Atommeiler: Grohnde on – Brokdorf off – Mitarbeiter-Bürgerinitiative warnt vor Strom-Blackout ohne Atomkraft!
Während das AKW Grohnde nach heftigen Auseinandersetzungen über Sicherheitsmängel am letzten Freitag Abend die Zustimmung zur Wieder-Inbetriebnahme erhalten hat, geht nun das AKW Brokdorf in Schleswig-Holstein in Revision und vom Netz (alles zum Thema AKW Brokdorf auf dieser Seite). Erneut sollen dabei auch die besonders gefährlichen Plutonium-Brennelemente (MOX) eingesetzt werden. Das teilte das von den Grünen geführte Energieministerium in Schleswig-Holstein mit. Der Atommeiler an der Unterelbe darf nach der Katastrophe von Fukushima und der danach erfolgten Befristung im Atomgesetz noch bis Ende 2021 riskanten Atomstrom und Atommüll produzieren (die PM in vollem Wortlaut unten). Zuletzt kam es am 10. Juni in Brokdorf zu einem Zwischenfall: Leckage in der Entlüftungsleitung eines Motorluftkühlers im Kernkraftwerk Brokdorf
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E.ons Mitarbeiter engagieren sich derweil munter privat für die Atomenergie. Sie haben jetzt laut SHZ „erste Bürgerinitiative pro Kernkraft gebildet. Eine Gruppe von bislang rund 15 Personen, etwa die Hälfte von ihnen Mitarbeiter an den Standorten Brokdorf und Brunsbüttel, will der Kernenergie wieder eine Stimme geben. Wortführer sind der Münsterdorfer Hauke Rathjen und der Itzehoer Physiker Dr. Roland Wink. „Wir stellen die Energiewende nicht in Frage“, versichert Rathjen. Man wolle vor allem aber „zur Versachlichung der Diskussion beitragen“. Ausdrücklich versteht sich die Gruppe als Gegengewicht zu den Aktivisten von „Brokdorf akut“, die nach Ansicht der Initiative MIT Kernenergie „häufig mit Unwahrheiten operiere““. Rathjen und Wink sind E.on Mitarbeiter aus dem AKW Brokdorf.
Die Beschäftigten in den Atommeilern beschweren sich auch bei E.on: „Heute aber sei das in der Politik kein Thema mehr. Gleichzeitig hat Brokdorf-Betreiber Eon die Öffentlichkeitsarbeit praktisch eingestellt.“
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Vor allem aber treibt die Atom-Angestellten die Sorge um einen Strom-Blackout um. Der SHZ erklärten Wink und Rathjen: Verwundert „registrieren die Sprecher dabei auch, dass die Öffentlichkeit von einer durch den Netzbetreiber erzwungenen Verschiebung der Revision im Kernkraftwerk Brokdorf kaum Notiz genommen habe. „Dabei werden wir schon gefragt, ob mit einem Blackout in Norddeutschland zu rechnen sei.“ Offenbar gehe es derzeit ohne Atomkraftwerke gar nicht. Tatsächlich hatte Netzbetreiber TenneT den für 14. Juni geplanten Start der Revision auf der Grundlage des Energiewirtschaftsgesetzes schlicht untersagt. Für MIT Kernenergie ein bislang einmaliger Vorgang – und ein klarer Beleg dafür, dass „die Sicherheit der Stromversorgung bei einem Stillstand in Brokdorf derzeit nicht gewährleistet werden kann.“ Nun soll der Meiler erst morgen abgeschaltet werden. Die erheblichen Kosten für die Verschiebung müsse die TenneT tragen, die diese wiederum an die Stromkunden weitergebe. Mit anderen Worten: „Der Verbraucher muss nun auch noch dafür bezahlen, dass der dringend benötigte Atomstrom weiter fließen kann.““
Pressemitteilung vom Energieministerium Schleswig-Holstein zur Revision im AKW Brokdorf 2014
„Kernkraftwerk Brokdorf zur Jahresrevision vom Netz
BROKDORF/KIEL. Das Kernkraftwerk Brokdorf soll morgen (21. Juni) zum jährlichen Brennelementwechsel und der damit verbundenen Revision vom Netz genommen. Wie innerhalb jeder Revision werden umfangreiche Prüfungen, Instandhaltungsarbeiten und Maßnahmen zum Erhalt und zur Erhöhung der Sicherheit der Anlage durchgeführt. Die Atomaufsicht des Energiewendeministeriums wacht darüber, dass alle Sicherheitsanforderungen eingehalten werden, die durch Rechtsvorschriften oder behördliche Auflagen festgelegt worden sind.
Aufgrund von Befunden in anderen Kernkraftwerken werden umfangreiche Untersuchungen an Drosselkörpern durchgeführt, wodurch sich die Revisionsdauer gegenüber den ursprünglichen Planungen um einige Tage verlängern wird.
Während des diesjährigen Anlagenstillstandes soll der Reaktordruckbehälter mit 40 neuen Brennelementen, davon 12 Mischoxid (MOX)-Brennelemente, beladen werden. Hierzu und zum Umsetzen von bestrahlten und unbestrahlten Brennelementen ist es notwendig, den Reaktordruckbehälter zu öffnen. Dieses erfolgt, dem Fortgang der Arbeiten entsprechend, in den ersten Tagen der für gut drei Wochen geplanten Revision. Im Laufe der Revision werden unter anderem auch wieder Funktionsprüfungen an Ventilen im nicht-nuklearen Wasserdampfkreislauf durchgeführt. Dabei kann es zum Austritt von reinem Wasserdampf kommen.
Sämtliche Arbeiten werden von der Atomaufsicht des Energiewendeministeriums intensiv kontrolliert. Die Einhaltung der Grenzwerte, die Ableitungen mit Luft und Wasser sowie die durch den Brennelementwechsel der Anlage bedingte Strahlenexposition von Personal und der Bevölkerung werden dabei auch überwacht. Sachverständigenorganisationen wie TÜV Nord, Energiesysteme Nord und Zerna wird das Ministerium im erforderlichen Umfang hinzuziehen.
Hintergrund zu den Drosselkörpern:
Drosselkörper dienen zur Strömungseinstellung im Reaktorkern. Im Kernkraftwerk Grohnde (Niedersachsen) wurden kürzlich an neun von insgesamt 132 Drosselkörpern gebrochene Druckfedern festgestellt. Sämtliche Drosselkörper – auch die befundfreien – werden dort in den nächsten beiden Jahren vorbeugend getauscht.“