Noch ein Brief: Der Energiewendeminister von Schleswig-Holstein erklärt, warum Atommüll nach Brunsbüttel muss

Radioaktiv-07.jpgIn einem Brief an die Grünen-Mitglieder in Schleswig-Holstein hat der Energiewendeminister Robert Habeck erklärt, wie es zu dem Vorschlag gekommen ist, Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich und England nicht wie bislang vorgesehen nach Gorleben, sondern vielleicht besser zum stillgelegten Vattenfall-Reaktor nach Brunsbüttel zu transportieren. Der Brief steht hier zum download bereit (PDF).

In einem flammenden Appell und mit tiefer Überzeugung, dass es eine wahrlich historische Leistung der Grünen sei, schreibt der Minister: „Es ist keine Ironie der Geschichte sondern Gründungsauftrag der Grünen, dass ein grüner Ministerpräsident (Winfried Kretschmann) die Lösung für eine Endlagerfrage möglich gemacht hat, indem er die ergebnisoffene Suche auch in seinem Bundesland zugestanden hat, dass ein niedersächsischer grüner Umweltminister (Stefan Wenzel) eine Struktur gefunden hat, die eine Einigung über die „Gorlebenfrage“ ermöglicht, und dass eine jetzt von den Grünen verantwortete Atomaufsicht auf die Frage nach einer Zwischenlagerung nicht Nein sagt.“

Wären die Grünen nicht so großartig, wäre es schlimm gekommen: „Ein Nein hätte an allen drei Weggabelungen bedeutet, dass Gorleben immer weiter zum Endlager wird. Ein Nein würde gegen alles gehen, wofür wir uns im Wendland kalte Füße geholt haben – und wofür die Grünen stehen.“

Na gut, einen Haken gibt es: „Dem Kompromiss nach soll der Salzstock Gorleben erst einmal im Verfahren bleiben.“ Das wäre ja nun ein nicht ganz unwichtiger Aspekt und nun erwartet man irgendwie, dass Habeck erklärt, mit welch raffinierten grünen Winkelzügen Gorleben zwar im Verfahren bleibt, aber in jedem Fall verhindert wird. Doch…. nein. Der Minister kommt auf dieses Detail nicht wieder zu sprechen. Irgendwie verzettelt er sich in einer Vielzahl von verdammt komplizierten und irgendwie auch wichtigen Dingen, die allesamt nach „historisch“ klingen.

Schade eigentlich.

Toll aber, wie Habeck sich das mit dem Castor per Schiff so vorstellt: “ Ein Schiff könnte in Brunsbüttel anlanden. Der Hafen ist nur zwei Kilometer vom Zwischenlager entfernt. Erspart bliebe somit auch ein Großteil der sonst notwendigen massiven Polizeibegleitung.“

Klasse. Dann können nicht so viele stören, wenn der Castor kommt. Echt umsichtig!

Da fällt mir nur eins ein: Ein Schiff wird kommen….

Siehe auch: Der Brief vom Bundesumweltminister an den Energiewendeminister: Brunsbüttel ist Top-Favorit für Atommüll

Atommüll-Endlagersuche von Demokratiewelle überrollt – 24 für den Konsens

und: Das AKW Brokdorf muss vom Netz – Keine Castortransporte nach Schleswig-Holstein

Dirk Seifert

2 Gedanken zu “Noch ein Brief: Der Energiewendeminister von Schleswig-Holstein erklärt, warum Atommüll nach Brunsbüttel muss

  1. […]Allerdings ist es meiner Ansicht nach ein grundsätzlicher Unterschied, ob Polizei gebraucht wird, um über das Verbringen von Castoren die Atomkraft am Leben zu erhalten, oder sie durch die Zwischenlagerung endgültig zu beenden.[…]

    …durch die Zwischenlagerung endgültig zu beenden! Eine Formulierung zum dahinschmelzen, die es in sich hat.

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