Scholz hält sich, wie das Abendblatt feststellt, bedeckt: „Scholz vermeidet klares Bekenntnis zu Olympia„. Der hat vielleicht noch in Erinnerung, wie krass die Olympia-Bewerbung in Bayern gescheitert ist und wie seine Gegenkampagne zum Volksentscheid „Unser Hamburg – Unser Netz“ daneben ging? Noch einmal am Bürger zu scheitern, wäre für denjenigen, der angeblich „klug“ regiert sicherlich nicht nützlich, allemal wenn es gilt, die absolute Mehrheit bei den nächsten Bürgerschaftswahlen zu halten. Ist ja auch komisch, diese Ähnlichkeit der Pro-Olympia-Befürworter mit denjenigen, die gegen den Volksentscheid zur Rekommunalisierung waren.

Die andern sind die Linken. Die warnen recht unsportlich und schnöde vor den Risiken einer Olympia-Bewerbung, davor, dass derartige Spiele in Hamburg die ohnehin schon vorhandene Entwicklung zur Ausgrenzung in der Innenstadt weiter voran trieben würde. Mal ganz abgesehen davon, dass diese Spiele am Ende immer um ein vielfaches teurer waren, als vorher prognostiziert und versprochen wurde und am Ende die BürgerInnen die Zeche zahlten, während die Konzerne mit den Gewinnen in der Tasche weiter zogen. Schlimmer noch, sie halten das ganze Gerede für ein Täuschungsmanöver.

Warum nur? Diesmal wird alles ganz ergebnisoffen untersucht und es besteht Einigkeit „in den vier Rathausfraktionen von SPD, CDU, Grünen und FDP, dass eine Bewerbung Hamburgs nur unter der Voraussetzung erfolgen sollte, dass das IOC dem bisherigen Gigantismus abschwört.“ Dann ist ja alles gut!

Ich bleibe dabei: Wenn schon – denn schon. Winterspiele für Hamburg – sonst gar nichts. Rechts oben unterschreiben!

Dirk Seifert

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