Sicherheitsmängel der Atommeiler – Nachrüstungen stehen bis heute aus!

Nachrüstungslisten (PDF) des Bundesumweltministeriums, offene Fragen zu Sicherheitsaspekten aufgrund des Stresstest der Bundesregierung nach der Fukushima-Katastrophe, Todo-Listen nach dem europäischen Stresstest, neue Kerntechnischen Regelungen, die bis heute nicht in Kraft gesetzt worden sind, Anlagenspezifische Probleme bei den einzelnen Reaktoren, Alterungsprobleme und Rissproblematiken an Werkstoffen und Stählen und vieles mehr…. Eine enorme Vielzahl von sicherheitsrelevanten Aspekten hat sich in den für Reaktorsicherheit zuständigen Bundes- und Landesbehörden aufgetürmt und nur wenig konkretes ist bekannt, was eigentlich in welchem Reaktor nachgerüstet oder nicht-nachgerüstet wird. Klar aber ist: In jedem der noch am Netz befindlichen Reaktoren ist eine Kernschmelze grundsätzlich möglich und alle Reaktoren sich gegen den Absturz schwerer Flugzeuge und gezielte Terrorangriffe unzureichend gesichert.

Einen Eindruck, wie vielschichtig und komplex die Sicherheitsfragen sind, zeigt auch eine im März 2011 veröffentlichte Studie zur Sicherheit der Atomreaktoren in Baden-Württemberg. Oda Becker hatte diese Studie im Auftrag des BUND verfasst, kurz nachdem die Bundesregierung die Laufzeitverlängerung beschlossen hat und kurz bevor die Katastrophe von Fukushima zu einer Kehrtwende in der Atompolitik führte.

Dennoch listet diese Studie viele sicherheitsrelevante Fragen und Probleme auf, die einerseits für die beiden noch in Betrieb befindlichen Reaktoren Philippsburg 2 und Neckarwestheim 2 gelten. Die aber andererseits auch für die anderen noch am Netz befindlichen Reaktoren von Bedeutung sind. Diese Studie gibt es beim BUND Baden Württemberg hier als PDF zum download. Sollte der Link nicht (mehr) funktionieren, steht die Studie hier bereit.

In der Pressemitteilung schreibt der BUND BW mit Blick auf die beiden noch laufenden Reaktoren: „Auch die neueren Alt-AKWs Neckarwestheim 2 und Philippsburg 2 haben der BUND-Studie zufolge große Sicherheitsmängel. So zählt Philippsburg 2 mit einem technischen Design aus den 1970er Jahren und großen Problemen beim so genannten Bruchausschluss von zentralen druckführenden Leitungen zu den störanfälligsten Reaktoren. Diese Probleme lassen sich auch durch umfangreiche Nachrüstungen nur teilweise in den Griff bekommen. Beide Reaktoren erfüllen nicht die gesetzlichen Sicherheitsstandards, die seit 1994 gelten.

„Die neue Landesregierung in Baden-Württemberg muss ohne falsche Rücksichten alle Sicherheitsnachrüstungen sowie einen baulichen Schutz gegen Terrorrangriffe bei den neueren Anlagen zügig anordnen, um deren Sicherheit zumindest etwas zu erhöhen. Als Leiterin der Atomaufsicht muss Ministerin Tanja Gönner endlich aktiv werden“, so die BUND-Landesvorsitzende Dahlbender: „Zugleich muss die Bevölkerung umfassend und offensiv über die Sicherheitsmängel der Atomkraftwerke und Nachrüstmaßnahmen informiert werden.“

Also die Studie veröffentlicht wurde ereignete sich gerade der Unfall in Fukushima und in Stuttgart regierte noch die CDU. Inzwischen regiert in Baden-Württemberg eine grüne-rote Landesregierung.

Dirk Seifert

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